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Falsches Versprechen?: Berlins Freie Schulen warten auf Sanierungszuschüsse

In Berlin stehen die freien Schulen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Trotz der im Koalitionsvertrag der Regierungskoalition festgelegten Zusagen zur Erhöhung der Schulzuschüsse, sehen sich viele Träger mit sinkenden Zuschüssen konfrontiert. Laut der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Berlin (AGFS) ist eine adäquate Finanzierung für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Bildungsangebotes unerlässlich.

Im Jahr 2023 wurden die Zuschüsse für freie Schulen, die in der Regel 93 Prozent der Personalkosten einer vergleichbaren öffentlichen Schule abdecken, zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt gekürzt. Dieser Umstand führt dazu, dass viele Schulen in freier Trägerschaft, die sich um eine vielfältige und inklusive Bildung kümmern, in eine existenzielle Krise geraten. Die AGFS macht auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam, ein neues und stabiles Finanzierungssystem zu etablieren, das nicht nur die Personalkosten, sondern auch die gestiegenen Sachkosten, wie Mieten, Instandhaltungen und Betriebskosten, abdeckt.

Die Finanzierungslücke wird durch steigende Betriebskosten und die Inflationsrate zusätzlich verschärft. Während öffentliche Schulen von staatlichen Programmen profitieren, bleiben die freien Schulen oft außen vor, was zu einer ungleichen Verteilung der Ressourcen führt. Damit die freien Schulen weiterhin allen Kindern, unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund, Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung bieten können, ist eine Reform der jetzigen Regelungen unerlässlich.

Proteste und Forderungen der Betroffenen

Angesichts der prekären Situation haben Eltern, Lehrer und Schüler am Runden Rathaus in Berlin protestiert und auf die unzureichende finanzielle Unterstützung aufmerksam gemacht. Transparente mit Forderungen nach gerechter Finanzierung und besseren Bedingungen für Bildung wurden während der Demonstration getragen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten eine Gleichbehandlung der freien Schulen im Vergleich zu staatlichen Schulen, um eine Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten.

Die AGFS fordert verschiedene Maßnahmen, um die gegenwärtige Unterfinanzierung zu beheben:

- Schaffung eines neuen und zeitgemäßen Finanzierungsmodells unter Einbeziehung der freien Schulen. - Abschaffung der zusätzlichen Restriktionen für berufliche Schulen. - Dauerhafte Erhöhung der Finanzierung im ostdeutschen Teil Berlins auf das Niveau des westdeutschen Teils. - Sicherstellung einer fairen Finanzierung für Sach- und Betriebskosten, Sonderpädagogik und Sozialarbeit.

Die Schulträger hoffen auf eine zügige Umsetzung dieser Maßnahmen und eine baldige Anpassung des Schulgesetzes, um die Behebung der bestehenden Probleme zu ermöglichen.

Die Rolle der Freien Schulen in Berlin

Rund 40.000 Kinder und Jugendliche in Berlin besuchen derzeit freie Schulen. Diese Einrichtungen bieten ein diverses Bildungsangebot und sind eine wertvolle Ergänzung zum staatlichen Schulwesen. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat die Bedeutung der freien Schulen anerkannt und betont, dass Berlin auf diese Schulplätze angewiesen ist, um die Bildungsvielfalt zu erhalten. Dies ist besonders wichtig, da mehr als 15 Prozent der von Flucht betroffenen Kinder in freien Schulen unterrichtet werden.

Die Bildungslandschaft in Berlin ist geprägt von einem hohen Maß an Diversität und Inklusion. Freie Schulen ermöglichen es, unterschiedliche pädagogische Konzepte zu verfolgen und auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Daher ist es wichtig, dass die freie Schullandschaft auch in Zukunft bestehen bleibt und weiterentwickelt werden kann.

Die Zukunft der Freien Schulen

Die AGFS hat in den letzten Jahren immer wieder auf die unzureichende Finanzierung hingewiesen und ein alternatives Finanzierungsmodell gefordert, das alle relevanten Kosten abdeckt. Nur durch eine gerechte und nachhaltige Finanzierung ist es möglich, die Bildungslandschaft in Berlin zukunftsfähig zu gestalten und auch in schwierigen Zeiten den Schülern eine gute Bildung zu bieten.

Die Herausforderungen, vor denen die freien Schulen stehen, sind nicht nur finanzieller Natur, sondern betreffen auch die Frage nach der Inklusion und der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund. Eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen könnte dazu beitragen, dass freie Schulen ihre Angebote erweitern und anpassen können, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berliner freien Schulen dringend auf die angekündigten Sanierungszuschüsse warten und auf eine zukunftsgerichtete Finanzierung hoffen. Nur so kann der Bildungsstandort Berlin auch in Zukunft vielfältig und inklusiv bleiben.

Die AGFS appelliert an die Politik, die versprochenen Maßnahmen zeitnah umzusetzen, um die Situation der freien Schulen zu stabilisieren und die Qualität der Bildung für alle Schüler zu sichern.

Quellen: AGFS Berlin, Der Tagesspiegel, dpa

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Politik

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