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Nach Betrug mit Parzellenpacht: Pankower Kleingärtner in Not

In Pankow, einem Bezirk von Berlin, stehen viele Kleingärtner vor einer unsicheren Zukunft, nachdem sie in einen Betrugsskandal verwickelt wurden, der den Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow in eine schwere Finanzkrise gestürzt hat. Die Enthüllungen über die Veruntreuung von Geldern haben sowohl rechtliche als auch moralische Konsequenzen und betreffen direkt die Existenz von über 5000 Kleingärtnern, die um ihre Parzellen fürchten.

Der Hintergrund der Krise

Im Mai 2023 wurde bekannt, dass Gelder in beträchtlicher Höhe, schätzungsweise im sechsstelligen Bereich, aus den Kassen des Bezirksverbandes verschwunden sind. Berichten zufolge gab es Unregelmäßigkeiten bei Gehaltszahlungen, die auf einen Missbrauch von Mitteln durch ehemalige Funktionsträger hindeuten. Dies führte zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens am 1. September 2023, wodurch die finanzielle Stabilität des Bezirksverbandes gefährdet ist.

Folgen für die Kleingärtner

Die Auswirkungen dieses Skandals sind für die Kleingärtner gravierend. Viele von ihnen haben in der Angst vor Verlust ihrer Parzellen bereits ihre Pachtbeiträge für das Jahr 2024 erneut gezahlt, um Kündigungen aufgrund von Zahlungsrückständen zu vermeiden. Jedoch gibt es keine Garantie, dass sie ihre Gärten behalten können, da die Zukunft des Bezirksverbandes ungewiss ist.

Einige Gartenvereine, wie die Kolonien „Am Anger“ und „Rosenthal Nord“, sind besonders betroffen. Hier wurden nicht nur die Pachtbeiträge nicht rechtzeitig an die Verpächter überwiesen, sondern auch Gelder, die für die Investition in die Infrastruktur der Anlage gedacht waren. Dies hat zu einer tiefen Verunsicherung unter den Pächtern geführt, von denen einige nicht mehr bereit sind, weitere Zahlungen zu leisten, was die Lage weiter verschärft.

Rechtliche Schritte und öffentliche Reaktionen

Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt haben Ermittlungen eingeleitet, um den Umfang der Veruntreuung zu klären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. In der Zwischenzeit haben sich mehrere Kandidaten um die Wahl des neuen Vorstands des Bezirksverbandes beworben, um einen Neuanfang zu wagen und das Vertrauen der Kleingärtner zurückzugewinnen.

Der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Berlin, Gert Schoppa, hat betont, dass der Skandal nicht das gesamte Kleingartenwesen in Frage stellen sollte. Er fordert eine differenzierte Betrachtung der Situation und warnt davor, dass pauschale Verdächtigungen nicht nur das Ansehen der Ehrenamtlichen schädigen, sondern auch die gesamte Struktur der Kleingartenvereine gefährden könnten.

Die emotionale Belastung der Kleingärtner

Die emotionalen Folgen des Skandals sind für viele Kleingärtner spürbar. Nadine Herbst, die seit 20 Jahren in der Kleingartenanlage „Am Anger“ gärtnerisch tätig ist, äußerte ihre Besorgnis: „Wir befinden uns seit fünf Jahren in einem Schwebezustand. Was mit uns passiert, weiß hier niemand. Ich glaube nicht, dass der Verband gerettet wird.“

Monika Almes, die neu in die Kleingartenanlage eingetreten ist, fühlt sich ebenfalls betrogen: „Ich habe 1000 Euro und die Pachtbeiträge überwiesen. Kurz danach habe ich erfahren, dass sie mit dem Geld abgehauen sind. Wo das Geld ist, weiß keiner.“ Solche Aussagen verdeutlichen das große Misstrauen, das unter den Pächtern herrscht, und die Angst, die mit dem Verlust ihres kleinen Paradieses verbunden ist.

Ausblick und mögliche Lösungen

Die Zukunft des Pankower Bezirksverbandes hängt von der Fähigkeit ab, die Finanzen zu sanieren und das Vertrauen der Kleingärtner zurückzugewinnen. Der Insolvenzverwalter wird bald über die weiteren Schritte entscheiden, und es bleibt abzuwarten, ob eine Sanierung des Verbandes möglich ist. Sollte dies nicht gelingen, könnte dies zur endgültigen Liquidation führen, was für alle Unterpächter das Ende ihrer Pachtverträge bedeuten würde.

Die Kleingärtner in Pankow stehen also an einem entscheidenden Punkt. Sie hoffen, dass sie nicht nur ihre Gärten retten können, sondern auch eine Lösung für die strukturellen Probleme des Bezirksverbandes gefunden wird. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine positive Wende zu stellen.

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 in Kategorie: 
Politik

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