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Sternfahrt zum Roten Rathaus: Verkehrs- und Umweltverbände demonstrieren gegen Anti-Fahrrad-Politik des Berliner Senats

Am Sonntag, dem 8. September 2024, fand in Berlin eine bemerkenswerte Sternfahrt statt, die von einem breiten Bündnis aus Verkehrs- und Umweltverbänden organisiert wurde. Das Motto der Veranstaltung lautete: „Radwegestopp? Nicht mit uns!“. Ziel war es, auf die aktuelle Verkehrspolitik des Berliner Senats aufmerksam zu machen, die von vielen als nachteilig für den Radverkehr angesehen wird.

In den letzten Jahren hat die Hauptstadt zahlreiche Initiativen zur Förderung der Radmobilität ins Leben gerufen, doch die aktuelle Entwicklung sorgt für Unmut und Besorgnis unter den Radfahrenden. Laut den Organisatoren, darunter der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), Changing Cities, Fridays for Future und zahlreiche lokale Bürgerinitiativen, wird die Radverkehrsplanung durch politische Entscheidungen stark behindert. Insbesondere wurde kritisiert, dass acht von neun geplanten Radschnellverbindungen und mehrere Fahrradparkhäuser gestoppt wurden.

Hintergrund der Demonstration

Die geplanten Radschnellverbindungen sollten eine wichtige Infrastruktur für den Radverkehr in Berlin darstellen, indem sie die Außenbezirke sicher und schnell mit der Innenstadt verbinden. Der Radverkehrsplan sieht vor, dass bis Ende 2024 insgesamt 100 Kilometer neue Radwege geschaffen werden sollten. Bislang wurden jedoch in diesem Jahr lediglich 4,2 Kilometer realisiert. Diese Diskrepanz zwischen Plan und Realität führt zu Frustration und Sorge um die Sicherheit der Radfahrenden in der Stadt.

Im Aufruf zur Demo wurde deutlich, dass die Teilnehmer die Verkehrsverwaltung für eine „Sabotage“ des Radverkehrs verantwortlich machen. „Schlag auf Schlag sabotiert die Senatsverwaltung für Verkehr das Radfahren in Berlin“, heißt es in dem Demonstrationsaufruf. Die Senatsverwaltung, geführt von der CDU, sieht sich mit einem Haushaltsdefizit von bis zu 5 Milliarden Euro konfrontiert, was als Grund für die Einschränkungen angeführt wird.

Der Verlauf der Sternfahrt

Die Sternfahrt begann an mehreren Startpunkten in der Stadt. Insgesamt wurden neun verschiedene Routen festgelegt, die von den Außenbezirken zum Roten Rathaus führten. Die Teilnehmer konnten an verschiedenen Punkten in die Routen einsteigen, um so eine hohe Beteiligung zu ermöglichen. Die Veranstaltung fand in einem familienfreundlichen Tempo statt, und die Polizei sicherte die Routen, um die Sicherheit der Radfahrenden zu gewährleisten.

Die Teilnehmerzahl war schwer abzuschätzen, jedoch erwarteten die Organisatoren mehrere tausend Radler. Tatsächlich versammelten sich am Großen Stern, dem zentralen Treffpunkt, zahlreiche Radfahrende, die ihre Stimme gegen die aktuelle Verkehrspolitik erhoben. Von dort aus fuhren sie gemeinsam durch das Brandenburger Tor zum Roten Rathaus, wo eine Abschlusskundgebung stattfand.

Reaktionen und Forderungen

Die Demonstrierenden äußerten ihre Forderungen klar und eindeutig: Es müsse ein Umdenken in der Verkehrspolitik stattfinden, um den Radverkehr gleichwertig neben dem Autoverkehr zu behandeln. „Wir brauchen eine Verkehrswende, die dem Radverkehr die gleiche Bedeutung gibt wie dem Autoverkehr“, forderte Jens Steckel von Changing Cities während der Kundgebung. Diese Forderung stieß auf breite Zustimmung unter den Teilnehmern.

Die Organisatoren wiesen auch darauf hin, dass die infrastrukturellen Bedingungen für das Radfahren in Berlin verbessert werden müssen. „Wir fordern den Bau der Radschnellwege, die Einrichtung von Fahrradparkhäusern und einen zügigen Ausbau der Radwege“, erklärte ein Sprecher des ADFC. Die Bürgerinitiativen, die sich an der Demonstration beteiligten, forderten zudem eine stärkere Berücksichtigung der Belange von Radfahrenden im politischen Entscheidungsprozess.

Ausblick auf zukünftige Aktionen

Bereits zwei Wochen nach der Sternfahrt, am 21. September 2024, steht die nächste Demonstration an. Diese soll unter dem Motto „Kreisfahrt“ stattfinden und wird vor allem dazu dienen, gute und schlechte Beispiele der Radverkehrsinfrastruktur in der Stadt zu präsentieren. Die Organisatoren erwarten auch hier, dass die Teilnehmerzahlen aufgrund der aktuellen Situation steigen werden.

Die Sternfahrt zum Roten Rathaus hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig das Thema Radverkehr für die Berlinerinnen und Berliner ist. Das Bekenntnis zu einer umweltfreundlichen Mobilität, das von den verschiedenen Verbänden und Initiativen gefordert wird, findet in der Bevölkerung großen Anklang. Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf die eindringlichen Forderungen reagieren werden und ob die geplanten Veränderungen im Radverkehr tatsächlich umgesetzt werden können.

Die Demonstration war nicht nur ein Ausdruck des Unmuts über die aktuelle Verkehrspolitik, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Die Beteiligten hoffen, dass die Sternfahrt ein Wendepunkt in der Diskussion um die Mobilität in Berlin darstellt und die Stadt zu einem besseren Ort für Radfahrende macht.

Die Organisatoren und Teilnehmer der Sternfahrt sind optimistisch, dass ihre Botschaft gehört wird und die notwendige Veränderung in der Verkehrsplanung und -infrastruktur zeitnah erfolgt. In einem zunehmend urbanen Raum, in dem die Mobilität neu gedacht werden muss, ist das Engagement der Bürger für eine fahrradfreundliche Stadt von zentraler Bedeutung.

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 in Kategorie: 
Politik

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