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Entlastung für Notaufnahme: Neue Hausarzt-Praxis in Berlin-Köpenick

Am 1. Oktober 2024 wird in Berlin-Köpenick die vierte hausärztliche Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin eröffnet. Diese neue Einrichtung ist Teil eines umfassenden Plans zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung in Bezirken, in denen ein Mangel an Hausärzten herrscht, insbesondere in Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Die Praxis befindet sich auf dem Gelände der DRK Kliniken Berlin Köpenick und wird von einem Team aus drei Ärzten und drei medizinischen Fachangestellten betrieben.

Die Entscheidung zur Eröffnung dieser Praxis folgt auf die wachsende Besorgnis über die Überlastung der Notaufnahmen in Berliner Krankenhäusern. Laut Dr. Christian Friese, Vorsitzender der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin, ist die zentrale Notaufnahme für 25.000 Patienten pro Jahr ausgelegt, behandelt jedoch tatsächlich etwa 43.000 Menschen jährlich. Dies führt zu langen Wartezeiten und einer erhöhten Belastung des medizinischen Personals. Die neue Hausarzt-Praxis soll dazu beitragen, diese Überlastung zu reduzieren, indem Patienten mit weniger schweren Symptomen schneller und unkomplizierter behandelt werden können.

Die Eröffnung dieser Praxis ist Teil eines größeren Modellprojekts namens „DispoAkut“, das in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin ins Leben gerufen wurde. Dieses Projekt zielt darauf ab, Patienten, die in die Notaufnahme kommen, eine adäquate medizinische Versorgung zu bieten, ohne dass sie unnötig lange auf einen Termin warten müssen. Patienten mit leichteren Beschwerden werden bereits bei ihrer Ankunft in der Notaufnahme von speziell geschultem Personal gesichtet, um zu bestimmen, ob sie in der neuen Praxis behandelt werden können.

Die KV Berlin hat festgestellt, dass viele Patienten, die die Notaufnahme aufsuchen, nicht über einen Hausarzt verfügen oder nicht wissen, wie sie Zugang zu einer ambulanten Versorgung erhalten können. Mit der neuen Praxis wird es Patienten ermöglicht, zeitnah Termine zu bekommen, was die Belastung der Notaufnahmen verringern soll. Das Ziel ist es, die Versorgungslücken in der hausärztlichen Betreuung zu schließen und den Zugang zu medizinischer Hilfe für alle Berliner zu verbessern.

Die neue Praxis wird auch von einer Anschubfinanzierung aus dem Verwaltungshaushalt der KV Berlin unterstützt. Jedes Jahr stehen rund 1,4 Millionen Euro zur Verfügung, um Ärzte zu fördern, die sich neu niederlassen oder eine Praxis übernehmen möchten. Dieses Förderprogramm hat bereits zur Stabilisierung des Abwärtstrends in der hausärztlichen Versorgung in den betroffenen Bezirken beigetragen.

Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin, erklärt, dass die Zusammenarbeit zwischen der KV und den DRK Kliniken eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Notfallversorgung in Berlin spielt. „Wir wollen sicherstellen, dass die knappen Ressourcen im Gesundheitssystem effizient genutzt werden, um Patienten bedarfsgerecht zu versorgen. Durch das neue Modellprojekt werden Patienten schneller und zielgerichteter behandelt, was letztendlich sowohl den Patienten als auch den Mitarbeitenden der Kliniken zugutekommt“, so Ruppert.

Ellen Haußdörfer, Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege, hebt hervor, dass die Notfallversorgung in Berlin seit Jahren überlastet ist. Sie betont, dass innovative Projekte wie „DispoAkut“ dazu beitragen können, die ambulante Versorgung zu verbessern und die Kliniken zu entlasten. Dadurch könne sichergestellt werden, dass die Rettungsstellen für Patienten zur Verfügung stehen, die eine dringende Behandlung benötigen.

Um das Projekt zu evaluieren, wurde eine Laufzeit von zunächst sechs Monaten festgelegt. In dieser Zeit sollen die Auswirkungen auf die Notaufnahmen und die allgemeine Patientenversorgung genau beobachtet werden. Sollte sich das Modell als erfolgreich erweisen, besteht die Möglichkeit, es auf weitere Notaufnahmen in Berlin auszudehnen.

Insgesamt ist die Eröffnung der neuen Hausarzt-Praxis in Berlin-Köpenick ein Schritt in die richtige Richtung, um auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu reagieren. Die Initiative zeigt, wie durch Kooperation und kreative Lösungsansätze die Gesundheitsversorgung in städtischen Gebieten verbessert werden kann. Die KV Berlin und die DRK Kliniken haben sich verpflichtet, gemeinsam an der Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Hauptstadt zu arbeiten und die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen.

Quellen:

  • Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin
  • Bericht über das Modellprojekt DispoAkut
  • Interviews mit Dr. Christian Friese und Dr. Burkhard Ruppert
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Politik

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