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Warum das ICC eine schlafende Schönheit ist

Das Internationale Congress Centrum Berlin (ICC), ein bemerkenswertes Beispiel nachkriegsmodernen Bauens, steht seit 2014 leer und wird oft als „schlafende Schönheit“ bezeichnet. Dieser Begriff beschreibt nicht nur den Zustand des Gebäudes, sondern auch seine architektonische Bedeutung und das Potenzial, das in ihm verborgen liegt. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Debatten über die Zukunft des ICC, einschließlich Vorschlägen zur Nutzung und Sanierung. In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick auf die Geschichte, die Architektur und die Perspektiven des ICC.

Die Geschichte des ICC

Die Planungen für das ICC begannen in den 1960er Jahren, und das Gebäude wurde 1979 eröffnet. Entworfen von den Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, ist das ICC ein markantes Beispiel für die Architektur dieser Zeit, die sowohl Funktionalität als auch ästhetische Ambitionen vereint. Mit seiner beeindruckenden Größe von 320 Metern Länge, 80 Metern Breite und 40 Metern Höhe war das ICC ursprünglich ein Zentrum für Kongresse und Veranstaltungen in Berlin. Seine Bauweise, geprägt durch eine Stahlbinderkonstruktion und eine einzigartige Fassade, wird von vielen als innovativ angesehen.

Architektonische Merkmale

Das ICC hebt sich durch seine großzügigen Foyers und Gänge hervor, die eine einladende Atmosphäre schaffen. Das zentrale Eingangsfoyer, auch als Boulevard bezeichnet, ist das Herzstück des Gebäudes und bietet Zugang zu den verschiedenen Veranstaltungssälen und Nebenräumen. Die Innenarchitektur folgt dem Konzept einer Stadt mit Straßen und Plätzen, was dem ICC eine besondere Struktur verleiht. Die beiden großen Veranstaltungssäle im obersten Stockwerk können zusammen bis zu 7.500 Personen fassen und sind mit modernster Technik ausgestattet.

Der aktuelle Zustand

Obwohl das ICC seit 2014 geschlossen ist, hat das Gebäude nicht an Bedeutung verloren. Die Diskussionen über seine Zukunft sind vielfältig. Der Senat von Berlin hat inzwischen Pläne angekündigt, das ICC entweder zu sanieren oder eine neue Nutzung zu finden. Zahlreiche Institutionen und Bürger setzen sich für den Denkmalschutz ein, um das architektonische Erbe zu bewahren. Die Herausforderung besteht darin, das Gebäude in einen Zustand zu versetzen, der sowohl den modernen Anforderungen gerecht wird als auch die historische Substanz erhält.

Die Debatte über die Zukunft des ICC

Die Pläne für das ICC variieren von einer möglichen Umwandlung in ein Einkaufszentrum bis hin zu einer kulturellen Nutzung, die an das Centre Pompidou in Paris erinnert. Kritiker warnen, dass eine kommerzielle Nutzung mit umfassenden baulichen Veränderungen einhergehen könnte, die die einzigartige Charakteristik des Gebäudes gefährden würden. Der Ruf nach einer behutsamen Sanierung und einer Nutzung, die die architektonische Integrität des ICC wahrt, wird immer lauter.

Die Bedeutung des ICC für Berlin

Als eines der markantesten Gebäude Berlins verkörpert das ICC nicht nur eine Epoche der Architektur, sondern auch die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Historisch hat das ICC eine zentrale Rolle im internationalen Kongressgeschehen gespielt, was zur Sichtbarkeit Berlins auf der globalen Bühne beigetragen hat. Sein architektonischer Stil spiegelt die Ambitionen der Nachkriegszeit wider, als Berlin versuchte, sich neu zu definieren und seine Stellung als wichtiges europäisches Zentrum zu festigen.

Fazit

Das ICC ist mehr als nur ein verwaistes Gebäude; es ist ein Symbol für die Herausforderungen und Möglichkeiten, die die Architektur des 20. Jahrhunderts mit sich bringt. In Zeiten, in denen der Erhalt von Kulturerbe immer wichtiger wird, zeigt das ICC, wie komplex und vielschichtig die Diskussionen um Denkmalpflege und Nutzungskonzepte sein können. Der Umgang mit dieser „schlafenden Schönheit“ könnte letztendlich einen bedeutenden Einfluss auf die architektonische Landschaft Berlins und die Art und Weise, wie wir historische Gebäude in Zukunft betrachten, haben.

Quellen

Der Standard, dpa, Morgenpost.de

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 in Kategorie: 
Kultur

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