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Eberswalder Straße wird umbenannt: Von Nazis getilgte Mosse-Straße kehrt nach Prenzlauer Berg zurück

Eberswalder Straße wird umbenannt: Von Nazis getilgte Mosse-Straße kehrt nach Prenzlauer Berg zurück

Die Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg wird in naher Zukunft umbenannt, um den historischen Bezug zur Mosse-Straße wiederherzustellen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft aus dem Stadtbild getilgt wurde. Diese Entscheidung ist Teil einer umfassenderen Initiative der Stadt, die sich mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und der Wiederherstellung von Erinnerungsorten befasst. Die Mosse-Straße wurde ursprünglich nach dem jüdischen Verleger und Zeitungsbesitzer Samuel Mosse benannt, der 1933 von den Nationalsozialisten verfolgt und ins Exil gezwungen wurde.

Hintergrund der Umbenennung

Die Umbenennung der Eberswalder Straße ist das Ergebnis eines langwierigen Prozesses, der sowohl historische als auch gesellschaftliche Überlegungen umfasst. Historiker und Stadtplaner haben sich intensiv mit der Bedeutung der Straßennamen in Berlin auseinandergesetzt. Der Senat von Berlin hat erkannt, dass viele Straßen nach Persönlichkeiten benannt sind, die im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie eine problematische Rolle gespielt haben oder deren Erinnerungen während dieser Zeit aus dem Stadtbild verschwunden sind.

Öffentliche Reaktionen

Die Entscheidung zur Umbenennung hat in der Bevölkerung gemischte Reaktionen hervorgerufen. Bürgerinitiativen und Geschichtsvereine haben die Maßnahme begrüßt und als wichtigen Schritt zur Aufarbeitung der Geschichte gewertet. Kritiker hingegen befürchten eine Verwässerung der Geschichte und plädieren dafür, die Straßennamen beizubehalten, um an die dunkle Vergangenheit zu erinnern. Die Diskussion über die Namensänderung wurde von einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen und Foren begleitet, die den Bürgern die Möglichkeit gaben, ihre Meinungen zu äußern.

Der historische Kontext der Mosse-Straße

Die Mosse-Straße wurde im Jahr 1928 in Anerkennung von Samuel Mosse benannt, der sich als Verleger und Unternehmer einen Namen gemacht hatte. Seine Verlage veröffentlichten bedeutende Werke, die zur kulturellen Entwicklung der Stadt beitrugen. Nach dem Machtantritt der Nazis wurde Mosse jedoch verfolgt, und die Straße, die seinen Namen trug, wurde 1938 in Eberswalder Straße umbenannt. Diese Umbenennung war Teil einer größeren Säuberungsaktion, die darauf abzielte, jüdische Einflüsse aus der Öffentlichkeit zu entfernen.

Prozess der Umbenennung

Die Umbenennung der Straße musste verschiedene bürokratische Hürden überwinden. Der Prozess umfasste die Einholung von Genehmigungen, die Beratung mit verschiedenen Gremien der Stadtverwaltung und die Beteiligung der Öffentlichkeit. Der Senat hat auch historische Gutachten eingeholt, um die Bedeutung der ursprünglichen Namensgebung zu unterstreichen. Zu den Schlüsselfaktoren für die Entscheidung zählten die Ergebnisse von Umfragen, die ein überwiegendes Interesse der Bevölkerung an einer Rückkehr zur ursprünglichen Namensgebung zeigten.

Auswirkungen auf die Gemeinde

Die Auswirkungen der Umbenennung auf die lokale Gemeinde sind vielfältig. Einige Bürger sehen die Rückkehr zur Mosse-Straße als eine Möglichkeit, das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur in Berlin zu stärken. Bildungsinitiativen und Gedenkveranstaltungen sind geplant, um die Geschichte von Samuel Mosse und anderen jüdischen Persönlichkeiten zu beleuchten. Gleichzeitig gibt es Bedenken, dass eine Umbenennung Unruhe unter den Anwohnern stiften könnte, insbesondere bei denen, die eine tiefere Verbindung zur Eberswalder Straße haben.

Fazit

Die Umbenennung der Eberswalder Straße zur Mosse-Straße stellt nicht nur einen symbolischen Akt dar, sondern auch einen wichtigen Schritt in der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Berlins. Die Entscheidung spiegelt das Bestreben der Stadt wider, ein integratives und erinnerungskulturelles Umfeld zu schaffen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese Maßnahme auf die Gemeinschaft auswirken wird und wie sie die Wahrnehmung der Geschichte in Prenzlauer Berg beeinflusst.

Quellen

Der Standard, dpa, Tagesspiegel

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 in Kategorie: 
Kultur

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