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Kreativgemeinschaft in Berlin-Schöneweide: „KAOS“ steht vor dem Aus

Kreativgemeinschaft in Berlin-Schöneweide: „KAOS“ steht vor dem Aus

Im Herzen von Berlin-Schöneweide, an der Wilhelminenhofstraße 92, hat sich in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Kreativgemeinschaft gebildet. Unter dem Namen „KAOS“ haben sich etwa 120 Kunstschaffende zusammengefunden, die in einem gemeinschaftlichen Umfeld arbeiten und kreative Projekte realisieren. Doch nun sieht sich das Kollektiv gezwungen, seine Räumlichkeiten bis 2025 zu verlassen. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung dar, da der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt auch die kreative Szene betrifft.

Laut Linda Hanses, einer der Vorstandsmitglieder von „KAOS“, gibt es keine langfristige Perspektive für die aktuelle Immobilie. Die Gemeinschaft hat sich daher nach Alternativen umgesehen und eine Möglichkeit gefunden, die in unmittelbarer Nähe gelegenen Nachbargebäude zu erwerben. Diese sind seit einiger Zeit ungenutzt, nachdem ein holländischer Investor die Gebäude gekauft hatte, was zur Vertreibung der vorherigen Mieter führte, die aufgrund gestiegener Mietpreise gehen mussten.

Die Notwendigkeit eines Standorts

Die drei Gebäude, die sich über eine Fläche von 5000 Quadratmetern erstrecken, könnten für die Künstlergemeinschaft eine neue Heimat bieten. Die Gebäude sind insgesamt in einem guten Zustand; allerdings müssen umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt werden, um die nötigen Infrastruktur für Strom, Wasser und Internet zu schaffen, sowie Türen und Fenster zu erneuern.

Die geschätzten Kosten für den Kauf und die Renovierung belaufen sich auf etwa 12 Millionen Euro. Ein Investor, der bereit ist, im gemeinnützigen Bereich zu unterstützen, wurde bereits gefunden. „Es handelt sich um eine Einzelperson, die anonym bleiben möchte“, erklärt Hanses. Doch die bereitgestellte Summe reicht noch nicht aus, weshalb das Kollektiv einen Kredit aufnehmen muss, für den mindestens 500.000 Euro Eigenkapital benötigt werden.

Gemeinschaftsprojekt zur Finanzierung

Um die finanzielle Grundlage zu sichern, hat das „KAOS“-Kollektiv eine Genossenschaft gegründet. Interessierte haben die Möglichkeit, Mitglied zu werden und mindestens einen Genossenschaftsanteil für 100 Euro zu erwerben. Dies könnte helfen, die nötigen Mittel für den Erwerb der neuen Räumlichkeiten zu mobilisieren. Zudem besteht die Möglichkeit, der Genossenschaft Darlehen mit einer Laufzeit von fünf oder zehn Jahren zur Verfügung zu stellen.

Der Kauf des Nachbargebäudes ist für Oktober 2024 geplant, was einen straffen Zeitrahmen für die Finanzierung bedeutet. Ein Plan B existiert derzeit nicht, und sollte der Kauf scheitern, sieht das Kollektiv keine Möglichkeit, weiterhin am aktuellen Standort zu bestehen. Die Dringlichkeit und Unsicherheit dieser Situation wirft Fragen über die Zukunft der Kreativgemeinschaft auf.

Die Auswirkungen auf die Kulturszene

Die Schließung oder Verlagerung von „KAOS“ würde nicht nur die beteiligten Künstler betreffen, sondern auch die gesamte Kulturszene in Berlin hinsichtlich der Vielfalt und Erreichbarkeit kreativer Räume. Der Verlust eines solchen Zentrums könnte die Dynamik, die die kreative Gemeinschaft in den letzten Jahren geprägt hat, erheblich mindern. Berlin ist bekannt für seine lebendige und bunte Kulturszene, und die Herausforderungen, die „KAOS“ gegenübersteht, sind symptomatisch für die Probleme, mit denen viele ähnliche Gemeinschaften derzeit konfrontiert sind.

Aufruf zur Unterstützung

Die Mitglieder von „KAOS“ haben einen Aufruf zur Unterstützung gestartet. Sie hoffen, dass sowohl Privatpersonen als auch Institutionen bereit sind, zur Finanzierung des Kaufes beizutragen. Diese Initiative könnte nicht nur dazu beitragen, die finanzielle Lücke zu schließen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die kulturelle Identität der Nachbarschaft stärken.

„Wir sind der Überzeugung, dass Kunst und Kreativität für unsere Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind und wollen diesen Raum erhalten“, so Hanses. Die Möglichkeit, durch den Erwerb eines Genossenschaftsanteils aktiv zu werden, bietet der Gemeinschaft eine wertvolle Chance zur Mitgestaltung und zum Erhalt eines wichtigen kulturellen Erbes.

Fazit

Die Zukunft von „KAOS“ steht auf der Kippe. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die notwendige Finanzierung zu sichern und die kreative Gemeinschaft in Berlin-Schöneweide zu erhalten. Der Aufruf zur Unterstützung ist ein entscheidender Schritt, um das Fortbestehen dieser bedeutenden Einrichtung zu sichern, die nicht nur für die beteiligten Künstler, sondern auch für die gesamte Stadt von Bedeutung ist.

Die Situation von „KAOS“ ist ein Beispiel dafür, wie wichtig die Unterstützung der Gemeinschaft für den Erhalt kultureller Räume ist. Ob und wie das Kollektiv seine Vision verwirklichen kann, wird sich in naher Zukunft zeigen.

Quellen: Der Tagesspiegel, dpa

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Kultur

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