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Jahnstadion in Berlin: Abriss gestartet

Der lange erwartete Abriss des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg hat offiziell begonnen. Trotz intensiver Proteste und einer Petition der Bürgerinitiative Jahnsportpark, die über 14.000 Unterschriften gesammelt hat, hält die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen an ihrem Plan fest, das alte Stadion abzureißen und durch eine neue Sportstätte zu ersetzen.

In einer Antwort auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg gab die Senatsverwaltung bekannt, dass der Rückbau des bestehenden Stadiongebäudes in der Kalenderwoche 41 beginnen werde. Zunächst werden hochbauliche Rückbaumaßnahmen durchgeführt, gefolgt von weiteren Rückbauarbeiten am Wall des Stadions. Die genauen Abläufe sind noch in Abstimmung mit den ausführenden Firmen, was bedeutet, dass sich die Bauarbeiten möglicherweise verzögern könnten.

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die den Abriss vehement kritisiert, sieht in der geplanten Maßnahme eine unnötige und nicht nachhaltige Verwendung öffentlicher Mittel. Nicht nur die finanziellen Aspekte sind umstritten, auch die Veränderungen in der Sportinfrastruktur und die Auswirkungen auf die Umwelt führen zu Debatten. Kritiker argumentieren, dass sowohl der Abriss als auch der Neubau des Stadions, dessen geschätzte Kosten von anfänglich 97 Millionen Euro auf 182 Millionen Euro gestiegen sind, nicht notwendig seien.

Der neue Sportpark soll nicht nur ein modernes Stadion beinhalten, sondern auch zusätzliche Sporteinrichtungen wie Fußball- und Beachvolleyballplätze, Tennisanlagen sowie ein Begegnungszentrum. Diese Umgestaltung soll dem Inklusionssport zugutekommen und einen modernen Rahmen für verschiedene Sportarten bieten. Dennoch bleibt die Frage, ob die geplanten Maßnahmen tatsächlich die Bedürfnisse der Anwohner und Sportler erfüllen werden.

Zusätzlich zu den finanziellen und infrastrukturellen Bedenken äußert der Umweltverband "NaturFreunde Berlin" massive Kritik an den fehlenden Artenschutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Abriss des Jahnstadions. Der Verband hat einen Eilantrag an das Berliner Verwaltungsgericht angekündigt, um den Abriss zu stoppen. Es wird argumentiert, dass durch den Rückbau eine signifikante Anzahl von Nistplätzen für verschiedene Vogel- und Fledermausarten verloren gehen würde. Berichten zufolge sollen über 350 Nisthöhlen und Quartiere, die für den Fortbestand dieser Arten entscheidend sind, nicht ausreichend ersetzt worden sein.

Die Senatsverwaltung hat jedoch versichert, dass alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt umgesetzt werden. Im Rahmen der Rückbaumaßnahmen sind Sperlingstürme und Fledermauskästen geplant, um den Verlust von Lebensräumen auszugleichen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen rechtzeitig und in ausreichendem Umfang realisiert werden, um die ökologischen Anforderungen zu erfüllen.

Die Diskussion um den Abriss des Jahnstadions spiegelt größere gesellschaftliche Herausforderungen wider. Viele Anwohner und Umweltaktivisten fordern, dass die Stadt nachhaltig mit ihren historischen Sportstätten umgeht und Sanierungen anstelle von Abrissen in Betracht zieht. Es wird ein Umdenken gefordert, das nicht nur die bauliche Entwicklung, sondern auch die Erhaltung der Artenvielfalt und der historischen Architektur in den Fokus rückt.

Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein für den Verlauf der Bauarbeiten im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Während die Abrissarbeiten voranschreiten, bleibt die öffentliche Diskussion über die Zukunft des Jahnstadions und die damit verbundenen Fragen zu Umwelt- und Denkmalschutz weiterhin präsent.

Quellen:

  • Der Standard
  • dpa
  • rbb24
  • Berliner Kurier
  • Tagesspiegel
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Politik

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