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Mit dem Jahnstadion: Wird auch das SEZ am 7. Oktober abgerissen?

Mit dem Jahnstadion: Wird auch das SEZ am 7. Oktober abgerissen?

Am 7. Oktober 2024, dem Gründungstag der DDR, rückt der Abriss des Jahnstadions in Berlin-Prenzlauer Berg unweigerlich näher. Die Vorbereitungen für den Rückbau laufen bereits, und es gibt Berichte, dass auch das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an diesem Tag abgerissen werden könnte. Zunächst steht jedoch eine Zwangsräumung des SEZ an, die bereits für den 1. Oktober angesetzt ist. Diese Abrisspläne haben eine hitzige Debatte ausgelöst, insbesondere angesichts der historischen Bedeutung des Datums.

Der Berliner Senat hat im Januar 2024 entschieden, das SEZ abzureißen, was bei verschiedenen Interessengruppen auf Widerstand gestoßen ist. Zwei Petitionen und ein offener Brief von Architekten und Historikern fordern den Erhalt des Gebäudes, das als ein bedeutendes Erbe der DDR-Architektur gilt. „Es ist bedauerlich, dass ein weiteres Stück unserer Geschichte geopfert werden soll“, so der Tenor in der Fachwelt. Der Senat sieht jedoch keine andere Möglichkeit, als dem Druck des Wohnungsmarktes nachzugeben.

Die Geschichte des SEZ

Das SEZ wurde 1981 eröffnet und war für viele ein Ort der Freizeitgestaltung und des Sports. In den Jahren der DDR bot es zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, darunter ein Wellenbad, Fitnessstudios und ein Restaurant. Die Architektur des SEZ spiegelt den Geist der späten DDR wider: Es war ein Ort, an dem die Bürger trotz der strengen politischen Verhältnisse eine Form von Freiheit und Vergnügen finden konnten.

Die Planung des SEZ war ein internationales Projekt, an dem sowohl DDR-Architekten als auch westdeutsche Fachkräfte beteiligt waren. Diese Zusammenarbeit ist ein bemerkenswerter Aspekt der Geschichte des Gebäudes, das nicht nur für die DDR, sondern auch für die gesamte Architekturgeschichte in Deutschland von Bedeutung ist.

Politische Kontroversen und aktuelle Entwicklungen

Die Entscheidung des Senats, das SEZ abzureißen, hat nicht nur architektonische, sondern auch politische Implikationen. Kritiker argumentieren, dass der Abriss ein Affront gegen die ehemaligen Bürger der DDR ist, die den 7. Oktober als einen bedeutenden Feiertag betrachten. Der Zeitpunkt des Abrisses könnte symbolisch als eine Abwertung der Geschichte der DDR wahrgenommen werden.

Das Grundstück, auf dem das SEZ steht, wurde 2003 an einen Investor verkauft, der verpflichtet war, die Anlage instand zu halten. Infolge eines langen Rechtsstreits hat das Land Berlin nun wieder die Kontrolle über das Grundstück. Der Plan sieht vor, dort etwa 500 Wohnungen sowie eine neue Schule zu errichten, was den Wohnraummangel in Berlin verringern soll. Dennoch bleibt die Frage, wie mit dem historischen Erbe umgegangen wird, das mit dem SEZ verbunden ist.

Öffentliche Reaktionen und Widerstand

Die Abrisspläne haben in der Bevölkerung und unter Fachleuten für Aufregung gesorgt. Zahlreiche Unterstützer des SEZ argumentieren, dass der Erhalt des Gebäudes nicht nur aus architektonischer Sicht wichtig ist, sondern auch für das kulturelle Gedächtnis Berlins. In den sozialen Medien und in öffentlichen Foren kursieren zahlreiche Stimmen, die sich gegen den Abriss aussprechen und Alternativen vorschlagen.

Verfechter des Erhalts des SEZ betonen, dass es als Teil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt dient und die Möglichkeit bieten könnte, historische Kontexte und Erinnerungen an die DDR-Zeit aufrechtzuerhalten. Es gibt Überlegungen, wie das SEZ auch weiterhin für die Gemeinschaft genutzt werden könnte, zum Beispiel durch die Schaffung von Freizeit- und Bildungseinrichtungen.

Der Ausblick auf die Zukunft

Die kommenden Monate werden entscheidend für die Zukunft des SEZ und des Jahnstadions sein. Während der Abriss des Jahnstadions bereits begonnen hat, bleibt abzuwarten, ob der Senat seine Pläne für das SEZ noch einmal überdenken wird. Die Unterstützung aus der Bevölkerung könnte dazu beitragen, dass das historische Erbe Berlins bewahrt wird.

Die Diskussion um den Abriss des SEZ ist nicht nur eine Auseinandersetzung über ein Gebäude, sondern auch über die Art und Weise, wie wir mit unserer Geschichte umgehen. Es bleibt zu hoffen, dass der Wert der kulturellen Identität und des architektonischen Erbes in den Entscheidungsprozessen des Senats angemessen berücksichtigt wird. Der 7. Oktober könnte somit nicht nur ein Tag des Abrisses, sondern auch ein Tag der Reflexion über die Vergangenheit und Zukunft Berlins sein.

Quellen: Berliner Kurier, Der Standard, dpa

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 in Kategorie: 
Kultur

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