D
Das ehemalige Stadtbad Lichtenberg, auch bekannt als Hubertusbad, ist ein beeindruckendes Bauwerk, das bereits fast 100 Jahre alt ist. Von außen wirkt das Gebäude mit seinem schmutzbraunen Putz eher abrissreif, doch im Inneren offenbart sich eine wunderbare Schönheit mit einer einzigartigen Patina. Das leerstehende Haus hat eine bewegte Vergangenheit und findet nun endlich eine neue Zukunft. Das ehemalige Stadtbad Lichtenberg war in der Weimarer Republik ein beliebter Ort für Arbeiter, die sich dort erholten. In der DDR lernten Generationen von Ost-Berlinern in diesem Bad schwimmen und hielten sich über Wasser. Nach jahrzehntelangem Leerstand erwacht das Denkmal nun zu neuem Leben. Das Stadtbad Lichtenberg ist ein Juwel des Expressionismus und ein einzigartiges architektonisches Meisterwerk. Von außen ist dies jedoch nicht sofort erkennbar. Das Haus befindet sich in einer stillen Seitenstraße der Frankfurter Allee und wurde lange Zeit vernachlässigt. Der Eingang war zugemauert und die Fenster mit Brettern vernagelt. Die Nachbarn betrachteten das Gebäude als traurigen, vor sich hinmodernden Klotz, der seine besten Zeiten längst hinter sich gelassen hatte. Viele Menschen erinnern sich jedoch gerne an ihre Kindheit, in der sie hier Schwimmunterricht hatten. Seit 2018 wird das ehemalige Hubertusbad Schritt für Schritt wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Gebäude gehört dem Land Berlin und wird von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwaltet. Durch die gläserne Eingangstür fällt wieder Licht in das Foyer und man spürt schnell den Zauber der verschlafenen Schönheit. An den Decken erahnt man bonbonrot und über den Bodenfliesen aus poliertem Kalkstein läuft man zu den einzelnen Räumen. Eine schwarze Originaltafel erinnert an die früheren Öffnungszeiten für Männer und Frauen. Die Sanierung des Hubertusbades ist ein Herzensprojekt für die Bauingenieurin Simone Schiermeyer, die die Arbeiten für die BIM betreut. Sie kennt das Bad schon fast ihr ganzes Leben und hat dort selbst schwimmen gelernt. Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, den Charakter des Gebäudes zu erhalten. Die Fliesen sind in verschiedenen Grüntönen, Blautönen und Rottönen gehalten, und die abgeplatzten Bänke wurden bewusst nicht perfekt restauriert. Die ehemalige kleine Schwimmhalle des Hubertusbades kann heute für Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen gemietet werden. Hochzeiten, Partys, Ausstellungen und Dreharbeiten finden hier statt. Doch noch ist das Haus ein Geheimtipp, und die Berliner Immobilienmanagement GmbH hofft, dass es bald bekannter wird. Die Geschichte des Stadtbad Lichtenberg reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Damals wurde der Vorort Lichtenberg zum Industriezentrum und viele Menschen lebten unter erbärmlichen hygienischen Bedingungen. Um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Cholera, Typhus und Pocken einzudämmen, wurden Volksbadeanstalten errichtet, in denen die Menschen regelmäßig baden konnten. Lichtenberg erhielt 1907 Stadtrecht und plante ein Bad für die Volksgesundheit. Aufgrund hoher Kosten und des Ersten Weltkriegs verzögerte sich der Bau jedoch um mehrere Jahre. Schließlich wurde das Stadtbad Lichtenberg zwischen 1925 und 1928 für insgesamt 2,2 Millionen Reichsmark errichtet. Es öffnete am 2. Februar 1928 seine Türen und wurde schnell zu einem beliebten Ausflugsziel, das Gäste aus verschiedenen Ländern anzog. Die Architektur des Bades war damals schon bemerkenswert modern und beeindruckte Besucher aus der ganzen Welt. Heute kann man die einzigartige Schönheit des ehemaligen Stadtbad Lichtenberg bewundern. Das Haus erzählt eine Geschichte und hat eine besondere Atmosphäre, die man bei einem Besuch spüren kann. Die Sanierung des Hubertusbades ist eine große Herausforderung, aber auch ein Herzensprojekt für alle, die an der Wiederbelebung dieses historischen Gebäudes beteiligt sind. Das Stadtbad Lichtenberg ist ein Juwel am Ende einer Sackgasse, das nun wieder eine Zukunft hat.
Veröffentlich
 in Kategorie: 
Kultur

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen