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Radikal nicht angepasst sein, kostet Mut: Aktionskünstlerin Cesy Leonard will den Osten aufrütteln

Cesy Leonard, eine prominente Aktionskünstlerin, hat sich mit ihrem neuen Projekt „Radikale Töchter“ zum Ziel gesetzt, Menschen aus Ostdeutschland zu motivieren, sich aktiv an der politischen Kunst zu beteiligen und eine klare Haltung einzunehmen. Leonard, die zuvor Teil des „Zentrums für politische Schönheit“ (ZPS) war, möchte insbesondere die gesellschaftlichen Themen und Herausforderungen, die den Osten Deutschlands betreffen, ins Rampenlicht rücken.

Im Rahmen ihrer Arbeit bei ZPS war Leonard bekannt für ihre provokanten Aktionen, die oft als gesellschaftskritisch wahrgenommen wurden. Ein Beispiel für diese Art von Kunst ist die Nachbildung des Holocaustmahnmals vor dem Wohnhaus des AfD-Politikers Björn Höcke, die in der Öffentlichkeit für viel Aufsehen sorgte. Leonard erklärt, dass der Reiz an der Provokation darin liege, dass die Gesellschaft oft abstumpfe gegenüber gravierenden Themen, wie der Situation von geflüchteten Menschen. „Die tatsächliche Provokation ist, dass wir in Europa Gesetze haben, die es schutzsuchenden Menschen nur ermöglichen, über das Mittelmeer zu uns zu kommen“, äußerte sie in einem Interview. Diese Sichtweise zeigt, dass Leonard mit ihrer Kunst nicht nur Aufmerksamkeit erregen, sondern auch zum Nachdenken anregen möchte.

Das Projekt „Radikale Töchter“ zielt darauf ab, eine Plattform zu schaffen, auf der Menschen aus Ostdeutschland sich über ihre Erfahrungen austauschen können. Leonard betont, dass die Kunst in diesem Kontext nicht nur als Ausdrucksform, sondern auch als Werkzeug zur politischen Mobilisierung verstanden werden sollte. Sie sieht es als ihre Aufgabe, anderen zu helfen, ihre Stimme zu finden und aktiv an der Gestaltung ihrer Lebensrealität teilzuhaben.

Leonard betont, dass diese Art von Engagement Mut erfordere. „Radikal nicht angepasst sein, kostet Mut“, erklärt sie. Diese Aussage reflektiert die Herausforderungen, denen sich viele Menschen gegenübersehen, wenn sie sich außerhalb der gesellschaftlichen Normen bewegen und für ihre Überzeugungen eintreten wollen. Besonders in Ostdeutschland, wo die politische Landschaft oft polarisiert ist, kann es schwer sein, sich für eine andere Perspektive einzusetzen.

Die Künstlerin möchte durch Workshops und öffentliche Aktionen eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten aufbauen, die sich für soziale Gerechtigkeit und politische Teilhabe einsetzen. Dabei legt sie Wert darauf, dass jeder Einzelne wertvolle Beiträge leisten kann, unabhängig von seinen Vorkenntnissen oder seiner künstlerischen Ausbildung. Leonard sieht Kunst als integrativen Prozess, der Menschen zusammenbringt und zum Dialog anregt.

Ein weiterer Schwerpunkt von Leonard ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem Platz der ostdeutschen Bevölkerung in der gesamtdeutschen Gesellschaft. „Viele Menschen im Osten fühlen sich oft übersehen oder nicht gehört“, sagt sie. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum einige von ihnen sich extremen politischen Strömungen zuwenden. Leonard ist der Ansicht, dass es wichtig ist, diesen Menschen eine Stimme zu geben und ihre Geschichten sichtbar zu machen.

Im Rahmen von „Radikale Töchter“ wird auch der Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern gefördert, die ähnliche Ziele verfolgen. Es geht darum, ein Netzwerk zu schaffen, das über Kunst hinausgeht und zur politischen Aktivität inspiriert. Leonard hebt hervor, dass Kunst ein mächtiges Werkzeug sein kann, um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, und dass die Kombination von Kreativität und politischem Engagement einen bedeutenden Einfluss auf die Gemeinschaft haben kann.

Die Reaktionen auf Leonard und ihr Projekt sind gemischt, was nicht überraschen sollte, wenn man die Sensibilität der Themen betrachtet, mit denen sie sich auseinandersetzt. Während einige ihre provokanten Ansätze als erfrischend und notwendig empfinden, kritisieren andere sie als zu extrem oder unangemessen. Leonard bleibt jedoch überzeugt, dass es wichtig ist, solche Diskussionen zu führen und die Grenzen des Erlaubten immer wieder neu zu definieren.

„Radikale Töchter“ ist mehr als nur ein Kunstprojekt; es ist ein Aufruf zur aktiven Teilnahme an der Gestaltung der Gesellschaft. Leonard hat die Hoffnung, dass ihre Initiative dazu beiträgt, das Bewusstsein für soziale Themen zu schärfen und Menschen zu ermutigen, sich für ihre Überzeugungen einzusetzen. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltungen immer deutlicher werden, sind solche Projekte von entscheidender Bedeutung, um den Dialog zu fördern und die Gemeinschaft zu stärken.

Die Bedeutung von Cesy Leonards Arbeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie zeigt, wie Kunst und politische Aktivität miteinander verknüpft werden können und dass jeder Einzelne das Potenzial hat, Veränderungen zu bewirken. Ihr Ansatz, die Menschen im Osten Deutschlands zu mobilisieren und sie dazu zu ermutigen, über ihre eigenen Erfahrungen zu sprechen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft.

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 in Kategorie: 
Kultur

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