Berlins Kunst- und Kulturszene steht aufgrund geplanter Einsparungen im Haushalt 2025 vor großen Herausforderungen. Wie der rbb berichtet, sollen im Rahmen eines allgemeinen Sparprogramms von drei Milliarden Euro auch Kürzungen im Kulturbereich von 130 Millionen Euro vorgenommen werden. Diese betreffen unter anderem die Arbeitsstätten von Künstlerinnen und Künstlern, wie Ateliers und Proberäume.
Besonders schwierig ist die Lage für Künstlerinnen und Künstler mit befristeten Mietverträgen. Die Kulturraum Berlin gGmbH, Verwalterin zahlreicher Ateliers und Proberäume, überprüft derzeit auslaufende Verträge und erwägt, einige Immobilien aufzugeben, um Kosten einzusparen. Dirk Förster, Geschäftsführer der gGmbH, versicherte gegenüber dem rbb: "Niemand wird zum 1. Januar 2025 seine Räume verlieren, zumindest in den Liegenschaften, die bestehen bleiben." Trotzdem könnten bis zu 120 Künstlerinnen und Künstler betroffen sein, deren Verträge Anfang oder Mitte 2025 auslaufen.
Die Einsparungen werden sich auch auf das Angebot an temporären Proberäumen auswirken. Ensembles, die projektbezogen proben, könnten zukünftig Schwierigkeiten haben, passende Räumlichkeiten zu finden. Förster rechnet mit einem Verlust von etwa 15.000 Nutzungsstunden im Bereich der temporären Angebote. Auch die Autorin Annett Gröschner, deren Ateliervertrag in Schöneweide im September 2025 ausläuft, befürchtet gegenüber dem rbb, dass einmal aufgegebene Kunsträume dauerhaft verloren gehen könnten.
Obwohl der Senat einige der ursprünglich geplanten Kürzungen im Kultur- und Verkehrsbereich zurückgenommen hat, bleiben die Einschnitte im Kulturbereich beträchtlich. Die Kulturraum Berlin gGmbH muss weiterhin sparen, jedoch nicht mehr in der ursprünglich vorgesehenen Höhe von zwölf Millionen Euro, sondern "nur" um knapp die Hälfte. Dadurch kann die wichtige Arbeit der gGmbH, zum Beispiel als Generalmieterin der Uferhallen im Bezirk Mitte, fortgeführt werden. Trotzdem bezeichnet Förster die Kürzungen als "schmerzhaft".
Die Zukunftsaussichten für den Ausbau von Künstlerateliers sind düster. Die Landesförderung für diesen Zweck soll von 21 Millionen auf drei Millionen Euro reduziert werden. Eine weitere Anmietung und Herrichtung von Räumen sei unter diesen Bedingungen kaum realisierbar, so Förster. Die CDU sieht in privaten Investoren eine mögliche Alternative zur Bereitstellung von Räumen für Kulturschaffende. Offen bleibt jedoch die Frage nach der Höhe der Mietpreise.
Ähnliche Probleme traten bereits während der Corona-Pandemie auf, wie nachtkritik.de berichtet. Damals wurden verschiedene Hilfsprogramme aufgelegt, um die wirtschaftlichen Folgen für Kulturschaffende abzumildern, darunter Zuschüsse, gelockerte Insolvenzregeln und ein Verzicht auf die Rückforderung von Fördergeldern. Auch die Bundesländer ergriffen eigene Maßnahmen, von finanziellen Zuschüssen bis hin zu zinslosen Darlehen. Die aktuelle Situation in Berlin verdeutlicht, dass die finanzielle Sicherung von Künstlerateliers und Proberäumen ein anhaltendes Problem darstellt.
Die Situation in Berlin ist kein Einzelfall. Wie ein Artikel in der Rheinpfalz vom 24. Januar 2024 zeigt, kämpft auch das Künstlerhaus Zeitraum-Exit in Mannheim seit Jahren um seine Existenz und hatte mit Einbrüchen, Wasserschäden und einem Großbrand zu kämpfen.
Auch in Dresden ist die finanzielle Lage der freien Kunst- und Kulturszene ein Thema. Ein Blogbeitrag vom 5. Juni 2024 dokumentiert die Antworten verschiedener Parteien auf die Frage nach ihren Leistungen für die freie Szene im Stadtrat. Die Antworten reichen von konkreten Maßnahmen wie der Erhöhung der Kulturförderung (Bündnis 90/Die Grünen) bis hin zum Verweis auf die begrenzten Haushaltsmittel (CDU).
Quellen:
- rbb: Berlin: Welche Folgen der Berliner Sparkurs für Ateliers und Proberäume haben könnte
- nachtkritik.de: Soforthilfen für freie Kultur
- Die Rheinpfalz: Zeitraum-Exit zieht in die Quadrate
- Blogbeitrag: Wahlprüfsteine für die freie Kunst- und Kulturszene