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Berliner Künstler verlegt Stolperschwelle am Sally-Bein-Gymnasium in Beelitz

Am Mittwoch, dem 26. September 2024, fand eine bedeutende Gedenkveranstaltung am Sally-Bein-Gymnasium in Beelitz statt, bei der eine Stolperschwelle verlegt wurde. Diese künstlerische Installation wurde vom Berliner Künstler Gunter Demnig erstellt und erinnert an die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte der ehemaligen Israelitischen Erziehungsanstalt, die 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.

Die Stolperschwelle wurde im Pflaster des Gehwegs vor dem Gymnasium eingelassen, um an die grausame Geschichte der Erziehungsanstalt zu erinnern. Tobias Barniske, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. Potsdam, betonte die Wichtigkeit, das Andenken an die Betroffenen lebendig zu halten. Die Israelitische Erziehungsanstalt wurde 1908 von Sally Bein gegründet und war eine Schule für geistig behinderte Kinder. Viele dieser Kinder, sowie Bein selbst, wurden während des Holocausts umgebracht.

Die Verlegung der Stolperschwelle ist Teil eines größeren Projekts, das darauf abzielt, das Gedächtnis an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. Gunter Demnig ist bekannt für seine Stolpersteine, die in vielen Städten Deutschlands und in 32 Ländern weltweit verlegt wurden. Seit 1992 hat er über 100.000 Stolpersteine installiert, die an die Schicksale der Menschen erinnern, die während des NS-Regimes verfolgt wurden. Die Stolperschwellen und Stolpersteine sind Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt.

Historischer Kontext der Israelitischen Erziehungsanstalt

Die Israelitische Erziehungsanstalt in Beelitz wurde 1907 ins Leben gerufen, als die Wilhelm-und-Auguste-Viktoria-Stiftung ein Heim für geistig zurückgebliebene Kinder gründete. Sally Bein, der erste Leiter der Einrichtung, übernahm 1908 die Verantwortung für 34 Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Der Unterricht wurde individuell gestaltet, um den unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Bis 1942 wurden insgesamt 240 Jungen und 140 Mädchen in der Erziehungsanstalt betreut.

Die Schule hatte einen starken Fokus auf religiöse Bildung sowie handwerkliche Fähigkeiten, die den Kindern helfen sollten, ein selbstständiges Leben zu führen. Leider endete die Arbeit der Israelitischen Erziehungsanstalt abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Im Jahr 1942 wurden die Einrichtung und ihre Bewohner geschlossen, die meisten Kinder und Mitarbeiter wurden deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.

Bedeutung der Gedenkveranstaltung

Die Zeremonie zur Verlegung der Stolperschwelle wurde von zahlreichen Gästen, darunter Vertreter der Landesregierung und Religionsgemeinschaften, besucht. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte die Initiative des Gymnasiums, das Andenken an Sally Bein und die ermordeten Kinder zu ehren. Er erinnerte daran, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht immer einfach sei, doch es sei wichtig, sich der Geschichte zu stellen und die Erinnerungen lebendig zu halten.

Die Landesrabbiner Ariel Kirzon und andere religiöse Führer sprachen ebenfalls, um die Bedeutung der Gedenkveranstaltung zu unterstreichen. Kirzon erwähnte die anstehenden jüdischen Gerechtigkeitstage und forderte dazu auf, Verantwortung für die eigene Geschichte zu übernehmen. Er betonte, dass das Gedenken an die Opfer des Holocausts nicht nur in der Vergangenheit verankert sein sollte, sondern auch in der Gegenwart und Zukunft lebendig gehalten werden muss.

Reaktionen und Erinnerungen

Die Veranstaltung wurde von Schülern des Sally-Bein-Gymnasiums mitgestaltet, die Blumen und Sträuße an der Stolperschwelle niederlegten. Dies symbolisierte nicht nur ihre Trauer, sondern auch ihr Engagement, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren. Die Stolperschwelle fungiert als sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und ermutigt die jüngere Generation, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Die Verlegung der Stolperschwelle ist nicht nur eine Hommage an die vergangene Generation, sondern auch ein Aufruf an die heutige Gesellschaft, Toleranz und Respekt gegenüber allen Menschen zu fördern. Die Erinnerungskultur spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Diskriminierung und Gewalt in der Gesellschaft.

Fazit

Die Stolperschwelle am Sally-Bein-Gymnasium in Beelitz erinnert an eine tragische Episode der deutschen Geschichte und an die Menschen, die unter dem nationalsozialistischen Regime gelitten haben. Die Veranstaltung zeigt, wie wichtig es ist, das Andenken an die Verfolgten und Ermordeten lebendig zu halten. Sie ist ein bedeutender Schritt, um die Erinnerung an die Opfer des Holocausts in das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen zu integrieren.

Durch die Aktivitäten von Künstlern wie Gunter Demnig und die Initiativen von Schulen und Gemeinden wird das Vermächtnis der Opfer gewahrt und ein starkes Zeichen gegen das Vergessen gesetzt. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Erinnerungsarbeit fortgesetzt wird, um zu verhindern, dass sich solche Gräueltaten wiederholen.

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 in Kategorie: 
Kultur

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