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Lieferando-Fahrer geschlagen und verletzt? Demo auf der Schönhauser Allee

Am Freitag, dem 6. September 2024, fand eine Protestdemonstration von rund 70 Lieferfahrern und Unterstützern vor einer Burger-Filiale in der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg statt. Der Anlass für die Versammlung waren Berichte über einen mutmaßlichen Übergriff auf einen Fahrer des Lieferservices Lieferando, der angeblich von einem Mitarbeiter des Restaurants während der Wartezeit auf eine Bestellung geschlagen worden sein soll.

Die Demonstranten forderten bessere Arbeitsbedingungen, darunter das Recht auf Pausen, Zugang zu Toiletten und die Bereitstellung von Wasser während ihrer Schichten. Diese Forderungen wurden lautstark durch Schilder und Slogans wie "Schlägermeister" und "Ich bestelle Respekt" unterstützt.

Vorfall und Reaktionen

Der Vorfall, der zu der Demo führte, ereignete sich Berichten zufolge vor zwei Wochen. Der betroffene Lieferando-Fahrer erlitt eine Kopfverletzung und musste im Krankenhaus behandelt werden. Während die Polizei Ermittlungen angestellt hat, wurde bekannt, dass sowohl der Fahrer als auch der Mitarbeiter des Restaurants Anzeige erstatteten.

In einem Interview äußerte der Fahrer Mohammed U. (40) seinen Unmut über die Arbeitsbedingungen, insbesondere über den Mangel an Wasser und Pausen: „Nach sieben Stunden in der Hitze darf man doch wohl nach Wasser fragen!“, sagte er. Seine Erfahrungen spiegeln die Frustration vieler Fahrer wider, die sich oft nicht genügend respektiert fühlen und in einigen Restaurants als Störenfriede behandelt werden.

Lieferando und die Restaurants: Stellungnahmen

Auf die Vorwürfe reagierte Lieferando und bezeichnete den Vorfall als „extrem seltenen Einzelfall“. Ein Sprecher des Unternehmens betonte: „Gewalt ist inakzeptabel. Wir stehen mit dem betroffenen Kollegen und dem Restaurant in Kontakt und unterstützen die Ermittlungen.“ Die Burger-Kette selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern, wies jedoch die Anschuldigungen gegen ihre Mitarbeiter entschieden zurück.

Das Lieferando Workers Collective (LWC), eine Organisation, die die Rechte der Lieferfahrer vertritt, stellte fest, dass der Vorfall kein Einzelfall sei. Laut der Gruppe nehmen die verbalen und physischen Angriffe auf Fahrer zu, was zu einem Gefühl der Unsicherheit und des Missmuts innerhalb der Belegschaft führt. In den letzten Jahren seien solche Vorfälle, sowohl von Restaurantmitarbeitern als auch von Kunden, häufiger geworden.

Forderungen der Demonstranten

Die Demonstranten forderten nicht nur eine sofortige Verbesserung der Sicherheitsbedingungen, sondern auch ein grundlegendes Umdenken in der Behandlung von Lieferfahrern. Wichtige Punkte der Forderungen umfassten:

- Recht auf Pausen - Zugang zu Toiletten und Wasser in Restaurants - Respektvolle Behandlung durch Restaurantmitarbeiter

Die LWC kritisierte, dass viele Fahrer während ihrer Arbeit oft keine Möglichkeit zum Trinken oder zur Benutzung von Toiletten hätten, was inakzeptabel sei. „Wir Kuriere und Kurierinnen fühlen uns durch unsere Arbeitgeber nicht geschützt“, hieß es in einer Mitteilung des Kollektivs.

Demonstration und öffentliche Wahrnehmung

Die Demonstration war nicht nur ein Ausdruck des Unmuts gegenüber den spezifischen Vorfällen, sondern auch eine breitere Forderung nach Anerkennung der Arbeitsbedingungen im Liefersektor. Die Fahrer erhoffen sich durch solche Aktionen mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung für ihre Anliegen. Der Protest verdeutlichte die Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen die Lieferfahrer in ihrem Arbeitsalltag konfrontiert sind.

Die Polizei begleitete die Veranstaltung und stellte sicher, dass die Demonstranten ihre Stimme friedlich erheben konnten. Ein Polizist erklärte: „Es steht Aussage gegen Aussage. Beide Seiten haben Anzeige erstattet.“ Dies unterstreicht die Komplexität der Situation und die Notwendigkeit einer gründlichen Untersuchung.

Schlussfolgerung

Der Vorfall und die darauffolgende Demonstration werfen ein Licht auf die realen Herausforderungen, denen sich Lieferfahrer in einer sich schnell verändernden Arbeitslandschaft gegenübersehen. Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und der Respekt, den sie verdienen, könnten langfristig zu Veränderungen in der Branche führen, wenn die Öffentlichkeit und die Unternehmen bereit sind, zuzuhören und zu handeln.

Die Situation bleibt angespannt, und es bleibt abzuwarten, wie die beteiligten Parteien auf die Vorwürfe und die Forderungen der Demonstranten reagieren werden. Die Ereignisse der letzten Tage haben das Thema der Arbeitsbedingungen im Lieferdienstsektor in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt und könnten der Auftakt zu weiteren Protesten und Forderungen nach Veränderungen sein.

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 in Kategorie: 
Politik

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