Als der antijüdische Hass in Berlin explodierte: Das ist die Geschichte hinter dem historischen Foto vom Tauentzien
Die Reichspogromnacht, auch bekannt als Kristallnacht, war ein entscheidender Moment in der Geschichte des Antisemitismus in Deutschland. Am 9. und 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland jüdische Geschäfte, Synagogen und Wohnungen attackiert. In Berlin, einer der am stärksten betroffenen Städte, kam es zu massiven Ausschreitungen, die einen beispiellosen Ausbruch von antijüdischem Hass darstellten. Ein bekanntes Foto von diesen Ereignissen zeigt verwüstete Schaufenster in der Tauentzienstraße, das später in der „New York Times“ veröffentlicht wurde und zum Symbol für das Ausmaß der Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung wurde.
Das Foto, das die Zerstörung in der Tauentzienstraße dokumentiert, fand seinen Weg in Schulbücher und Geschichtswerke und zeigt die Auswirkungen der systematischen Entwürdigung und Verfolgung von Juden in Deutschland. Schon beim ersten Anblick des Bildes wird das Ausmaß des Schreckens deutlich. Die Zerstörung jüdischer Geschäfte und die brutalen Übergriffe auf jüdische Bürger waren Teil einer staatlich organisierten Kampagne, die die antisemitische Stimmung in der Gesellschaft schürte und legitimierte.
Die Vorgeschichte der Reichspogromnacht
Der Antisemitismus in Deutschland hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Die Wurzeln des Hasses gegen Juden liegen oft in religiösen Vorurteilen, wirtschaftlichen Neid und sozialen Spannungen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert nahm der Antisemitismus in Deutschland zu, nicht zuletzt durch die Verbreitung nationalistischer Ideologien und die Schuldzuweisungen an Juden für gesellschaftliche Probleme.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 stellte einen Wendepunkt dar. Das NS-Regime propagierte eine aggressive antisemitische Politik, die darauf abzielte, Juden aus dem gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Gesetze wie das Nürnberger Gesetz von 1935 definierten, wer als Jude galt und schlossen Juden von vielen Bereichen des öffentlichen Lebens aus. Mit der Ankunft des Jahres 1938 war die antisemitische Rhetorik des Regimes bereits weit verbreitet und hatte in der Bevölkerung fruchtbaren Boden gefunden.
Die Ereignisse der Reichspogromnacht
Die Reichspogromnacht wurde durch die Ermordung des deutschen Diplomaten Ernst vom Rath durch den jüdischen Jugendlichen Herschel Grynszpan am 7. November 1938 ausgelöst. Das NS-Regime nutzte diesen Vorfall als Vorwand, um landesweit gewaltsame Übergriffe auf Juden und jüdisches Eigentum zu rechtfertigen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November wurden in Berlin und in vielen anderen deutschen Städten hunderte von Synagogen in Brand gesetzt, tausende von Geschäften verwüstet und Hunderte von Juden misshandelt oder getötet.
Das historische Foto und seine Bedeutung
Das Foto aus der Tauentzienstraße ist nicht nur ein Dokument der Gewalt, sondern auch ein Symbol für die Passivität vieler in der deutschen Gesellschaft, die das Geschehen entweder nicht wahrnahmen oder sich nicht einmischten. Die Zerstörung der Geschäfte steht für den Verlust von Lebensgrundlagen und die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem wirtschaftlichen Leben. Es ist ein Bild des Schreckens, das die Welt erschütterte, als es 1938 in der „New York Times“ veröffentlicht wurde und somit die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die anhaltenden Gräueltaten des Nazi-Regimes lenkte.
Die Nachwirkungen der Reichspogromnacht
Nach der Reichspogromnacht verschärfte sich die Verfolgung der Juden in Deutschland. Viele sahen sich gezwungen, zu emigrieren, während andere in Konzentrationslager deportiert wurden. Der Antisemitismus, der in der Reichspogromnacht seinen brutalsten Ausdruck fand, wurde zum Grundstein für die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas während des Holocausts. Die Erinnerung an die Ereignisse von 1938 ist heute ein zentraler Bestandteil der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der Aufarbeitung des Holocausts.
Fazit
Das historische Foto von der Tauentzienstraße ist ein eindrückliches Zeugnis für den Ausbruch von antijüdischem Hass in Berlin und darüber hinaus. Es erinnert uns an die Gefahren von Vorurteilen und Diskriminierung und an die Verantwortung der Gesellschaft, sich gegen jede Form von Antisemitismus und Diskriminierung einzusetzen. Die Reichspogromnacht bleibt ein schmerzhaftes Kapitel der deutschen Geschichte, dessen Lehren auch heute noch von großer Bedeutung sind.
Quellen
Der Standard, dpa, Tagesspiegel