Tempelhofer Feld: Europaweiter Ideenwettbewerb startet bald
Der Senat von Berlin hat einen europaweiten Ideenwettbewerb zur zukünftigen Nutzung des Tempelhofer Feldes angekündigt. Der Wettbewerb, der am 13. November 2024 beginnt, soll innovative planerische Ansätze für das ehemalige Flughafengelände fördern. Interdisziplinäre Teams aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur sind eingeladen, ihre Vorschläge einzureichen, um eine breite Debatte über die Nutzung der Fläche zu entfachen.
Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler erläuterte, dass der Wettbewerb in zwei Phasen ablaufen wird. In der ersten Phase werden die Entwürfe von einer Jury bewertet, und bis zu 20 Konzepte sollen ausgewählt werden, die dann im Rahmen der zweiten Phase weiter ausgearbeitet werden. Die endgültige Auswahl der besten fünf Beiträge erfolgt im Juni 2025, wobei es keinen einzigen Siegerentwurf geben wird. Stattdessen sollen die ausgewählten Vorschläge in die weitere Diskussion einfließen.
Der Wettbewerb ist als eine Möglichkeit gedacht, verschiedene Ideen zu sammeln und zu bewerten. Gaebler betonte, dass die Teilnahme am Wettbewerb nicht mit einem Auftragsversprechen verbunden sei und dass der Senat nicht plane, alle eingereichten Ideen umzusetzen. Dies sei wichtig, um den Ideenreichtum nicht zu beschränken.
Im Vorfeld des Wettbewerbs fanden Dialogwerkstätten statt, in denen Berliner Bürgerinnen und Bürger über die Nutzung des Tempelhofer Feldes diskutierten. In diesen Werkstätten äußerten 275 zufällig ausgewählte Teilnehmer ihre Meinungen und Wünsche. Die Ergebnisse der Dialogwerkstätten sollen in den Ideenwettbewerb einfließen, jedoch wurde klargestellt, dass die Werkstätten nicht als Abstimmungspodium dienen sollten. Die Empfehlungen aus diesen Veranstaltungen werden berücksichtigt, jedoch hat der Senat weiterhin das Recht, die Diskussion über eine mögliche Randbebauung fortzusetzen.
Das Tempelhofer Feld, eine bedeutende Grünfläche in Berlin, hat eine Fläche von etwa 304 Hektar. Es gehört zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg und wird sowohl von Anwohnern als auch von Besuchern intensiv genutzt. Freizeitaktivitäten wie Radfahren, Skaten und Grillen sind dort weit verbreitet, und die Fläche hat sich als populärer Erholungsort etabliert. Dennoch gibt es seit Jahren Diskussionen über die mögliche Bebauung des Geländes, insbesondere in Anbetracht des akuten Wohnungsmangels in Berlin.
Die vergangenen Jahre waren von einer intensiven Auseinandersetzung über die Nutzung des Tempelhofer Feldes geprägt. Ein Volksentscheid im Jahr 2014 hatte mit 68,2 Prozent der Stimmen ein vollständiges Bauverbot für das Areal beschlossen. Dieses Votum stellte sicher, dass die großen Freiflächen als Park und Freizeitbereich erhalten bleiben. Trotz dieser Entscheidung hat die Berliner Regierung, bestehend aus CDU und SPD, in ihrem Koalitionsvertrag die Möglichkeit einer „behutsamen Randbebauung“ angedeutet. Dies hat zu einer erneuten Diskussion über die Zukunft des Feldes geführt.
In den Dialogwerkstätten betonten viele Teilnehmer die Wichtigkeit des Tempelhofer Feldes für den Naturschutz und die Klimaanpassung. Die Mehrheit der Teilnehmer sprach sich für eine Weiterentwicklung der bestehenden Nutzungen aus, ohne eine Bebauung zu befürworten. Dies zeigt, dass trotz der Pläne der Regierung eine starke öffentliche Meinung gegen eine Randbebauung besteht.
Der Ideenwettbewerb soll folglich nicht nur kreative Ansätze zur Nutzung des Tempelhofer Feldes hervorbringen, sondern auch als Forum für die öffentliche Diskussion dienen. Gaebler äußerte den Wunsch, dass durch den Wettbewerb starke Ideen gesammelt werden, um die zukünftige Entwicklung des Feldes in eine konstruktive Diskussion einzubetten.
Der Senat plant, die Ergebnisse des Wettbewerbs im Sommer 2025 zur Abstimmung im Parlament vorzulegen. Der Budgetrahmen für den Wettbewerb beträgt insgesamt 317.000 Euro. Dabei wurde betont, dass die Vorgaben für die Kosten einer möglichen Umsetzung noch nicht Teil der Ausschreibung sein werden, um den Ideenreichtum nicht einzuschränken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ideenwettbewerb für das Tempelhofer Feld eine wichtige Gelegenheit darstellen könnte, um neue Perspektiven für die Nutzung dieser bedeutenden Fläche zu entwickeln. Die Berliner Bevölkerung wird dabei einbezogen, und die Ergebnisse der Dialogwerkstätten fließen in den Prozess ein. Ob und inwieweit die gesammelten Ideen tatsächlich umgesetzt werden, bleibt jedoch abzuwarten.
Die Diskussion über die Zukunft des Tempelhofer Feldes ist somit ein Beispiel für die Herausforderungen, die mit der Stadtentwicklung in Berlin verbunden sind, insbesondere in Bezug auf die Balance zwischen Wohnraumbedarf und dem Erhalt von Grünflächen.
Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Der Standard, dpa