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Trotz Naturschutz-Protest: Abriss des Berliner Jahn-Stadions hat begonnen

Der Abriss des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark in Berlin hat am Montag, den 7. Oktober 2024, begonnen. Seit Jahren wird über die Zukunft des Stadions diskutiert, und trotz zahlreicher Proteste und Petitionen von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen bleibt der geplante Rückbau des historischen Bauwerks auf dem Kurs. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat den Abriss als notwendigen Schritt zur Umgestaltung des Sportparks gerechtfertigt.

Umweltverbände und Bürgerinitiativen ergreifen rechtliche Schritte

Der Umweltverband "NaturFreunde Berlin" hat angekündigt, einen Eilantrag beim Berliner Verwaltungsgericht einzureichen, um den Abriss des Stadions zu stoppen. Der stellvertretende Vorsitzende Uwe Hiksch äußerte, dass der Antrag vor allem auf fehlende Maßnahmen zum Artenschutz abzielt. Der Umweltverband und die Bürgerinitiative Jahnsportpark werfen der Senatsverwaltung vor, bei den Vorbereitungen für den Abriss und die Neubauten nicht ausreichend auf den Schutz von bedrohten Tierarten geachtet zu haben.

Konkret befürchten die Initiativen, dass durch den Abriss eine große Anzahl an Bruthöhlen für verschiedene Vogel- und Fledermausarten verloren gehen wird. Bis zu 350 Nisthöhlen und Quartiere seien bisher nicht ersetzt worden, was einen Verstoß gegen die als CEF-Maßnahmen bekannten Vorgaben zum Artenschutz darstelle.

Die rechtlichen und ökologischen Implikationen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Artenschutzes in Deutschland sind klar definiert. Laut dem Bundesnaturschutzgesetz müssen Ausgleichsmaßnahmen zeitgerecht und in direkter funktionaler Beziehung zu den Eingriffen in die Natur durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Tierarten bereits vor dem Beginn des Abrisses getroffen werden müssen. Die NaturFreunde betonen, dass die Senatsverwaltung dieser Pflicht seit Jahren nicht nachgekommen sei.

Die Senatsverwaltung selbst bestreitet die Vorwürfe und verweist darauf, dass entsprechende CEF-Maßnahmen in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde bereits umgesetzt wurden. Sie gibt an, dass man sich weiterhin um den Artenschutz kümmern werde, sobald die Maßnahmen im Rahmen des Rückbaus erforderlich werden.

Die Geschichte des Jahnstadions

Das Jahnstadion hat eine lange und bewegte Geschichte. Es wurde 1951 auf dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs errichtet und zunächst unter dem Namen Großes Stadion bekannt. Im Jahr 1952 erhielt es die Bezeichnung Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion, zu Ehren des weithin anerkannten Turnvaters. Im Laufe der Jahre hat das Stadion zahlreiche bedeutende sportliche Ereignisse und kulturelle Veranstaltungen beherbergt.

Die Umbaupläne für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark beinhalten nicht nur den Abriss des Stadions, sondern auch den Bau neuer Sportstätten, wie Fußball- und Beachvolleyballplätzen sowie einer Multisporthalle. Diese neuen Sporteinrichtungen sollen dazu beitragen, den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung in Berlin Rechnung zu tragen.

Geplante Umgestaltung des Sportparks

Die Umgestaltung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks ist Teil eines umfassenden Plans der Senatsverwaltung, der darauf abzielt, den Sport- und Freizeitbereich in Berlin zu modernisieren und zu erweitern. Die Umstellung von traditionellen Sporteinrichtungen auf multifunktionale Anlagen wird als notwendig erachtet, um den Anforderungen einer zunehmend urbanisierten Bevölkerung gerecht zu werden.

Allerdings haben sich die geschätzten Kosten für den Abriss und den Neubau des Stadions von ursprünglich 97 Millionen Euro auf fast 182 Millionen Euro im Laufe der Planungsphase erhöht. Dies hat zu weiteren Diskussionen über die finanzielle Nachhaltigkeit des Projekts geführt.

Die Reaktionen der Anwohner und der Öffentlichkeit

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark hat kürzlich eine Petition gegen den Abriss des Stadions gestartet, die über 14.000 Unterschriften gesammelt hat. Die Initiatoren der Petition fordern mehr Transparenz und die Berücksichtigung der Anliegen der Anwohner in den Planungsprozess. Die Bezirksbürgermeisterin von Pankow, Cordelia Koch, hat ebenfalls Bedenken hinsichtlich des Abrisses geäußert und die Notwendigkeit einer gründlichen Prüfung der Pläne betont.

Die Proteste und rechtlichen Schritte der Umweltverbände zeigen, dass viele Bürger die Umgestaltung des Sportparks nicht nur als eine Frage des Sportes, sondern auch als eine Frage des Naturschutzes betrachten. Die Debatte über den Abriss des Jahnstadions hat das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Artenschutzes in städtischen Planungen geschärft.

Ein Ausblick auf die nächsten Schritte

Es bleibt abzuwarten, wie das Berliner Verwaltungsgericht auf den Eilantrag reagieren wird und ob die Abrissarbeiten dadurch pausiert werden müssen. Unabhängig von der gerichtlichen Entscheidung wird die Situation im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark weiterhin im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. Die Herausforderungen, die sich aus der Balance zwischen urbaner Entwicklung und Naturschutz ergeben, sind komplex und erfordern eine sorgfältige Abwägung aller Beteiligten.

In der kommenden Zeit wird die Entwicklung der Abrissarbeiten und die Reaktion der Behörden auf die rechtlichen Herausforderungen weiter verfolgt. Die Diskussion über den Erhalt des Jahnstadions wird auch weiterhin ein heißes Thema in Berlin bleiben.

Die Zukunft des Jahnstadions und des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks ist noch ungewiss, doch klar ist, dass jede Entscheidung Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft hat. Es bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, die sowohl den Bedürfnissen der Anwohner als auch den Anforderungen des Naturschutzes gerecht wird.

Quellen: rbb, Morgenpost, Der Standard, dpa

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Kultur

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