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Doch kein Umzug nach Tegel für Hochschule?: Berliner Senat sucht schon nach einem Plan B

Die Pläne zur Nutzung des ehemaligen Flughafens Tegel als Standort für Hochschulen und Forschungsinstitute stehen vor einer ungewissen Zukunft. Der Berliner Senat hat kürzlich beschlossen, einen ersten Bebauungsplan für das Kurt-Schumacher-Quartier in Tegel zu verabschieden, der den Bau von Wohnungen und Gewerbeimmobilien vorsieht. Dies wirft Fragen über die geplante Hochschulnutzung auf, die ursprünglich für das Areal vorgesehen war.

Der Senat plant, auf dem ehemaligen Flughafengelände insgesamt mindestens 5.000 Wohnungen zu errichten und mindestens die Hälfte davon als sozialen Wohnraum bereitzustellen. Der erste Teil des Wohnprojekts soll bis 2028/29 bezugsfertig sein. Der Bausenator Christian Gaebler zeigte sich optimistisch, dass die ersten Baumaßnahmen bereits 2026 beginnen könnten. Dies könnte jedoch die ursprünglichen Pläne für einen Hochschulstandort gefährden, die mit der Schaffung eines Industrie- und Forschungsparks, der Urban Tech Republic (UTR), verbunden waren.

Der Bebauungsplan für die Urban Tech Republic strebt an, eine Fläche von etwa 13 Hektar zu entwickeln, auf der bis zu 1.000 Unternehmen, Start-ups und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt werden sollen. Diese Pläne beinhalten auch die Möglichkeit, einen Hochschulcampus zu integrieren. Allerdings ist unklar, ob die Hochschulen tatsächlich den Standort Tegel wählen werden, vor allem angesichts der neuen Wohnnutzungen und der gedrängten zeitlichen Abläufe.

Der Flughafen Tegel wurde am 8. November 2020 geschlossen und am 5. Mai 2021 entwidmet. Der Standort wurde zuvor als einer der bedeutendsten Verkehrsflughäfen in Deutschland angesehen, mit einem Passagieraufkommen von über 22 Millionen im Jahr 2019. Nach der Schließung sind auf dem Gelände derzeit noch mehrere Tausend Geflüchtete untergebracht, was die Pläne zur schnellen Umnutzung des Areals zusätzlich verkompliziert.

Aktuell befinden sich die Planungen für die Urban Tech Republic in einem fortgeschrittenen Stadium, und die Stadtentwicklungsverwaltung rechnet damit, dass die ersten Firmen zwischen 2027 und 2028 einziehen könnten. Jedoch steht im Raum, dass die angestrebten Hochschulen möglicherweise andere Standorte auswählen, was den Senat dazu zwingt, nach Alternativen zu suchen.

In den letzten Jahren hat Berlin einen signifikanten Verlust an Gewerbeflächen erlebt. Laut der Wirtschaftsverwaltung hat die Stadt seit 2018 rund 100 Hektar Gewerbeflächen verloren, was etwa zwei Prozent der gesamten Gewerbeflächen in Berlin ausmacht. Der Senat plant, die Stadtentwicklungspläne bis 2040 zu überarbeiten, um dem weiteren Verlust von Gewerbeflächen entgegenzuwirken und gleichzeitig die Wohnraumsituation zu verbessern.

Die Diskussionen um den Tegeler Flughafen und die angestrebte Umnutzung des Geländes sind Teil eines größeren städtebaulichen Konzepts, das darauf abzielt, ein Gleichgewicht zwischen Wohnraumbedarf und der Schaffung neuer Arbeitsplätze zu finden. Der Senat steht unter Druck, sowohl den Bedürfnissen der Anwohner als auch den Anforderungen von Unternehmen und Bildungseinrichtungen gerecht zu werden. Die Herausforderung besteht darin, innovative Lösungen zu finden, die der diversifizierten Nutzung des Geländes Rechnung tragen.

Die Planungen für das Kurt-Schumacher-Quartier und die Urban Tech Republic sind noch nicht endgültig beschlossen und müssen die Zustimmung des Berliner Parlaments erhalten. Dies könnte mögliche Verzögerungen oder Änderungen in den ursprünglichen Plänen zur Folge haben. Die Politik ist sich bewusst, dass eine gut durchdachte städtebauliche Planung entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Stadt ist.

Insgesamt bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Berliner Senat in Bezug auf die Hochschullandschaft im ehemaligen Flughafen Tegel treffen wird und ob alternative Standorte in Betracht gezogen werden müssen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um Klarheit über die Zukunft des Geländes und die angestrebte Nutzung zu schaffen.

Quellen: rbb, Der Standard, dpa

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Politik

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