Die Frage nach dem Lehrerbedarf in Berlin ist vielschichtig und führt immer wieder zu Diskussionen. Die tatsächliche Anzahl benötigter Lehrkräfte hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie den Schülerzahlen, dem Unterrichtsumfang und den pädagogischen Konzepten der einzelnen Schulen.
Laut einer Senatsvorlage der Bildungsverwaltung, die dem rbb vorliegt, werden im kommenden Schuljahr voraussichtlich knapp 700 Lehrkräfte fehlen (rbb24 Inforadio, 25.06.2024). Demgegenüber steht ein Bericht des Tagesspiegels, der von einem Bedarf von 5.000 Lehrkräften spricht, um die Differenz zwischen benötigten und vorhandenen Vollzeitstellen zu schließen. Diese unterschiedlichen Zahlen verdeutlichen die Herausforderung, den tatsächlichen Bedarf genau zu bestimmen.
Die Bildungsverwaltung selbst schätzt den Lehrermangel geringer ein. Ihren Angaben zufolge fehlen in diesem Schuljahr über 700 Vollzeitstellen (rbb24 Inforadio, 25.06.2024). Im Oktober 2023 waren es noch 716 fehlende Vollzeitstellen. Um dem Mangel entgegenzuwirken, plant die Bildungsverwaltung, Referendare zukünftig zehn statt sieben Wochenstunden unterrichten zu lassen und bestimmte Profilstunden zu streichen.
Da die Schülerzahlen steigen, wird der Bedarf an Lehrkräften in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen. Insbesondere in der sonderpädagogischen Förderung, in Mathematik, Sprachförderung und Deutsch werden Lehrkräfte gesucht (rbb24 Inforadio, 25.06.2024). Die Entwicklung der Schülerzahlen und der Berliner Lehrkräftebedarf sind eng miteinander verbunden und beeinflussen die benötigte Anzahl an Lehrkräften stark.
Wie das Deutsche Schulportal berichtet, ist der Lehrermangel auch bundesweit ein gravierendes Problem. Viele Bundesländer kämpfen mit der Besetzung offener Stellen. In Thüringen sind zum Schulstart mehr Stellen unbesetzt als im Vorjahr, und in Niedersachsen sind kurz vor Schulbeginn nur 80 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt (Deutsches Schulportal, 20.08.2024).
Die Kultusministerkonferenz (KMK) prognostiziert einen anhaltenden Lehrermangel in den kommenden Jahren. Verschiedene Prognosen kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) rechnet bis 2035 mit einem Fehlbestand von 155.000 bis 177.500 Lehrkräften, während die KMK von 68.000 fehlenden Lehrkräften ausgeht (Deutsches Schulportal, 20.08.2024). Die Bertelsmann Stiftung hingegen erwartet eine Entspannung der Situation an Grundschulen bis Mitte des Jahrzehnts (Deutsches Schulportal, 20.08.2024). Diese unterschiedlichen Einschätzungen verdeutlichen die Komplexität der Lage und die Schwierigkeit, präzise Vorhersagen zu treffen.
Die Kultusministerien der Länder begegnen dem Lehrermangel mit verschiedenen Notfallmaßnahmen. Dazu gehören beispielsweise die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Referendare und die Streichung von Profilstunden. Langfristig sind jedoch umfassendere Strategien notwendig, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten und genügend qualifizierte Lehrkräfte für die Zukunft zu gewinnen.
Quellen:
- rbb24 Inforadio, 25.06.2024
- Deutsches Schulportal, 20.08.2024