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AOK-Atlas zu psychischer Gesundheit: Fast jeder siebte Berliner litt 2022 an Depressionen

Im Jahr 2022 litt nahezu jeder siebte Berliner an Depressionen, wie aus dem aktuellen Gesundheitsatlas der AOK hervorgeht. Diese alarmierende Zahl ist Teil eines umfassenden Berichts, der zum Welttag der seelischen Gesundheit veröffentlicht wurde und die psychische Gesundheit in Deutschland beleuchtet.

Der Gesundheitsatlas, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben wird, hat aufgezeigt, dass die Zahl der diagnostizierten Depressionen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen ist. In Berlin wurde eine Prävalenz von 13,4 Prozent festgestellt, was bedeutet, dass etwa 9,49 Millionen Menschen in Deutschland insgesamt betroffen sind. Diese Zahl ist ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren und verdeutlicht die wachsende Herausforderung, mit der sich das Gesundheitswesen konfrontiert sieht.

Steigende Fallzahlen und ihre Ursachen

Die Zunahme der diagnostizierten Depressionen kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Kritische Lebensereignisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen oder berufliche Enttäuschungen, tragen wesentlich zur Entstehung von Depressionen bei. Darüber hinaus sind gesellschaftliche Veränderungen, die durch die COVID-19-Pandemie verstärkt wurden, ebenfalls als Einflussfaktoren zu betrachten. Isolation, Unsicherheit und Zukunftsängste haben viele Menschen in eine depressive Phase gedrängt.

Besonders auffällig ist der Anstieg der Depressionen bei Frauen. Laut den Daten sind Frauen in allen Altersgruppen häufiger betroffen als Männer, wobei der höchste Anteil an depressiven Erkrankungen in der Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen zu verzeichnen ist. Diese Unterschiede können möglicherweise durch hormonelle Schwankungen und die unterschiedlichen Lebensbelastungen von Frauen erklärt werden. Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, betont die Notwendigkeit, im Gesundheitswesen Strukturen zu schaffen, die den Bedürfnissen beider Geschlechter gerecht werden.

Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Die Auswirkungen von Depressionen sind nicht nur auf die individuelle Lebensqualität beschränkt, sondern haben auch erhebliche wirtschaftliche Folgen. Im Jahr 2022 waren 5 Prozent der bei der AOK versicherten Beschäftigten aufgrund von Depressionen krankgeschrieben. Diese Betroffenen fehlten jedoch überdurchschnittlich lange am Arbeitsplatz – im Durchschnitt 48 Tage pro Fall, was die Notwendigkeit unterstreicht, das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden aktiv zu fördern.

Unternehmen sind gefordert, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden unterstützen. Hierbei spielen Aspekte wie Entscheidungsspielräume, Sicherheit und Verlässlichkeit eine entscheidende Rolle. Die Förderung individueller Entwicklungsmöglichkeiten und die Stärkung der Resilienz der Mitarbeitenden sind ebenfalls wichtige Schritte zur Prävention psychischer Erkrankungen.

Wissen und Sensibilisierung

Ein zentrales Ziel des Gesundheitsatlas ist es, Wissenslücken zu schließen und das öffentliche Bewusstsein für Depressionen zu schärfen. Trotz eines gestiegenen Bewusstseins für psychische Erkrankungen sind viele Menschen immer noch von Vorurteilen und Stigmata betroffen. Diese Vorurteile können die Suche nach Hilfe erschweren und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Um diese Barrieren abzubauen, ist es wichtig, Informationskampagnen durchzuführen und den Dialog über psychische Gesundheit zu fördern. Der Gesundheitsatlas soll dazu beitragen, die Dimension der Erkrankung besser zu verstehen und die Betroffenen zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Risikofaktoren für Depressionen

Depressionen sind komplexe Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst werden können. Zu diesen Faktoren gehören neben kritischen Lebensereignissen auch genetische Prädispositionen, chronischer Stress und bestehende körperliche Erkrankungen. Die AOK weist darauf hin, dass insbesondere chronischer Stress am Arbeitsplatz ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen ist.

Um diesen Risiken entgegenzuwirken, ist es entscheidend, gesunde Arbeitsumgebungen zu schaffen, die das psychische Wohlbefinden fördern. Dies umfasst die Implementierung von Programmen zur Stressbewältigung, die Förderung körperlicher Aktivität und die Unterstützung der Mitarbeitenden in schwierigen Lebenslagen.

Hilfsangebote der AOK

Die AOK bietet verschiedene Unterstützungsangebote an, um den Betroffenen zu helfen. Dazu gehören Gesundheitskurse zur Stressbewältigung sowie Online-Programme wie moodgym, die den Nutzern helfen, ihre psychische Gesundheit zu fördern. Diese Programme sind kostenlos und richten sich nicht nur an AOK-Versicherte, sondern stehen allen Interessierten zur Verfügung.

Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote für Angehörige von Menschen mit Depressionen, wie den Familiencoach Depression, der Unterstützung und Informationen bietet, um den Alltag mit einem depressiv erkrankten Angehörigen besser bewältigen zu können.

Fazit

Die Ergebnisse des AOK-Atlas zur psychischen Gesundheit verdeutlichen die Dringlichkeit, die psychische Gesundheit in der Gesellschaft ernst zu nehmen. Depressionen sind weit verbreitet und stellen eine erhebliche Belastung für Betroffene sowie die Gesellschaft insgesamt dar. Die Förderung von Aufklärung, die Verbesserung der Behandlungsstrukturen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit sind essenzielle Schritte, um den Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit zu begegnen.

In Anbetracht der steigenden Fallzahlen ist es unerlässlich, dass sowohl die Gesellschaft als auch das Gesundheitswesen zusammenarbeiten, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen abzubauen.

Quellen: AOK Rheinland/Hamburg, Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

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 in Kategorie: 
Politik

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