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Bürgerwerkstatt in Berlin-Hellersdorf: Eine zweite Chance für defekte Haushaltsgeräte

In Berlin-Hellersdorf hat sich eine Initiative etabliert, die nicht nur defekten Haushaltsgeräten eine zweite Chance bietet, sondern auch den Gedanken der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung fördert. Die „Helle Bürgerwerkstatt“, ein Reparaturcafé, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre kaputten Geräte in einem gemeinschaftlichen Rahmen zu reparieren. Dies geschieht in einer offenen, freundlichen Atmosphäre, in der Ehrenamtliche mit den Nutzern zusammenarbeiten, um defekte Geräte wieder funktionsfähig zu machen.

Die Idee hinter der Bürgerwerkstatt ist es, der Wegwerfmentalität entgegenzuwirken, die in unserer modernen Gesellschaft weit verbreitet ist. Viele Menschen neigen dazu, defekte Elektrogeräte sofort zu entsorgen, anstatt sie zu reparieren. Matthias Zwerschke, ein ehrenamtlicher Elektriker und einer der Hauptakteure der Hellen Bürgerwerkstatt, erklärt, dass es oft nur kleine Defekte sind, die leicht behoben werden können. „Es ist wichtig, dass wir lernen, Ressourcen zu schützen und unsere Geräte länger zu nutzen“, sagt er.

In der Werkstatt sind nicht nur Fachleute tätig, sondern auch interessierte Laien, die sich im Reparieren von Geräten ausprobieren möchten. Die Helle Bürgerwerkstatt ist ein Ort des Austauschs, an dem Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommen, um voneinander zu lernen. Hier wird nicht nur geschraubt und gelötet, sondern auch viel miteinander geredet. „Es ist wichtig, dass wir hier eine Gemeinschaft bilden, in der wir uns gegenseitig unterstützen“, betont Zwerschke.

Die Werkstatt bietet eine Vielzahl von Reparaturmöglichkeiten an, von kleinen Haushaltsgeräten wie Toastern und Staubsaugern bis hin zu größeren Geräten wie Kühlschränken und Waschmaschinen. In vielen Fällen können die Ehrenamtlichen die defekten Teile identifizieren und mit einfachen Mitteln reparieren. Oftmals sind es nur kostengünstige Ersatzteile, die den Unterschied machen. So wurde beispielsweise ein 27 Jahre alter Kühlschrank eines schwerbehinderten Rentners, der aufgrund eines defekten Transformators nicht mehr funktionierte, wieder zum Laufen gebracht. Der Rentner war sichtlich gerührt, als er sein Gerät repariert zurückbekam.

Das Reparaturcafé könnte in naher Zukunft noch mehr Unterstützung erfahren, wenn der Berliner Senat den angekündigten Reparaturbonus einführt. Dieser soll den Bürgerinnen und Bürgern finanzielle Anreize bieten, ihre Elektrogeräte reparieren zu lassen, anstatt sie wegzuwerfen. Umweltsenatorin Manja Schreiner erklärt, dass dieser Bonus für haushaltsübliche Elektrogeräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kaffeemaschinen gelten soll. Die genaue Liste der förderfähigen Geräte steht jedoch noch nicht fest, und es wird diskutiert, ob auch Handys und Laptops einbezogen werden sollten.

Der Reparaturbonus könnte eine erhebliche Entlastung für Menschen darstellen, die sich in einer finanziell angespannten Lage befinden und nicht in der Lage sind, sofort ein neues Gerät zu kaufen. Der Senat plant, die Kosten für eine Reparatur zu subventionieren, sodass die Bürgerinnen und Bürger nur einen Teil der Rechnung selbst tragen müssen. Dies könnte zu einer erhöhten Nachfrage nach Reparaturdienstleistungen führen und somit den Ehrenamtlichen in der Hellen Bürgerwerkstatt eine noch größere Rolle geben.

Die Helle Bürgerwerkstatt ist nicht nur ein Ort der Reparatur, sondern auch ein Ort der Bildung. Die Teilnehmer lernen nicht nur, wie sie ihre Geräte selbst reparieren können, sondern auch, wie man allgemein mit Ressourcen umgeht und diese schont. Die Werkstatt bietet regelmäßig Workshops und Schulungen an, um das Wissen über Reparaturtechniken und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu verbreiten.

Ein weiterer Aspekt der Bürgerwerkstatt ist die Förderung von Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe. In einer Zeit, in der viele Menschen isoliert leben, bietet die Helle Bürgerwerkstatt einen Raum, in dem soziale Kontakte gepflegt werden können. Die Besucher treffen Gleichgesinnte und können sich über ihre Erfahrungen austauschen, was zu einem Gefühl der Zugehörigkeit führt.

Insgesamt zeigt die Helle Bürgerwerkstatt, dass es möglich ist, durch gemeinsame Anstrengungen und den Austausch von Wissen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Die Initiative trägt nicht nur zur Reduzierung von Elektroschrott bei, sondern fördert auch den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und stärkt die Gemeinschaft vor Ort. Angesichts der bevorstehenden Einführung des Reparaturbonus könnte die Werkstatt in den kommenden Monaten noch mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erfahren, was letztlich dazu führen könnte, dass noch mehr defekte Geräte gerettet und wieder in Betrieb genommen werden.

Die Helle Bürgerwerkstatt hat sich als wertvolle Ressource für die Bürger von Berlin-Hellersdorf etabliert und könnte als Modell für ähnliche Initiativen in anderen Stadtteilen oder sogar Städten dienen. Die Idee, das Wissen und die Fähigkeiten der Gemeinschaft zu nutzen, um defekte Geräte zu reparieren, ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.

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Kultur

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