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BVG in Berlin: Pensionierte Fahrer sollen zurück in die U-Bahn

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stehen derzeit vor einer erheblichen Herausforderung. Aufgrund eines massiven Personalmangels und eines überdurchschnittlich hohen Krankenstands bei den Fahrern sehen sich die Verantwortlichen gezwungen, kreative Lösungen zu suchen, um den öffentlichen Nahverkehr aufrechtzuerhalten. Ein Vorschlag, der zur Diskussion steht, ist die Rückholung pensionierter Fahrer in den Dienst der BVG. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, die anhaltenden Ausfälle im Bus- und U-Bahn-Verkehr zu minimieren.

Wie Petra Nelken, Sprecherin der Berliner Verkehrsverwaltung, gegenüber dem „Tagesspiegel“ erklärte, seien ehemalige Fahrerinnen und Fahrer der BVG kontaktiert worden, um herauszufinden, ob sie sich eine Rückkehr in den Dienst vorstellen könnten. Der BVG-Sprecher bestätigte, dass dieses Programm gerade erst gestartet sei und es noch keine konkreten Ergebnisse gebe. Die genaue Anzahl der kontaktierten Ruheständler sei ebenfalls nicht bekannt.

Die Schwierigkeiten, mit denen die BVG konfrontiert ist, sind kein neues Phänomen. Bereits in der Vergangenheit gab es Berichte über einen dramatischen Rückgang der verfügbaren Fahrer, was sich direkt auf die Zuverlässigkeit der Fahrpläne auswirkt. In den ersten sechs Monaten des Jahres hatten BVG-Fahrer im Durchschnitt 25,5 Fehltage, während der Durchschnitt aller Berliner Versicherten nur bei 10,5 Tagen lag. Dies unterstreicht die signifikante Problematik innerhalb der Branche.

Zusätzlich zu den Herausforderungen des Personalmangels sind auch die Krankmeldungen ein Thema, das in den Medien diskutiert wird. Anfang der Woche berichtete der „Tagesspiegel“, dass sich einige BVG-Mitarbeiter aus Protest gegen die Unternehmensführung krankgemeldet hätten. Die BVG wies diese Vorwürfe jedoch als unbegründet zurück und bezeichnete sie als „wilde Anschuldigungen“ gegenüber den Mitarbeitenden. Laut einer internen Mitarbeiterbefragung fühlten sich 80 Prozent der 16.000 befragten Mitarbeiter motiviert, ihre besten Leistungen im Job zu erbringen.

Ein weiterer Aspekt der Krise ist die drastische Reduzierung des Busangebots in Berlin. Eine Analyse des Centers Nahverkehr Berlin zeigt, dass die BVG in diesem Jahr nur eine Fahrleistung von etwa 90,2 Millionen Fahrkilometern erreichen wird, was dem Niveau von 2016 entspricht. Dabei sind für dieses Jahr jedoch 97,9 Millionen Fahrkilometer vertraglich festgelegt worden. Die kontinuierliche Abnahme der Fahrleistung seit 2021 ist besorgniserregend und könnte langfristig zu einer Angebotslücke führen, die bis 2030 über 11 Millionen Buskilometer betragen könnte.

Die Gründe für den Rückgang in der Fahrleistung sind vielfältig und hängen vor allem mit dem Personalmangel zusammen. Trotz verschiedener Personalgewinnungsmaßnahmen hat die BVG bislang keine signifikante Verbesserung in der Verfügbarkeit der Fahrer erzielt. Die Verkehrsplaner betonen, dass ohne einen erneuten Aufwuchs die Fahrpläne nicht wieder auf das vorherige Niveau angehoben werden können.

Kritiker der BVG, wie der Sprecher des Fahrgastverbands IGEB, Christian Linow, äußern sich besorgt über die anhaltenden Probleme im öffentlichen Nahverkehr. Er weist darauf hin, dass es unverständlich sei, warum andere Großstädte wie Hamburg besser mit dem Personalmangel umgehen könnten. Um die Situation zu verbessern, müsse die BVG ihre Arbeitsbedingungen anpassen, um den Beruf des Busfahrers wieder attraktiver zu machen.

Die Rückholung pensionierter Fahrer könnte ein erster Schritt zur Entspannung der Situation sein. Diese Maßnahme würde es der BVG ermöglichen, kurzfristig auf den Personalmangel zu reagieren und die Servicequalität im öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Die Reaktionen auf diesen Vorschlag sind bisher gemischt, und es bleibt abzuwarten, ob und wie viele pensionierte Mitarbeiter tatsächlich zurückkehren werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die BVG vor großen Herausforderungen steht, die nicht nur die Effizienz des Verkehrs, sondern auch die Zufriedenheit der Fahrgäste betreffen. Es bleibt zu hoffen, dass die getroffenen Maßnahmen, einschließlich der potenziellen Rückkehr pensionierter Fahrer, dazu beitragen werden, die Situation zu stabilisieren und den öffentlichen Nahverkehr in Berlin wieder verlässlich zu gestalten.

Verwendete Quellen: tagesspiegel.de.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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