<

Immense Personalausfälle in Berlins Behörden: Charlottenburger Parkscheinkontrolleure sind 105 Tage pro Jahr krank

Die Berliner Verwaltung sieht sich auch nach der Beendigung der Corona-Pandemie mit einem hohen Krankenstand konfrontiert. Ein besonders auffälliger Aspekt dieser Entwicklung sind die Abwesenheitszeiten der Parkscheinkontrolleure im Bezirk Charlottenburg. Laut einem Bericht, der von der Senatsfinanzverwaltung an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses übermittelt wurde, sind die Beschäftigten in den Behörden im Durchschnitt 39 Kalendertage pro Jahr krankgeschrieben. In Charlottenburg zeigt sich ein alarmierender Trend, denn dort sind die Parkscheinkontrolleure im Durchschnitt 105 Tage im Jahr krank.

Der Krankenstand in der Berliner Verwaltung

Im Jahr 2023 war der Krankenstand in der Berliner Verwaltung so hoch wie selten zuvor. Die Auswertung der Daten zeigt, dass von den 253 Arbeitstagen im Jahr 2022 die Mitarbeitenden der Berliner Behörden im Durchschnitt fast ein Fünftel krank waren. Besonders herausstechend sind hierbei die Zahlen der Polizei und Feuerwehr, die hohe Ausfallquoten aufweisen. Der Bericht belegt, dass der Krankenstand in diesen Bereichen während des letzten Jahres einen Anstieg erfahren hat.

Die Feuerwehr meldete einen Anstieg der durchschnittlichen Krankentage von 45,4 im Jahr 2021 auf 52,1 im Jahr 2022. Auch die Polizei verzeichnete einen signifikanten Anstieg von 44,5 Krankentagen im Jahr 2021 auf 50,3 im Jahr 2022. In Summe waren die Mitarbeitenden der Polizei im gesamten Jahr 2022 für mehr als 22.000 Krankentage verantwortlich, ein Anstieg im Vergleich zu den 15.506 Krankentagen des Vorjahres.

Die Ursachen für die hohen Abwesenheitszahlen

Die hohen Krankheitszahlen sind nicht nur auf die physische Gesundheit der Beschäftigten zurückzuführen, sondern auch auf die psychischen Belastungen, die mit der Arbeit in diesen Berufen einhergehen. Laut Stephan Weh, dem Vorsitzenden der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), spielt der Personalengpass eine entscheidende Rolle für die steigenden Ausfallzahlen. „Die enormen Belastungen stauen sich für den Einzelnen weiter an“, erklärt Weh. Polizeibeamte sind oft mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert, während die Anforderungen durch Schichtdienst und ein eingeschränktes Sozialleben die Situation zusätzlich erschweren.

Die Gewerkschaft fordert daher flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie ein erweitertes Vorsorgeangebot, um die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern. Es wird auch eine Novellierung des Dienstunfallrechts angeregt, um psychische Erkrankungen umfassender zu berücksichtigen. Eine Belastungsreduzierung in den letzten Berufsjahren für Schichtdienstleistende wird ebenfalls als notwendig erachtet.

Der Personalmangel in den Bezirken

Die Problematik des hohen Krankenstandes ist nicht allein auf die Polizei und Feuerwehr beschränkt. Auch in den Bezirken ist die Situation angespannt. Eine Erhebung zeigt, dass die durchschnittliche Anzahl der Krankentage pro Bezirk zwischen 41,1 in Neukölln und 50 in Mitte variiert. Dabei fällt auf, dass die verbeamteten Mitarbeitenden tendenziell häufiger krank sind als die angestellten Beschäftigten.

Der Personalmangel, der in Berlin bereits seit geraumer Zeit ein Thema ist, wird durch die hohen Krankheitszahlen zusätzlich verschärft. In ganz Berlin gibt es derzeit rund 7.000 unbesetzte Stellen. Die Berliner Verwaltung plant, im Rahmen des Doppelhaushalts 2024/25 neue Stellen zu schaffen, insbesondere in Bürgerämtern und im Landesamt für Einwanderung, um dem entgegenzuwirken. Auch der Regierende Bürgermeister Berlin, Kai Wegner (CDU), hat kürzlich eine Einstellungs- und Ausbildungsoffensive angekündigt.

Vergleich mit anderen Bundesbehörden

Die Krankheitsrate in der Berliner Verwaltung ist alarmierend im Vergleich zu anderen Bundesbehörden. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die durchschnittliche Krankschreibung für Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2022 bei 15 Tagen, während die Zahlen für Bundesbehörden in der Regel unter 20 Tagen pro Jahr lagen. Dies verdeutlicht, dass die Berliner Verwaltung besonders stark von Personalausfällen betroffen ist.

Fazit

Der hohe Krankenstand in den Berliner Behörden, insbesondere bei den Parkscheinkontrolleuren, wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die Verwaltung konfrontiert ist. Die Probleme reichen von psychischen Belastungen aufgrund eines anhaltenden Personalmangels bis hin zu einem hohen Krankenstand, der die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft. Die kommenden Maßnahmen der Berliner Verwaltung, wie zum Beispiel die Schaffung neuer Stellen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, könnten entscheidend sein, um die personellen Engpässe zu beheben und die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern.

Quellen:

Der Tagesspiegel, dpa

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen