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Der Tagesspiegel Geburtstag: Lesen Sie hier die erste Ausgabe vom 27. September 1945

Am 27. September 1945, also vor 79 Jahren, erschien die erste Ausgabe des Tagesspiegels. Diese Gründung fand nur wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt, in einer Zeit, in der Deutschland vor dem schier unlösbaren Problem stand, wie es nach dem totalen Krieg und dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes weitergehen sollte. Der Zeitungsgründer Erik Reger stellte in seinem Leitartikel die Frage, wie das zukünftige Deutschland aussehen könnte und welche Herausforderungen auf die Bevölkerung zukamen.

Die erste Ausgabe des Tagesspiegels ist ein bedeutendes Zeitdokument. Der Artikel umfasst fast 11.000 Anschläge und wurde auf der dritten Seite der zunächst vierseitigen Ausgabe veröffentlicht. In der Anfangszeit war die Redaktion im Ullsteinhaus in Berlin-Tempelhof ansässig. Der Tagesspiegel war nicht nur die erste freie Zeitung in Berlin nach dem Krieg, sondern auch ein Medium, das sich dem westlichen Demokratieverständnis verpflichtet fühlte. Dies wurde besonders notwendig, weil die Sowjets im Mai 1945 zunächst jede deutsche Publikation verboten hatten, was in der über 300-jährigen Pressegeschichte Berlins ein Novum darstellte.

Die sowjetische Militäradministration brachte am 15. Mai 1945 die „Tägliche Rundschau“ heraus, die erste Nachkriegszeitung Berlins. Diese Zeitung diente als Sprachrohr für die kommunistische Propaganda. Sechs Tage später folgte die „Berliner Zeitung“. In dieser unübersichtlichen und angespannten politischen Lage war die Zulassung zur Herausgabe einer neuen Zeitung an Bedingungen geknüpft, die von den alliierten Besatzungsmächten festgelegt wurden. Der Tagesspiegel entstand im Spätsommer 1945 als Teil des amerikanischen Reeducation-Programms für Deutschland, welches als strategische Abwehrmaßnahme gegenüber dem sowjetischen Einfluss zu verstehen ist.

Der ursprüngliche Impuls für die Gründung des Tagesspiegels lag darin, ein ideologisches Gegengewicht zur sowjetisch kontrollierten Presse zu schaffen. Die ersten Redakteure, darunter Peter de Mendelssohn, hatten die Aufgabe, eine qualitativ hochwertige Zeitung auf die Beine zu stellen, die die Perspektive des Westens einnahm und die Bevölkerung über die Entwicklungen in der Welt informierte. De Mendelssohn erkannte bereits frühzeitig die unzureichende Qualität der bestehenden Zeitungen und stellte fest, dass diese politisch und kulturell nach der Sowjetunion orientiert waren.

Die erste Ausgabe des Tagesspiegels reflektierte nicht nur die Herausforderungen und Probleme der Zeit, sondern auch die Hoffnung auf einen Neuanfang. In den Jahren nach der Gründung erlebte die Zeitung zahlreiche Veränderungen und Entwicklungen, aber das ursprüngliche Ziel, ein unabhängiges und kritisches Medium zu sein, blieb stets im Fokus.

Mit der Gründung des Tagesspiegels wurde eine neue Ära des Journalismus in Berlin eingeläutet, in der die Presse eine essentielle Rolle im demokratischen Diskurs spielte. Die Zeitung etablierte sich schnell als bedeutendes Medium in der Hauptstadt und entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter, um den Ansprüchen einer sich verändernden Gesellschaft gerecht zu werden.

Heute ist der Tagesspiegel nicht nur eine Stimme Berlins, sondern auch ein überregionales Medienhaus, das sich den Herausforderungen der digitalen Ära stellt. Zum 79. Geburtstag blickt die Redaktion auf eine lange Geschichte zurück, die bis in die unmittelbare Nachkriegszeit reicht und bis heute von einer klaren missionarischen Ausrichtung geprägt ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die erste Ausgabe des Tagesspiegels nicht nur ein Zeitdokument ist, sondern auch ein Symbol für den Neuanfang und die Hoffnung auf eine demokratische Gesellschaft in Deutschland. Der Tagesspiegel hat seit seiner Gründung eine bedeutende Rolle in der deutschen Presselandschaft eingenommen und bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil des medialen Diskurses in der Hauptstadt.

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 in Kategorie: 
Kultur

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