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Arbeitskampf in der Süßwarenindustrie: Arbeitgeber legen Verhandlungen wegen Streiks auf Eis

In der deutschen Süßwarenindustrie haben sich die Verhandlungen zwischen dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgrund aktueller Warnstreiks vorerst verzögert. Die NGG hat die Arbeitnehmer in der Branche mobilisiert, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Dies führte zu einer vorübergehenden Aussetzung der Gespräche zur Modernisierung des Entgeltrahmentarifvertrags (ERTV).

Der tarifpolitische Geschäftsführer des BDSI, Dr. Mario Mundorf, äußerte, dass eine vertrauensvolle Verhandlungsatmosphäre durch die gleichzeitig stattfindenden Streikaktionen der NGG nicht mehr gegeben sei. Die NGG hat zur Durchführung von Warnstreiks in mehreren Regionen aufgerufen, darunter Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, bei bedeutenden Unternehmen wie Unilever, Nestlé und Barry Callebaut. Die Gewerkschaft rechnet mit einer hohen Beteiligung von etwa 700 bis 800 Beschäftigten.

Die Forderungen der NGG sind klar: Sie verlangt eine Gehaltserhöhung von 9,9 Prozent, mindestens jedoch 360 Euro pro Monat für die Beschäftigten. Für Auszubildende wird eine Erhöhung von 190 Euro gefordert. Im Gegensatz dazu haben die Arbeitgeber in ihren bisherigen Angeboten lediglich Erhöhungen von 2,8 bis 3,1 Prozent bei einer Laufzeit von bis zu 28 Monaten angeboten. Diese Differenz hat zu Unmut unter den Arbeitnehmern geführt, die sich in ihrem Streikaufruf deutlich gegen die Angebote der Arbeitgeber positionieren.

Die Verhandlungen um den ERTV sind in mehreren Tarifgebieten ins Stocken geraten. Während in drei weiteren Tarifgebieten die Verträge noch laufen, werden in sechs Regionen aktive Verhandlungen geführt. Die NGG hat sich entschlossen, ihre Streikmaßnahmen fortzusetzen, um auf die unzureichenden Angebote seitens der Arbeitgeber zu reagieren. Die Mobilisierungen sollen die Arbeitgeber dazu bewegen, ihre Angebote zu überdenken und den Forderungen der Beschäftigten entgegenzukommen.

Die aktuelle Streikwelle in der Süßwarenindustrie hat bereits in Berlin begonnen, wo am Montag rund 400 Beschäftigte an einem Warnstreik teilnahmen. Die Kundgebung fand vor der Produktionsstätte eines der betroffenen Unternehmen statt. Die NGG spricht von einer breiten Solidarität unter den Beschäftigten, die sich nicht nur auf einzelne Unternehmen beschränkt, sondern ein starkes gemeinsames Auftreten in der gesamten Branche darstellt.

Die Arbeitgeber hingegen sehen sich durch die Streiks und die damit verbundene Störung der Produktion unter Druck. Der BDSI betont, dass das aktuelle Angebot fair sei und die Inflation berücksichtige. Die Arbeitgeber haben jedoch auch signalisiert, dass sie bereit sind, über die Angebote zu diskutieren, unter der Voraussetzung, dass die Streikmaßnahmen eingestellt werden, um einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen.

Die NGG wird ihre Streikaktivitäten voraussichtlich bis Ende August fortsetzen, während die Arbeitgeberseite plant, die Verhandlungen in verschiedenen Regionen nach einer kurzen Pause wieder aufzunehmen. Die nächste Runde der Tarifverhandlungen wird mit Spannung erwartet, und es bleibt abzuwarten, ob die Arbeitgeber bereit sind, die Forderungen der Gewerkschaft ernsthaft zu prüfen.

In der gesamten Diskussion um den Arbeitskampf in der Süßwarenindustrie wird deutlich, dass die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern stark divergieren. Während die Gewerkschaft auf eine substanzielle Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Löhne pocht, argumentieren die Arbeitgeber, dass ihre Angebote aufgrund der aktuellen Marktsituation und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fair seien. Ein Einlenken auf beiden Seiten könnte möglicherweise eine Einigung ermöglichen, doch die derzeitige Situation scheint festgefahren zu sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Streiks und die Aussetzung der Verhandlungen in der Süßwarenindustrie einen bedeutenden Wendepunkt in den Tarifverhandlungen darstellen. Die Situation bleibt angespannt und könnte sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber langfristige Auswirkungen haben. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob eine Einigung erreicht werden kann oder ob die Streiks weiter eskalieren.

Quellen: Der Standard, dpa, NGG

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Politik

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