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Schlappe für Verdi, nicht für die Forderungen der Erzieher

In Deutschland sind die Beschäftigten in den Kindertagesstätten (Kitas) mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die sich nicht nur auf ihre Arbeitsbedingungen, sondern auch auf die Qualität der frühkindlichen Bildung auswirken. Die aktuelle Situation ist geprägt von einem alarmierenden Personalmangel, hohen Krankenständen und einer wachsenden Unzufriedenheit unter den Erziehern. Dies ist das Ergebnis umfangreicher Datenanalysen und Befragungen, die die Dringlichkeit der Probleme im Bildungssystem verdeutlichen.

Eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung hat ergeben, dass in deutschen Kitas derzeit etwa 97.000 Fachkräfte benötigt werden, um die bestehenden Lücken zu schließen. Diese Zahl ist alarmierend, da sie nicht nur die Rekrutierung neuer Mitarbeiter betrifft, sondern vor allem die Notwendigkeit aufzeigt, die Überlastung der bestehenden Belegschaft zu verringern. Die hohen Krankenstände unter den Erziehern sind auf die immense psychische Belastung zurückzuführen, die sie in ihrem Arbeitsalltag erleben. In diesem Zusammenhang berichtete die DAK-Gesundheit, dass die Beschäftigten in Kitas im Jahr 2023 die höchsten Ausfalltage aufgrund von Krankheit im gesamten Arbeitsmarkt verzeichneten.

Die Erzieherinnen und Erzieher fühlen sich häufig überfordert und ausgepowert. Eine Umfrage unter 12.614 Fachkräften, durchgeführt von ver.di, zeigt auf, dass 88 Prozent der Befragten sich nach der Arbeit ausgebrannt und leer fühlen. 85 Prozent gaben an, sich nicht mehr erholen und abschalten zu können, was die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen unterstreicht. Ein zentrales Thema in dieser Debatte ist der Personalmangel, der sich in vielen Kitas dramatisch auf die Ausbildungs- und Betreuungsqualität auswirkt.

Die Gewerkschaft ver.di hat die Anliegen der Erzieherinnen und Erzieher in den Fokus gerückt und fordert eine sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Christine Behle, die stellvertretende Vorsitzende von ver.di, betont die Notwendigkeit eines bundesweiten Kita-Gipfels, um gemeinsam mit den Ländern Lösungen zu finden. Die Gewerkschaft sieht es als essenziell an, dass der Bund sich dauerhaft am Kita-System beteiligt und einen verbindlichen Stufenplan zur Erreichung gemeinsamer Standards für den Personalschlüssel erstellt.

Die Kritik an den politischen Maßnahmen ist unüberhörbar. Das Dritte Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung, das kürzlich vom Bundeskabinett beschlossen wurde, wird von ver.di als unzureichend bewertet. Behle hebt hervor, dass klare Standards zur Verbesserung der personellen Situation fehlen und fordert daher Nachbesserungen. In einem Klima, in dem die Fachkräftekrise immer akuter wird, sind die Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen umso dringlicher.

Um auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam zu machen, hat ver.di die Beschäftigten aufgerufen, eine kollektive Gefährdungsanzeige zu unterschreiben. Diese Aktion, die unter dem Motto „SOS – Kita – Kinder und Beschäftigte gefährdet!“ steht, hat in vielen Kitas bundesweit über 27.000 Unterschriften gesammelt. Die Übergabe dieser Unterschriften an die Ministerinnen und Minister der Jugend- und Familienministerkonferenz am 24. Mai 2024 in Bremen ist ein weiterer Schritt, um nachhaltige Veränderungen zu fordern.

Die Situation in den Kitas hat auch Auswirkungen auf die Eltern, die zunehmend besorgt um die Qualität der Betreuung und Bildung ihrer Kinder sind. Eltern fordern eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, damit ihre Kinder die bestmögliche Förderung erhalten können. Die Gewerkschaft ver.di erkennt diese Bedenken an und sieht die Notwendigkeit, den Dialog mit den Eltern und der Gesellschaft zu suchen, um die Herausforderungen im Kita-System gemeinsam anzugehen.

In einem weiteren Schritt werden die Beschäftigten in Hessen am Donnerstag zu einem Streiktag aufgerufen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und Vergütung zu untermauern. Die momentane tarifliche Auseinandersetzung ist ein zentrales Element in der Diskussion um die Zukunft der Kitas und die Anerkennung der Arbeit der Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst.

Zusammenfassend zeigt die aktuelle Lage, dass die Herausforderungen im Kita-Bereich nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Kinder und Eltern betreffen. Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger die alarmierenden Signale ernst nehmen und gemeinsam mit den Gewerkschaften und den Fachkräften an Lösungen arbeiten, die sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Qualität der frühkindlichen Bildung nachhaltig verbessern.

Quellen: Bertelsmann Stiftung, DAK-Gesundheit, ver.di

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Politik

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