Sie graben bis heute nach den Opfern: Als die Nazis vier schwule Polizisten in Spandau ermordeten
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, am 24. April 1945, ereignete sich in Berlin-Spandau ein tragisches Verbrechen, das bis heute nachwirkt. Vier Polizisten, Otto Jordan, Reinhold Höpfner, Willi Jenoch und Erich Bautz, wurden aufgrund ihrer Homosexualität von ihren eigenen Kollegen erschossen und anonym verscharrt. Diese Ereignisse sind in der Geschichte der Polizei und der LGBTQI*-Bewegung von großer Bedeutung und werfen ein Licht auf die Verfolgung von Homosexuellen im nationalsozialistischen Deutschland.
Die vier Männer wurden in den letzten Kriegstagen inhaftiert, nachdem ihnen Homosexualität vorgeworfen wurde. Dies war ein schweres Verbrechen unter dem NS-Regime, das mit dem Tod bestraft wurde. Am Abend des 24. April 1945 wurden die Polizisten zur Polizeiübungsanlage in der Pionierstraße gebracht, wo sie einer brutalen Exekution ausgeliefert wurden. Ein Exekutionskommando, bestehend aus Kollegen der vier Männer, führte die Hinrichtung durch.
Die Morde fanden in einem Klima der Angst und des Misstrauens statt. Die Rote Armee war bereits in Berlin einmarschiert, und der Krieg neigte sich dem Ende zu. Dennoch gab es für die Männer kein Gerichtsverfahren, kein Urteil und keine Möglichkeit zur Verteidigung. Stattdessen wurden sie nacheinander erschossen und ohne jede Kennzeichnung in einem vorbereiteten Grab verscharrt. Diese Gräueltat wurde im Nachkriegsdeutschland weitgehend ignoriert, und die Umstände blieben im Dunkeln.
Die Polizei Berlin hat in den letzten Jahren Anstrengungen unternommen, um den Opfern gerecht zu werden. Ralf Kempe, ein Polizeihauptkommissar und LGBTQI*-Beauftragter, hat sich intensiv mit der Aufarbeitung der Verbrechen beschäftigt. Seine Recherchen führten zu einer Gedenktafel, die an der Polizeiwache Moritzstraße angebracht wurde, sowie zu einer kontinuierlichen Suche nach den sterblichen Überresten der ermordeten Polizisten.
Die Suche nach den Überresten begann 2021 und wurde durch verschiedene Hilfsorganisationen, unter anderem das Technische Hilfswerk (THW), unterstützt. Mit schwerem Gerät wurde das Gelände, auf dem die vier Männer vermutet werden, untersucht. Die Suche wurde von historischen Recherchen begleitet, die wenige Überreste an Unterlagen und Berichten aus der Zeit berücksichtigen. Trotz der zahlreichen Herausforderungen, einschließlich der Zerstörung von Archiven während des Krieges, wird die Suche fortgesetzt.
Ein zentrales Element der Rückkehr zu den Toten ist die Frage nach der Erinnerung und der Würde. Für die Nachfahren und die heutige Gesellschaft ist es wichtig, die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Tatsache, dass diese Morde von Kollegen verübt wurden, macht die Tragödie noch schwerer. Die sozialen und politischen Umstände, die zu diesen Verbrechen führten, sind ein Mahnmal gegen die Intoleranz und Diskriminierung, die bis heute in vielen Gesellschaften existiert.
Die Polizeibehörde Berlin hat sich verpflichtet, die Geschichte aufzuarbeiten und die Opfer angemessen zu ehren. Jedes Jahr wird der Morde gedacht, und es werden Veranstaltungen organisiert, um das Bewusstsein für die Verfolgung von Homosexuellen während des Nationalsozialismus zu schärfen. In einem Vortrag im Jahr 2023 in Spandau sprach Ralf Kempe über die Tat und die Bedeutung der Erinnerung.
Die fortwährenden Grabungen und die Suche nach den Überresten der vier Polizisten sind nicht nur ein Akt des Gedenkens, sondern auch ein Schritt zur Heilung und Versöhnung. Die Polizei Berlin und ihre Angehörigen erhoffen sich durch diese Arbeit, dass die Namen der Opfer nicht nur auf einer Gedenktafel stehen, sondern dass sie auch physisch in der Erde ruhen, an einem Ort, der ihrer würdig ist.
Die Geschichte dieser vier Männer ist ein Teil der größeren Erzählung über die Verfolgung und den Mut der LGBTQI*-Gemeinschaft in Deutschland. Es ist eine Erinnerung an die Gräueltaten der Vergangenheit und ein Aufruf zur Anerkennung der Vielfalt in der heutigen Gesellschaft.
Die Suche nach den Opfern wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt. Es ist eine Aufgabe, die sowohl historische als auch menschliche Dimensionen hat. Die Hoffnung bleibt, dass eines Tages die Gräber gefunden werden und die Männer, die so brutal aus dem Leben gerissen wurden, endlich die Ruhe finden, die ihnen zusteht.