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Krise, Krieg und Kochen: Wie sich die deutsche Sprache verändert hat

Krise, Krieg und Kochen: Wie sich die deutsche Sprache verändert hat

Die deutsche Sprache ist in einem ständigen Wandel begriffen, und insbesondere die letzten Jahre haben dieser Entwicklung neue Impulse verliehen. In Anbetracht der globalen Krisen wie der Coronapandemie, dem Ukraine-Konflikt und den damit verbundenen sozialen Veränderungen spiegeln sich diese Einflüsse auch in der deutschen Sprache wider. Die neueste Auflage des Dudens, die nach vier Jahren Pause erschienen ist, umfasst 3.000 neue Wörter und bietet somit einen umfassenden Überblick über die sprachlichen Anpassungen.

Die Rolle des Dudens

Der Duden, der als das maßgebliche Nachschlagewerk für die deutsche Rechtschreibung gilt, ist nicht nur ein Wörterbuch, sondern auch ein Dokument der gesellschaftlichen Entwicklungen. Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum betont, dass der Duden ein Spiegel seiner Zeit ist und die neuen Wörter viel über die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen der letzten Jahre aussagen. Die neue Ausgabe enthält beispielsweise Begriffe wie „Klimakleber“, „ChatGPT“, „Balkonkraftwerk“ und „Ukrainekrieg“.

Wortschatz im Wandel: Krise, Krieg und Kochen

Die letzten Jahre waren geprägt von Krisen und Unsicherheiten, die sich in der Sprache manifestieren. Laut Kunkel-Razum lassen sich die größten Veränderungen in drei Hauptbereichen zusammenfassen:

- Krise

- Krieg

- Kochen

Krisenwörter

Die Coronapandemie hat neue Begriffe hervorgebracht, die mittlerweile fest im Sprachgebrauch verankert sind. Wörter wie „Antigenschnelltest“ und „Coronaleugner“ sind nur einige Beispiele für den sprachlichen Einfluss der Pandemie. Aber auch Begriffe wie „Gasmangellage“, „Extremwetterereignis“ und „Entlastungspaket“ sind Indikatoren für die Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist.

Krieg und seine Auswirkungen

Mit dem Ukrainekrieg sind neue militärische und geopolitische Begriffe in die Sprache eingezogen. „Flugabwehrsystem“ oder „Ukrainekrieg“ sind nicht nur technische Begriffe, sondern auch Ausdruck eines veränderten Bewusstseins für geopolitische Konflikte, die direkt oder indirekt viele Menschen betreffen.

Kochen und Ernährungstrends

Ein weiterer Bereich, in dem sich die Sprache gewandelt hat, ist die Ernährung. Die zunehmende Popularität von pflanzlichen Alternativen, wie „Fleischersatz“ und „Gemüsekiste“, spiegelt sich in den neuen Begriffen wider, die die veränderten Essgewohnheiten dokumentieren. Auch Küchenutensilien und -techniken haben ihren Platz im Duden gefunden, darunter „Tahini“ und „Kontaktgrill“.

Entfernte und veraltete Wörter

Neben den Neuaufnahmen hat die Duden-Redaktion auch 300 Wörter gestrichen, die in der modernen Sprache kaum noch Verwendung finden. Begriffe wie „Frigidär“ (Kühlschrank) und „Rationalisator“ (eine Bezeichnung für bestimmte Angestellte in der DDR) wurden entfernt. Auch Schreibvarianten wie „Tunfisch“ und „Spagetti“ sind nicht mehr zulässig.

Kunkel-Razum erklärt, dass das Streichen von Wörtern oft schwieriger ist als ihre Aufnahme, da es herausfordernd ist, nachzuweisen, dass ein Wort veraltet ist. Zudem gibt es manchmal auch Rücknahmen von Streichungen; so feierte das Wort „Hackenporsche“ nach seiner Abwesenheit im letzten Duden nun ein Comeback.

Der Duden und seine Relevanz in der heutigen Zeit

Das Nachschlagewerk, benannt nach seinem Begründer Konrad Duden, galt über viele Jahrzehnte als verbindlich. Die Rechtschreibreform von 1996 hat jedoch dieses Monopol gebrochen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Aufgabe übernommen, das amtliche Regelwerk herauszugeben, während der Duden diese Regelungen in alltagstauglicher Form aufbereitet.

Die neue Duden-Ausgabe beinhaltet auch die neuesten rechtschreiblichen Änderungen, die der Rat für deutsche Rechtschreibung verabschiedet hat. Dazu zählt unter anderem die Regel, dass das Komma vor einem erweiterten Infinitiv wieder obligatorisch ist. Diese Anpassungen zeigen, wie dynamisch die deutsche Sprache ist und wie sie sich kontinuierlich an neue Anforderungen anpasst.

Fazit

Die Veränderungen in der deutschen Sprache sind Ausdruck der gesellschaftlichen Realität und der Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Die neue Duden-Ausgabe bietet einen umfassenden Überblick über diese Entwicklungen und zeigt, wie Sprache als lebendiges Medium fungiert, das sich ständig anpasst und verändert. Ob durch neue Technologien, gesellschaftliche Bewegungen oder Krisen – die Sprache bleibt ein faszinierendes Abbild unserer Zeit.

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 in Kategorie: 
Kultur

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