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Berlins islamischer Friedhof: Hunderte neue Gräber gen Mekka ausgerichtet

Der Landschaftsfriedhof Gatow, gelegen im Bezirk Spandau, hat sich seit den 80er Jahren zu einem bedeutenden Begräbnisort für Muslime entwickelt. Mit über 9000 bereits beigesetzten Muslimen ist der Friedhof ein zentrales Element der islamischen Bestattungskultur in Berlin. Nun wurde ein neuer Abschnitt des Friedhofs fertiggestellt, der Platz für Hunderte neuer Gräber bietet, die nach Mekka ausgerichtet sind.

Die Eröffnung dieses neuen Grabfeldes ist eine direkte Reaktion auf die steigende Nachfrage nach islamischen Bestattungen in Berlin. Die Stadt hat eine wachsende muslimische Bevölkerung von etwa 300.000 Menschen, und die traditionellen Bestattungsmethoden, bei denen Verstorbenen häufig in ihre Herkunftsländer überführt werden, sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Stattdessen suchen immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, ihre Angehörigen in Berlin beizusetzen.

Der neue Abschnitt des Friedhofs in Gatow, der speziell für muslimische Beisetzungen konzipiert wurde, ermöglicht sowohl Erdbestattungen im Sarg als auch sarglose Bestattungen in einem Leichentuch. Dies entspricht dem islamischen Bestattungsritus und ist besonders wichtig, da die meisten Muslime in Deutschland eine Bestattung nach den Traditionen ihrer Religion wünschen. Die Ausrichtung der Gräber nach Mekka ist ein weiteres wichtiges Merkmal dieser neuen Grabfelder. Diese Anordnung ist nicht nur symbolisch, sondern auch ein zentraler Bestandteil des islamischen Glaubens und der Bestattungskultur.

Die Gestaltung des neuen Bestattungsfeldes wurde in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Islamwissenschaft durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Räume den Bedürfnissen der Trauernden entsprechen. Ein Gebetstisch und Unterstände für die Trauergemeinde wurden ebenfalls eingerichtet, um eine würdige Abschiednahme zu gewährleisten.

Zusätzlich zu den neuen Grabflächen in Gatow plant der Senat von Berlin, auch in anderen Stadtteilen, wie beispielsweise Neukölln und Pankow, weitere muslimische Bestattungsfelder zu schaffen. Diese Initiativen sind Teil einer umfassenden Strategie, um den Mangel an Grabstätten für Muslime in der Stadt zu beheben. In den letzten Jahren gab es immer wieder Proteste und öffentliche Kundgebungen, bei denen die Notwendigkeit zusätzlicher Grabflächen gefordert wurde.

Die Nachfrage nach muslimischen Bestattungen in Berlin ist nicht nur eine Herausforderung für die Friedhofsträger, sondern auch eine Frage der Integration und des interkulturellen Dialogs. Muslime sind die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Deutschland, und die Schaffung von Bestattungsplätzen, die den religiösen Praktiken entsprechen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer offeneren und inklusiveren Gesellschaft.

Das Problem des Platzmangels auf Friedhöfen für Muslime ist nicht neu. Bereits in den letzten Jahren gab es immer wieder Berichte über Engpässe und die Notwendigkeit, bestehende Friedhöfe zu erweitern oder neue Flächen zu erwerben. Beispielsweise wurde in einer Stellungnahme des evangelischen Friedhofsverbandes betont, dass die bisherigen Kapazitäten nicht ausreichen, um die wachsende Zahl von Beisetzungen zu decken.

Die neuen Bestattungsfelder sollen nicht nur Muslime, sondern auch anderen Glaubensgemeinschaften offenstehen. Dies wird von vielen als ein positives Zeichen der Integration betrachtet. Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey äußerte, dass es wichtig sei, dass jeder, der in Neukölln lebt, die Möglichkeit haben sollte, auch hier bestattet zu werden. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung und würde die Integration der muslimischen Community fördern.

Die Veränderungen auf den Friedhöfen spiegeln auch eine breitere gesellschaftliche Entwicklung wider, bei der kulturelle und religiöse Vielfalt als Bereicherung angesehen wird. Die Eröffnung der neuen Grabfelder in Gatow ist somit nicht nur eine Antwort auf die wachsende Nachfrage, sondern auch ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung der muslimischen Gemeinschaft in Berlin.

Insgesamt zeigt die Entwicklung auf dem Landschaftsfriedhof Gatow, wie wichtig es ist, den Bedürfnissen einer vielfältigen Gesellschaft gerecht zu werden. Die Schaffung neuer Bestattungsflächen für Muslime ist ein Beispiel dafür, wie durchdachte Planungen und Sensibilität gegenüber verschiedenen kulturellen und religiösen Praktiken zu einer harmonischeren Koexistenz führen können.

Der Senat hat beschlossen, bis zum Ende des Jahres zusätzlich 2000 neue Grabstätten für Muslime in Berlin zu schaffen, was eine bedeutende Entlastung für die muslimische Gemeinschaft darstellen wird. Darüber hinaus werden weitere Flächen auf kirchlichen und landeseigenen Friedhöfen geprüft, um die Situation weiter zu verbessern.

In der heutigen Zeit ist es unerlässlich, dass die Bestattungskultur in einer multikulturellen Gesellschaft Raum findet. Die Entwicklungen auf dem Landschaftsfriedhof Gatow sind ein Schritt in die richtige Richtung, um den Herausforderungen der urbanen Bestattung in einer globalisierten Welt gerecht zu werden.

Der Landschaftsfriedhof Gatow ist und bleibt ein zentraler Ort für die muslimische Bestattung in Berlin, und mit den neuesten Erweiterungen wird er auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die muslimische Gemeinschaft in der Stadt spielen.

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Kultur

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