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Einführung

Die Berliner Grünen, offiziell bekannt als Bündnis 90/Die Grünen, haben in den letzten Jahren verstärkt den Anspruch geäußert, die Vielfalt der Berliner Stadtgesellschaft in ihren Reihen abzubilden. Eine interne Umfrage, die im Jahr 2023 durchgeführt wurde, bietet interessante Einblicke in die demografische Zusammensetzung und die Diversität innerhalb des Landesverbands. Diese Umfrage hat sowohl Fortschritte als auch bestehende Defizite in Bezug auf Diversität und Repräsentation aufgezeigt, die für eine Partei, die sich für soziale Gerechtigkeit und Gleichheit einsetzt, von zentraler Bedeutung sind.

Die Ergebnisse der Diversity-Umfrage 2023

Die „Diversity-Umfrage 2023“ wurde unter rund 400 Amts- und Mandatsträger:innen der Berliner Grünen durchgeführt. Die Umfrage ergab, dass fast 60 Prozent der Befragten Frauen sind und das Durchschnittsalter bei 41 Jahren liegt. Darüber hinaus gaben etwa ein Drittel der Teilnehmer:innen an, queer zu sein. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Partei in Bezug auf Geschlechterverteilung und sexuelle Orientierung Fortschritte gemacht hat.

Allerdings zeigen die Umfrageergebnisse auch, dass es signifikante Lücken in der Repräsentation anderer Gruppen gibt. Insbesondere Menschen mit Rassismuserfahrungen, Menschen mit Behinderung und Nicht-Akademiker:innen sind in der Führungsebene der Partei stark unterrepräsentiert. So haben 84 Prozent der Befragten ein Studium abgeschlossen, und nur 12 Prozent besitzen eine Berufsausbildung. Weniger als 5 Prozent der Teilnehmer haben kein Abitur.

Akademische Dominanz und ihre Implikationen

Die Überrepräsentation von Akademikern in der Partei wirft die Frage auf, inwiefern die Grünen tatsächlich die Vielfalt der Berliner Bevölkerung widerspiegeln können. Enad Altaweel, der Sprecher für Vielfalt und Antidiskriminierung im Grünen-Landesvorstand, hat betont, dass die Partei ihre strukturellen Benachteiligungen ernst nehmen und aktiv dagegen vorgehen muss. Der Akademikeranteil von über 80 Prozent ist nicht nur ein Zeichen für die Bildungsschicht, sondern es spiegelt auch ein gewisses Klischee wider, das die Grünen als Partei des Bildungsbürgertums betrachtet.

Die Herausforderungen der Migrationshintergründe

Ein weiteres wichtiges Thema, das aus der Umfrage hervorgeht, ist der Migrationshintergrund der Mitglieder. Während 24 Prozent der Befragten angeben, einen deutschen Pass zu besitzen, aber einen Migrationshintergrund haben, ist der Anteil von Menschen ohne deutschen Pass, die in Berlin einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachen, nach wie vor sehr gering. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Grünen auch hier ihrer eigenen Ansprüche nicht gerecht werden.

Altaweel, der selbst aus Syrien nach Deutschland kam, betont die Notwendigkeit, die Partei für Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit zu öffnen und deren Stimmen besser zu integrieren. Er sieht es als essenziell an, dass in einer solch diversen Stadt wie Berlin auch die politischen Strukturen diese Vielfalt widerspiegeln sollten.

Religiöse Vielfalt und deren Abbildung

Ein weiterer interessanter Aspekt der Umfrage ist die religiöse Zugehörigkeit der Mitglieder. Während fast ein Drittel der Befragten angibt, christlich zu sein, ist der Anteil von Muslimen unter den Funktionsträger:innen mit nur 1,7 Prozent auffällig niedrig. Dies steht im Kontrast zur Berliner Bevölkerung, in der etwa zehn Prozent Muslime leben. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Repräsentation und Inklusion innerhalb der Partei auf.

Sprache und kulturelle Diversität

Im Hinblick auf sprachliche Diversität zeigen die Ergebnisse der Umfrage eine interessante Facette: Die Mitglieder sprechen eine Vielzahl von Sprachen, darunter Arabisch, Englisch, Farsi, Finnisch, Französisch, Kurdisch, Türkisch und Polnisch. Dies deutet darauf hin, dass es innerhalb der Grünen durchaus eine kulturelle Vielfalt gibt, die jedoch nicht notwendigerweise in der politischen Repräsentation widergespiegelt wird.

Weg nach vorne: Strategien zur Verbesserung der Diversität

Die Berliner Grünen haben verschiedene Strategien in Betracht gezogen, um die Diversität innerhalb der Partei zu erhöhen. Dazu gehört die Gründung eines Diversitätsrats im Jahr 2018, die Durchführung regelmäßiger Umfragen zur Diversität und die Einführung eines Sprechers für Vielfalt und Antidiskriminierung. Diese Schritte sollen nicht nur die internen Strukturen der Partei verbessern, sondern auch dazu beitragen, dass die Grünen ihrer Rolle als Vorreiter in Fragen der sozialen Gerechtigkeit gerecht werden.

Altaweel kündigte an, dass Workshops und Weiterbildungen geplant sind, um das Bewusstsein für Klassismus zu fördern und eine bessere Repräsentation von Nicht-Akademiker:innen zu gewährleisten. Die nächste Diversity-Umfrage ist für 2025 geplant, wobei ein stärkeres Augenmerk auf die Beteiligung aller Mitglieder gelegt werden soll.

Fazit: Die Suche nach echter Diversität

Die Daten aus der Umfrage bieten zwar Einblicke in die Fortschritte der Berliner Grünen, zeigen jedoch auch deutlich, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Um die Diversität und Repräsentation in der Partei zu verbessern, bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden Strukturen und einer ernsthaften Verpflichtung, die Stimmen aller Bevölkerungsgruppen zu integrieren. Der Anspruch, die Berliner Stadtgesellschaft abzubilden, wird nur dann Realität, wenn die Grünen bereit sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Vielfalt in ihren Reihen tatsächlich zu fördern und zu leben.

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Politik

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