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Interview mit Stephanie Otto, Chefin der Berliner Stadtreinigung

In einem ausführlichen Interview äußert sich Stephanie Otto, die Vorsitzende des Vorstands der Berliner Stadtreinigung (BSR), über die Herausforderungen, mit denen die Hauptstadt in Bezug auf Sauberkeit und Abfallbewirtschaftung konfrontiert ist. Das Thema der Verschmutzung in Berlin ist ein immerwährendes Anliegen für die Bürger und die Politik. Frau Otto erklärt, dass der Eindruck von Sauberkeit oft subjektiv ist und dass es eine Vielzahl von Faktoren gibt, die zum aktuellen Zustand der Stadt beitragen.

Der Eindruck von Sauberkeit in Berlin

„Der Eindruck von Sauberkeit ist oft subjektiv“, sagt Otto und verweist darauf, dass die Wahrnehmung von Sauberkeit von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Diese subjektive Wahrnehmung kann durch verschiedene Aspekte wie die Häufigkeit der Müllabfuhr, die Anzahl der Mülleimer oder das Verhalten der Bürger beeinflusst werden. Oftmals sind es alltägliche Dinge, die den Unterschied ausmachen, wie etwa überfüllte Mülleimer oder achtlos weggeworfener Müll.

Die Herausforderungen der Müllentsorgung

Ein zentrales Problem, das Otto anführt, ist das Littering, also das illegale Wegwerfen von Kleinstabfällen. „In den letzten Jahren hat das Littering von To-Go-Verpackungen deutlich zugenommen“, erklärt sie. Während die Nachfrage nach mobilen Essensangeboten gestiegen ist, bleibt das Bewusstsein für die ordnungsgemäße Entsorgung oft auf der Strecke. „Es gibt viele Menschen, die ihren Müll einfach auf die Straße werfen, anstatt ihn in einen Mülleimer zu entsorgen“, kritisiert sie.

Überfüllte Mülleimer und unzureichende Anzahl an Abfallbehältern

Die BSR betreut insgesamt rund 27.000 Mülleimer in der Stadt. Otto gibt jedoch zu, dass diese Zahl nicht ausreicht, um die Bedürfnisse einer Stadt mit über 3,7 Millionen Einwohnern zu decken. „Wir haben oft den Eindruck, dass es zu wenige Mülleimer gibt, und viele sind überfüllt“, sagt sie. Sie erläutert, dass die BSR stets bemüht ist, die Abfallbehälter regelmäßig zu entleeren, jedoch nicht immer in der Lage ist, die hohen Müllmengen zu bewältigen. „Das ist nicht nur eine Frage der Menge der Mülleimer, sondern auch der verfügbaren Arbeitskräfte“, fügt sie hinzu.

Finanzierung und Personalprobleme

Ein weiterer zentraler Punkt in dem Gespräch ist die Unterfinanzierung der BSR. Im Vergleich zu anderen Großstädten wie Hamburg, wo es über 4000 Mitarbeiter für 19.500 Mülleimer gibt, hat die BSR mit rund 6000 Angestellten eine größere Verantwortung zu tragen, jedoch auch eine größere Bevölkerung zu bedienen. Otto betont: „Eine bessere finanzielle Ausstattung würde es uns ermöglichen, effizienter zu arbeiten und die Sauberkeit in der Stadt zu verbessern.“

Illegale Ablagerungen und ihre Folgen

Ein weiteres großes Problem sind illegale Ablagerungen. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass alte Möbel oder andere große Abfälle an Straßenrändern zurückgelassen werden“, berichtet Otto. Dies sei ein Zeichen dafür, dass viele Bürger nicht wissen, wie man größere Abfälle rechtmäßig entsorgt. Die BSR hat spezielle Maßnahmen ergriffen, um gegen diese Praktiken vorzugehen, jedoch bleiben viele Fälle unentdeckt.

Die Rolle der Bürger

Otto appelliert an die Verantwortung der Bürger: „Sauberkeit ist nicht nur eine Aufgabe der Stadtreinigung, sondern auch eine Frage des respektvollen Umgangs mit dem öffentlichen Raum.“ Sie ermutigt die Bürger, aktiver zur Sauberkeit der Stadt beizutragen, sei es durch die ordnungsgemäße Entsorgung von Müll oder durch das Melden von illegalen Ablagerungen. „Wir möchten, dass die Menschen sich für ihre Stadt verantwortlich fühlen“, sagt sie weiter.

Fazit

Das Interview mit Stephanie Otto legt die vielschichtigen Herausforderungen dar, mit denen Berlin im Bereich der Stadtreinigung konfrontiert ist. Von subjektiven Wahrnehmungen über Littering bis hin zu systemischen Problemen wie Finanzierung und Personal stehen der BSR zahlreiche Hürden im Weg. Die Chefin der BSR ist jedoch optimistisch und glaubt, dass durch Zusammenarbeit und ein gemeinsames Bewusstsein für die Sauberkeit in der Stadt Verbesserungen erzielt werden können. „Es erfordert die Mitwirkung aller, um Berlin zu einem sauberen Ort zu machen“, schließt Otto.

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 in Kategorie: 
Politik

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