„Bei uns ist nichts mehr zu sparen“: Berliner Bezirksbürgermeister warnen vor Kürzungen in ihren Haushalten
In Berlin haben zahlreiche Bezirksbürgermeister aus verschiedenen politischen Lagern eindringlich vor den möglichen Folgen von Haushaltskürzungen gewarnt. In Anbetracht der geplanten Einsparungen in Höhe von mindestens drei Milliarden Euro für das kommende Jahr betonen sie, dass in den Bezirken bereits am Limit gearbeitet wird und weitere Kürzungen katastrophale Auswirkungen auf die kommunalen Dienstleistungen haben könnten.
„Ich wüsste nicht, wo wir noch sparen sollen“, äußerte die CDU-Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Nadja Zivkovic, in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Ähnliche Bedenken äußerten auch der Grünen-Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann, sowie Martin Hikel, der Bürgermeister von Neukölln und zugleich SPD-Landesvorsitzender. Hikel betonte, dass es unverantwortlich wäre, die Bezirke bei der Auflösung der Pauschalen in die Minderausgaben einzubeziehen.
Die Bezirke spielen eine wesentliche Rolle im Berliner Haushalt, erhalten über den Landeshaushalt Mittel und sind für zahlreiche soziale Dienstleistungen verantwortlich. Die Gesamtausgaben des Landeshaushalts für 2025 belaufen sich auf etwa 40 Milliarden Euro, wovon mehr als ein Viertel auf die Bezirke entfällt. Die Bezirksbürgermeister machen deutlich, dass sie auf die Einhaltung der beschlossenen Haushalte angewiesen sind und dass eine derartige Haushaltskürzung nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Lebensqualität der Bürger stark beeinträchtigen könnte.
„Zusätzliche pauschale Kürzungen wären verantwortungslos und würden die Bezirke ins Chaos stürzen“, warnte Hikel. Er wies darauf hin, dass der Landtag, wenn er bestimmte Einsparungen von den Bezirken verlangt, auch die Verantwortung tragen sollte, zu entscheiden, welche kommunalen Einrichtungen geschlossen werden müssen. „Wenn das Land an die Bezirke ran will, dann sollen die Abgeordneten auch die Entscheidung darüber fällen, welche Schule, welchen Jugendclub oder welche Bibliothek wir schließen sollen“, fügte er hinzu.
Aktuell steht die schwarz-rote Koalition in Berlin unter Druck, eine Einigung über die notwendigen Einsparungen zu finden. Obwohl die Gespräche bereits seit Monaten andauern, wurden die Entscheidungen wiederholt verschoben. Angekündigt ist eine finale Einigung bis Ende November, doch die Unsicherheit unter den Bezirken wächst. Finanzsenator Stefan Evers von der CDU hat bereits eine vorläufige Haushaltssperre für 2025 beschlossen, die auch für die Bezirke gilt. Dies bedeutet, dass die Bezirke bis zu diesem Zeitpunkt keine Finanzierungszusagen an soziale Träger oder Hilfseinrichtungen machen dürfen.
Claudia Leistner, Bau- und Sozialstadträtin in Treptow-Köpenick, kritisierte die derzeitige Unsicherheit und forderte den Senat auf, schnell Klarheit über den Haushalt 2025 zu schaffen. Auch Oltmann äußerte, dass die Existenzängste unter den Trägern der sozialen Einrichtungen „zum Greifen“ seien.
Die anhaltenden Gespräche über mögliche Einsparungen haben nicht nur die Bezirksbürgermeister, sondern auch die sozialen Einrichtungen in Berlin besorgt. Viele stehen vor der Frage, ob sie ihre Dienstleistungen weiterhin anbieten können oder ob Kürzungen unumgänglich sind. Die sozialen Dienstleistungen in den Bezirken sind nicht nur eine grundlegende Unterstützung für viele Bürger, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Stadt.
Die Situation stellt die Bezirke vor enorme Herausforderungen, da sie ihre eigenen Haushalte auf der Grundlage der Zuweisungen vom Land aufstellen. Jeder Einschnitt in die Bezirkshaushalte hat unmittelbare Konsequenzen für die Bürger, die auf verschiedene Sozialleistungen angewiesen sind. Daher fordern die Bezirksbürgermeister die Landesregierung auf, ihre Entscheidung über die Einsparungen mit Bedacht zu fällen und die Bezirke nicht noch weiter zu belasten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berliner Bezirksbürgermeister eindringlich vor den Folgen von Haushaltskürzungen warnen und klarstellen, dass die Möglichkeit, weiter zu sparen, nahezu erschöpft ist. Die bevorstehenden Verhandlungen über den Haushalt 2025 könnten weitreichende Konsequenzen für die Kommunalpolitik und die Lebensqualität der Berliner Bürger haben. Die Bezirke fordern eine differenzierte Betrachtung und Verantwortung seitens des Landes, um die sozialen Strukturen und Dienstleistungen in der Stadt nicht zu gefährden.
Die Entwicklungen in Berlin werden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie nicht nur die kommunalen Strukturen betreffen, sondern auch die Lebensrealitäten der Bürger in der Hauptstadt maßgeblich beeinflussen werden.