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Immer weniger Schulen wollen von 40 Seconds beliefert werden

Zu Beginn des neuen Schuljahres 2024 haben mehrere Schulen in Berlin massive Probleme mit der Essensversorgung durch den Caterer „40 Seconds Kids“ gemeldet. Der Caterer, der für die Verpflegung von über 50.000 Schülerinnen und Schülern in 108 Schulen zuständig ist, hat in den ersten Tagen des Schuljahres wiederholt Lieferausfälle und mangelhafte Qualität seiner Mahlzeiten zu verzeichnen. Berichten zufolge wurden an mehreren Schulen keine oder nur teilweise Bestellungen ausgeliefert, während in anderen Fällen die Qualität der gelieferten Speisen stark zu wünschen übrigließ.

Beispielsweise berichteten Schulen wie das Primo-Levi-Gymnasium in Pankow, das Heinz-Berggruen-Gymnasium in Charlottenburg-Wilmersdorf und die Modersohn-Grundschule in Friedrichshain-Kreuzberg, dass sie am Montag und Dienstag entweder verspätet beliefert wurden oder gar kein Essen erhielten. Die Schulen gaben an, dass es Probleme mit der Kühlkette und Personalmangel gegeben habe. In einem besonders gravierenden Fall wurde ein Lieferungen abgelehnt, weil das Gemüse schimmelig war.

In Neukölln blieben laut Bezirksamt fünf Schulen ganz ohne Essen, während andere Schulen bis zu zwei Stunden auf ihre Lieferung warten mussten. Solche Vorfälle haben zu einer Welle von Beschwerden geführt, und das Bezirksamt hat bereits rechtliche Schritte gegen den Caterer angedroht, einschließlich der Möglichkeit einer fristlosen Kündigung des Vertrags. Ähnliche Beschwerden kamen auch aus Spandau, wo der Caterer ebenfalls für mehrere Schulen zuständig ist. Bezirksvertreter haben klargestellt, dass Rechnungen für nicht erfolgte Lieferungen nicht bezahlt werden.

Die Situation hat auch die Bildungsverwaltung alarmiert. Der Schulstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Andy Hehmke, betonte, dass die Leistung des Caterers in vielen Fällen nicht den vertraglichen Anforderungen entsprochen habe. Ihm zufolge sei die derzeitige Performance des Caterers inakzeptabel. Der Schulleiter des Primo-Levi-Gymnasiums äußerte in einem Interview, dass er bereits vor den Ferien Bedenken geäußert habe, ob „40 Seconds“ in der Lage wäre, den neuen Aufträgen gerecht zu werden.

Laut dem Caterer selbst habe die späte Auftragsvergabe durch die Stadtverwaltung und die Schwierigkeiten beim Personaltransfer von anderen Dienstleistern zu den aktuellen Problemen beigetragen. Der Geschäftsführer von „40 Seconds“, Thorsten Schermall, erklärte, dass einige Wettbewerber versucht hätten, die Vergabe der Aufträge absichtlich hinauszuzögern. Diese Umstände führten dazu, dass das Unternehmen zu spät reagieren konnte, um die Anforderungen ordnungsgemäß zu erfüllen.

Das Chaos um das Schulessen hat auch politische Reaktionen ausgelöst. Die Grünen forderten, dass die Schulen in der Lage sein sollten, alternative Essensangebote bereitzustellen, ohne zusätzliche Kosten tragen zu müssen. Bildungsstaatssekretär Torsten Kühne (CDU) hat ebenfalls seine Besorgnis über die Situation geäußert und kündigte an, mit der Geschäftsführung von „40 Seconds“ Gespräche zu führen. Dabei betonte er die Notwendigkeit von Verbesserungen in der Lieferung und Qualität der Speisen.

In den letzten Wochen reklamieren immer mehr Schulen die mangelhafte Belieferung durch „40 Seconds“. Angesichts der aktuellen Probleme ziehen mehrere Bezirke, darunter Pankow, bereits in Erwägung, ihre Verträge mit dem Caterer zu kündigen. Diese Entwicklungen werfen ernsthafte Fragen über die Zukunft des Schulessens in Berlin auf und zeigen, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, um die Verpflegung der Schüler sicherzustellen.

Die Schwierigkeiten des Caterers haben auch Auswirkungen auf die Schuladministrationen, die sich zunehmend besorgt über die Ernährungsqualität und die Verfügbarkeit der Mahlzeiten äußern. Sowohl Lehrer als auch Eltern fordern eine schnelle Lösung der Probleme, um sicherzustellen, dass die Kinder eine angemessene und gesunde Ernährung erhalten. In der gegenwärtigen Situation scheint das Vertrauen in die Fähigkeit von „40 Seconds“, die Anforderungen zu erfüllen, zu schwinden.

Hintergründe zur Auftragsvergabe

Die Vergabe von Schul-Catering-Aufträgen in Berlin hat in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen gesorgt. Die aktuelle Ausschreibung, die im Sommer 2024 stattfand, führte dazu, dass „40 Seconds“ im Gegensatz zu anderen großen Anbietern eine signifikante Anzahl an Aufträgen gewann. Der Caterer, der ursprünglich bekannt war für sein Event-Catering, sah sich plötzlich mit einer enormen Herausforderung konfrontiert.

Nach dem Ausfall vieler Veranstaltungen während der Pandemie suchte das Unternehmen nach neuen Einnahmequellen und wagte den Schritt in das Schul-Catering. Die Umstellung auf die Bedürfnisse von Schulen und die Einhaltung der strengen staatlichen Vorschriften für Schulessen sind dabei eine große Herausforderung, die nicht unbemerkt bleiben kann. Diese Situation hat die bereits angespannten Verhältnisse zwischen Schulträgern und Caterern weiter verschärft.

Auswirkungen auf die Schüler

Die aktuellen Probleme hat auch direkte Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler, die auf ein gesundes und regelmäßiges Mittagessen angewiesen sind. Viele Schüler haben aufgrund der Lieferschwierigkeiten ihre Mittagessen ausgelassen, was sich negativ auf ihre Konzentration und Leistungsfähigkeit auswirken kann. Lehrer berichten, dass Kinder unzufrieden und hungrig in den Unterricht zurückkehren, was die Lernbedingungen erheblich beeinträchtigt.

Einige Schulen haben bereits begonnen, alternative Lösungen zu suchen, um sicherzustellen, dass die Schüler nicht auf eine angemessene Ernährung verzichten müssen. Dies umfasst nicht nur das Angebot von selbst zubereiteten Mahlzeiten, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Caterern, um die Versorgungsengpass zu überbrücken. Die Bemühungen der Schulen zeigen, dass es eine wachsende Bereitschaft gibt, aktiv gegen die Herausforderungen im Schul-Catering anzugehen.

Fazit

Die Probleme mit „40 Seconds Kids“ sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Herausforderungen im Bereich Schul-Catering nicht zu unterschätzen sind. Die steigenden Beschwerden und die drohenden rechtlichen Schritte der Bezirke verdeutlichen die Dringlichkeit, eine Lösung zu finden, um die Verpflegung der Schüler sicherzustellen. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu klären, ob „40 Seconds“ in der Lage ist, die notwendigen Verbesserungen vorzunehmen, oder ob die Schulen gezwungen sein werden, alternative Anbieter in Betracht zu ziehen.

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 in Kategorie: 
Politik

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