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Aufregung um Berliner Kiezblocks: Blockieren Poller in Neukölln die Feuerwehr?

In den letzten Wochen wurde viel über die neuen Verkehrspoller diskutiert, die im Rahmen des Kiezblocks Rixdorf in Neukölln aufgestellt wurden. Anwohner, Geschäftsinhaber und die Feuerwehr äußern Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Erreichbarkeit von Rettungskräften. Der Richardplatz, ein zentraler Punkt im Kiez, ist besonders betroffen, da die Poller den Zugang für Einsatzfahrzeuge erheblich erschweren.

Die Problematik der Erreichbarkeit

Berichten zufolge benötigt die Feuerwehr in Neukölln minutenlang, um große Einsatzfahrzeuge durch die neu geschaffenen Notöffnungen zu rangieren. Feuerwehrmann Matthias Meißner erklärte, dass die engen Durchfahrten im Notfall lebensgefährlich sein könnten. „Wenn es im Notfall auf jede Sekunde ankommt, können Poller zum tödlichen Hindernis werden“, so Meißner. Die Poller sind zwar mit einem speziellen Schlüssel umlegbar, jedoch hat die Feuerwehr nicht genügend Öffner zur Verfügung, was die Situation weiter verschärft.

Entwicklung des Kiezblocks

Der Kiezblock Rixdorf wurde bereits 2021 von der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, ohne dass eine umfassende Bürgerbeteiligung stattfand. Die Maßnahme sollte dazu dienen, den Durchgangsverkehr zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität im Kiez zu erhöhen. Der Bezirk hatte festgestellt, dass täglich über 4.000 Fahrzeuge den Richardplatz passieren, viele davon auf dem Weg von der Sonnenallee zur Karl-Marx-Straße.

Die Anwohner sind gespalten in ihrer Meinung über die Poller. Einige begrüßen die Verkehrsberuhigung, während andere die neuen Einschränkungen als belastend empfinden. Anwohner Ergün Tunc äußerte: „Man sieht hier wirklich nicht mehr durch. Alle fahren verwirrt herum. Das ist doch schlechter für die Umwelt als vorher.“

Reaktionen der Geschäftsinhaber

Die neuen Poller haben auch Auswirkungen auf lokale Geschäfte. Roberto Kus, Wirt des Restaurants Villa Rixdorf, berichtete von erheblichen Lieferproblemen. „Meine Lieferanten können unsere Lieferzone durch die Poller nicht mehr erreichen. Unsere Gäste müssen bis zu 20 Minuten Umweg zu uns fahren“, klagt Kus. Die Geschäftsinhaber fordern eine Überprüfung der Maßnahmen, um die Erreichbarkeit zu gewährleisten.

Die Sicht der Feuerwehr und der Politik

Die Feuerwehr und die Politik sind sich einig, dass die Sicherheit der Bürger oberste Priorität hat. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) stellte im Innenausschuss fest, dass es nicht akzeptabel sei, dass Entscheidungen auf Bezirksebene die Sicherheit der Menschen gefährden. „Einsatzkräfte müssen im Ernstfall schnell eingreifen können“, sagte Spranger. Diese Meinung wird von Polizeipräsidentin Barbara Slowik und dem Landesbranddirektor Karsten Homrighausen unterstützt, die darauf hinweisen, dass die Umlegung von Pollern Zeit kostet und eine frühzeitige Einbindung der Feuerwehr in die Planungsprozesse notwendig ist.

Kommunikation und Information

Ein zentrales Problem scheint die Kommunikation zwischen den Bezirken und den Sicherheitsbehörden zu sein. Feuerwehrmann Meißner äußerte, dass die Feuerwehr nicht ausreichend über die neuen Maßnahmen informiert wurde. „Der Vorbeugende Brand- und Gefahrenschutz hat keine Informationen bekommen. Der Bezirk spielt hier mit der Zeit“, so Meißner. Dies wirft Fragen zur Transparenz und zur Effektivität der Planung auf.

Die Zukunft der Kiezblocks in Berlin

Die Diskussion um die Kiezblocks ist Teil einer größeren Debatte über die Verkehrswende in Berlin. Während einige die Maßnahmen als notwendig erachten, um den urbanen Raum zu beruhigen und die Lebensqualität zu steigern, sehen andere die Gefahren für die Erreichbarkeit von Rettungsdiensten. Der Fall Neukölln könnte als Beispiel dienen, wie wichtig eine ausgewogene Planung ist, die sowohl die Bedürfnisse der Anwohner als auch die der Einsatzkräfte berücksichtigt.

Die Unterstützung für Kiezblocks bleibt stark, jedoch ist eine Überarbeitung der bestehenden Maßnahmen notwendig, um die Sicherheit und die Erreichbarkeit für alle Bürger zu gewährleisten. Die Polizei und Feuerwehr fordern eine bessere Abstimmung und frühzeitige Einbindung in solche Planungen, um künftige Probleme zu vermeiden.

Fazit

Die Aufregung um die Poller in Neukölln zeigt, wie wichtig es ist, dass bei der Planung von Verkehrsmaßnahmen alle Beteiligten einbezogen werden. Die Sicherheit der Bürger muss immer im Vordergrund stehen, und es ist entscheidend, dass die Behörden zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden, die sowohl den Verkehr reguliert als auch den Einsatzkräften einen schnellen Zugang ermöglicht. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob und wie der Bezirk auf die Bedenken von Anwohnern und Feuerwehr reagiert.

Quellen: B.Z., Der Standard, taz

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Politik

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