<

Verdi: Berliner Kita-Mitarbeiter stimmen für unbefristeten Streik

In einem bedeutenden Schritt haben die Mitarbeiter der städtischen Kitas in Berlin an einer Urabstimmung teilgenommen und sich mit überwältigender Mehrheit für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Laut Angaben der Gewerkschaft Verdi stimmten 91,7 Prozent der Mitglieder für den Ausstand, der am 30. September beginnen soll, sofern keine Einigung mit dem Berliner Senat erzielt wird. Dieser Beschluss erfolgt nach zwei bereits durchgeführten Warnstreiks, die die Forderungen der Erzieherinnen und Erzieher nach besseren Arbeitsbedingungen unterstreichen.

Insgesamt sind von diesem Streik rund 28.000 Kinder betroffen, die in etwa 280 Kitas der fünf kommunalen Eigenbetriebe untergebracht sind. Die Beschäftigten setzen sich in ihren Forderungen für die Einführung eines sogenannten Entlastungstarifvertrags ein, der nicht auf eine Erhöhung der Gehälter abzielt, sondern auf eine Reduzierung der Gruppengrößen. Damit soll gewährleistet werden, dass weniger Kinder von einer Erzieherin oder einem Erzieher betreut werden, was zu einer besseren Betreuung führen kann.

Hintergrund der Streikforderung

Die Gewerkschaften Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben in den vergangenen Jahren immer wieder auf die hohen Belastungen der Kita-Mitarbeiter hingewiesen. Die Arbeitsbedingungen in den Kitas seien oft unzureichend, was sich negativ auf die Betreuung der Kinder auswirke. Laut einer aktuellen Umfrage haben viele der Beschäftigten mit hohen Krankenständen und einer hohen Fluktuation zu kämpfen, die durch die großen Gruppengrößen und den damit verbundenen Stress verursacht werden.

Die Senatorin für Jugend, Katharina Günther-Wünsch, äußerte sich kritisch zu den Streikankündigungen und betonte, dass die Gewerkschaft den Familien in der Stadt keinen Gefallen tue. Sie wies darauf hin, dass eine hohe Betreuungsquote während des Streiks aufrechterhalten werden müsse, um den Eltern eine gewisse Planungssicherheit zu bieten. Zudem sorgte sich die Senatorin um die wirtschaftliche Situation der Kita-Eigenbetriebe, die durch die sinkende Anzahl an betreuten Kindern bereits belastet sind.

Gespräch mit dem Berliner Senat

Nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses soll ein Gespräch zwischen Vertretern der Gewerkschaft und der Bildungssenatorin sowie dem Finanzsenator stattfinden. Verdi erhofft sich von diesem Austausch konstruktive Verhandlungen, um die angesprochenen Themen weiter zu diskutieren. Benjamin Roscher, der Landesbezirksleiter von Verdi, betonte die Notwendigkeit von Veränderungen und hob hervor, dass der Streik nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Kinder eine Verbesserung der Betreuungsqualität schaffen soll.

Vergleich mit anderen Städten

In der Diskussion um die Streikforderungen verweist Verdi auf erfolgreiche Beispiele aus anderen Städten, insbesondere auf Hannover. Dort haben sich die Parteien auf verbindliche Regelungen zur Entlastung der medizinischen Fachkräfte geeinigt. Verdi-Sprecher Kalle Kunkel merkte an, dass die Gewerkschaft nicht dogmatisch sei und es nicht zwingend einen neuen Tarifvertrag geben müsse, um die notwendigen Entlastungen zu erreichen.

Die Situation ist jedoch komplex, da der Berliner Senat angibt, dass er nicht isoliert über einen solchen Vertrag verhandeln könne, da Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder ist. Dies könnte zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen, da bisher noch nicht endgültig geklärt wurde, ob die geforderten Änderungen tariflich geregelt werden können.

Forderungen der Gewerkschaften

Die Gewerkschaften argumentieren, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Kitas nicht nur den Mitarbeitern zugutekommen, sondern auch die Qualität der Betreuung der Kinder erhöhen würde. Zu den zentralen Forderungen gehören:

- Reduzierung der Gruppengrößen - Bessere Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten - Regelungen zum Ausgleich von Belastungen und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Beide Gewerkschaften setzen sich bereits seit längerer Zeit für solche tariflichen Vereinbarungen ein, um die Arbeitsbelastung in den Kitas zu reduzieren. Ein weiterer Aspekt ist die hohe Zahl der Teilzeitbeschäftigten in diesem Sektor, die durch eine Entlastung ihrer Arbeitsbedingungen ebenfalls profitieren könnten.

Auswirkungen auf die Familien

Die bevorstehenden Streiks haben bereits Besorgnis unter den Eltern ausgelöst. Viele Familien müssen sich darauf einstellen, dass ihre Kinder möglicherweise nicht betreut werden können, was zu erheblichen Schwierigkeiten im Alltag führen kann. Der Druck auf die Eltern steigt, während sie versuchen, berufliche Verpflichtungen mit der Betreuung ihrer Kinder in Einklang zu bringen.

Fazit

Die Situation in den Berliner Kitas ist angespannt, und die bevorstehenden unbefristeten Streiks stellen einen weiteren Höhepunkt in den Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Berliner Senat dar. Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und weniger Beschäftigten pro Gruppe werden von den Gewerkschaften vehement vertreten, während die Reaktionen des Senats darauf hindeuten, dass eine Einigung noch in weiter Ferne scheint. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob es zu einem konstruktiven Dialog kommt oder ob die Beschäftigten in den Kitas tatsächlich in den unbefristeten Streik treten werden.

Quellen: Der Standard, dpa, Tagesspiegel und rbb24.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen