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Versorgungskrise in der Altenpflege: Mit den Heimen verschwinden Pflegeplätze in Berlin

Der Mangel an Pflegeplätzen in Berlin hat in den letzten Jahren dramatische Ausmaße angenommen. Während die Zahl der Pflegebedürftigen stetig steigt, schließen immer mehr Pflegeheime in der Stadt. Diese Entwicklung wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, darunter finanzielle Probleme der Einrichtungen, der Fachkräftemangel und die Auswirkungen von Krisen wie der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt.

Die aktuelle Situation in der Altenpflege

Die Pflegebranche in Deutschland, und insbesondere in Berlin, steht vor einer nie dagewesenen Insolvenzwelle. Berichten zufolge mussten im vergangenen Jahr zahlreiche Pflegeeinrichtungen schließen. Allein im Jahr 2022 wurden 142 Heime und 431 Pflegedienststandorte aufgegeben. In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 waren es bereits rund 200 Insolvenzen. Experten warnen, dass diese Entwicklung den Zugang zu Pflegeplätzen für die wachsende Zahl von Senioren und hilfsbedürftigen Menschen gefährdet.

Das private Unternehmen Dorea hat bereits die Schließung von vier Pflegeheimen in Bad Nauheim angekündigt, was zu einem Schock für die Bewohner und Mitarbeiter geführt hat. Laut Dorea sind die betrieblichen Schwierigkeiten durch eine Unterbelegung und die gestiegenen Kosten infolge inflationärer Tendenzen, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, verschärft worden. Diese Probleme sind kein Einzelfall, sondern spiegeln die gegenwärtigen Herausforderungen wider, mit denen viele Pflegeanbieter konfrontiert sind.

Ursachen der Krise

Ein wesentlicher Faktor, der zur Schließung von Pflegeeinrichtungen beiträgt, ist der zunehmende Fachkräftemangel. Nach aktuellen Statistiken haben im Jahr 2022 nur 52.100 Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen, was einem Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Experten machen die Politik dafür verantwortlich, dass die Ausbildungsbedingungen in der Altenpflege nicht attraktiv genug sind. Die Abschaffung der dreijährigen Altenpflegeausbildung wird von vielen Fachleuten als ein schwerwiegender Fehler angesehen, der dazu führt, dass weniger Menschen diesen Beruf ergreifen.

Zusätzlich zu diesem Bildungsproblem hat die Corona-Pandemie viele Pflegekräfte dazu veranlasst, ihre Berufe aufzugeben. Viele haben sich für Berufe in anderen Branchen entschieden, die bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Vergütung bieten. Dies hat dazu geführt, dass die verbleibenden Pflegekräfte unter immensem Druck stehen, was die Qualität der Pflege beeinträchtigt.

Der Einfluss von Leiharbeit und Personalmangel

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen viele Einrichtungen auf Leiharbeitskräfte. Diese Lösung hat sich jedoch als problematisch erwiesen, da Leiharbeiter oft nicht mit den Abläufen in den jeweiligen Heimen vertraut sind und nicht ausreichend eingearbeitet werden. Dies kann zu einer suboptimalen Betreuung der Pflegebedürftigen führen. Laut einer Untersuchung der Berliner Heimaufsicht gab es im letzten Jahr 538 Beschwerden über Pflegeeinrichtungen, was die alarmierende Situation verdeutlicht.

Politische Reaktionen und Forderungen

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hat die Bundesregierung und die Landespolitik aufgefordert, den Abbau von Pflegeplätzen zu stoppen und grundlegende Reformen in der Pflegevergütung einzuleiten. AGVP-Präsident Thomas Greiner betonte, dass es entscheidend sei, ein öffentliches Pflegeplatz-Monitoring einzuführen, um die Unterversorgung in der Altenpflege transparent zu machen. Zudem fordert er einen einklagbaren Rechtsanspruch auf einen Pflegeplatz, damit Pflegebedürftige sich darauf verlassen können, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden.

Die Politik steht unter Druck, Lösungen zu finden, um die dramatische Situation in der Altenpflege zu bewältigen. Ein möglicher Ansatz könnte die Vereinfachung der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland sein, wie von einigen Experten gefordert. In einigen Bundesländern wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Fachkräftesituation zu verbessern, jedoch sind diese nicht überall ausreichend.

Fazit

Die Versorgungskrise in der Altenpflege ist ein komplexes Problem, das dringende Aufmerksamkeit benötigt. Die Schließung von Pflegeheimen in Berlin und anderen Städten zeigt die prekäre Lage der Branche und die Notwendigkeit, sowohl die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern als auch die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Ohne grundlegende Veränderungen wird die Situation für Pflegebedürftige und deren Angehörige weiterhin schwierig bleiben.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten des ZDF, der taz und des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste.

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 in Kategorie: 
Politik

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