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Berlin: Pflegeeltern bekommen deutlich mehr Geld – Hunderte Kinder suchen ein Zuhause

In Berlin ist die Situation für Pflegefamilien und Pflegekinder ein zentrales Anliegen der Politik. Laut einer aktuellen Mitteilung von Berlins Jugend- und Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wird es ab September 2024 signifikante finanzielle Verbesserungen für Pflegefamilien geben. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Plans, um die Rahmenbedingungen für Pflegeeltern zu optimieren und die Anzahl der Pflegefamilien zu erhöhen. Der Bedarf an Pflegeplätzen ist groß, da viele Kinder und Jugendliche nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben können.

Im Jahr 2023 wurden in Berlin insgesamt 8.362 Kinder und Jugendliche außerhalb ihrer Familien untergebracht, wobei lediglich 1.979 von ihnen in Pflegefamilien lebten. Dies bedeutet, dass nur jedes vierte hilfsbedürftige Kind in den Genuss einer Pflegefamilie kam. Der Hauptgrund für diese Unterbringung in Pflegefamilien ist häufig eine belastete familiäre Situation, in der Kinder oft Misshandlungen oder andere traumatische Erfahrungen gemacht haben. Die Senatorin betont, dass es für diese Kinder und Jugendlichen von entscheidender Bedeutung ist, in einem stabilen und liebevollen Umfeld aufwachsen zu können.

Die letzten Anpassungen der Pflegepauschalen fanden im Jahr 2012 statt, wodurch die finanziellen Hürden für potenzielle Pflegeeltern über die Jahre hinweg gestiegen sind. Die neuen Regelungen sehen vor, dass die monatlichen Pauschalen für Pflegeeltern ab September 2024 deutlich angehoben werden. Für Pflegekinder im Alter von null bis sieben Jahren steigt die pauschale Vergütung von derzeit 747,97 Euro auf 1.023 Euro. Diese Anpassung soll dazu beitragen, mehr Familien und Einzelpersonen dazu zu bewegen, Pflegekinder aufzunehmen.

Modelle zur finanziellen Unterstützung

Ein weiteres zentrales Element der Reform ist das geplante Modellprojekt, das ab Januar 2025 umgesetzt werden soll. Dieses sieht vor, dass neue Pflegeeltern für die Dauer von zwölf Monaten eine Art "Elterngeld" erhalten, um den Einkommensausfall während der Eingewöhnungszeit zu kompensieren. Die Senatorin erläutert, dass diese Zahlung von 924 Euro nicht vom Einkommen abhängig ist, was es auch weniger wohlhabenden Familien ermöglicht, Pflegekinder aufzunehmen.

Zusätzlich zu den finanziellen Verbesserungen wird der Senat auch psycho-soziale Angebote für Pflegefamilien erweitern. Viele Pflegeeltern wünschen sich Supervision und Unterstützung im Umgang mit den oft herausfordernden Bedürfnissen von Pflegekindern, die häufig Traumata, Bindungsängste oder andere psychische Probleme mitbringen. Das neue Angebot umfasst u.a. Kooperationen mit Institutionen wie dem Kinderzirkus Cabuwazi und speziellen Therapieprojekten.

Der Bedarf an Pflegefamilien

Die Notwendigkeit, mehr Pflegefamilien zu gewinnen, ist in Berlin besonders dringlich. Die Sozialbehörden verzeichnen einen konstanten Anstieg der Inobhutnahmen, was bedeutet, dass mehr Kinder und Jugendliche aus ihrer ursprünglichen Familie genommen werden müssen. Die Ursachen sind vielfältig: oft handelt es sich um Überforderung der leiblichen Eltern aufgrund von Suchtproblemen, psychischen Erkrankungen oder anderen sozialen Schwierigkeiten.

Um die Attraktivität der Pflegeelternschaft zu erhöhen, sollen auch bürokratische Hürden abgebaut werden. Die Senatorin kündigte an, dass die Zuständigkeiten für Pflegeeltern vereinfacht werden sollen, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Dies betrifft nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch die organisatorischen Abläufe, die für Pflegeeltern oft eine zusätzliche Belastung darstellen.

Politische Unterstützung der Reformen

Die von Katharina Günther-Wünsch angestoßenen Reformen finden im Abgeordnetenhaus Unterstützung von verschiedenen Fraktionen. Politiker betonen die Wichtigkeit, die Bedingungen für Pflegefamilien zu verbessern, um die Lebenssituation der Pflegekinder zu optimieren. Ein einheitliches Ziel ist es, die Zahl der Kinder, die in Heimen untergebracht werden müssen, zu reduzieren und ihnen stattdessen ein familiäres Umfeld zu ermöglichen.

Die Reformen beinhalten auch die Einführung von Veranstaltungen, die das Engagement und den Einsatz von Pflegefamilien würdigen sollen. Diese Veranstaltungen sollen nicht nur den Austausch zwischen Pflegeeltern fördern, sondern auch eine Plattform bieten, um Erfahrungen und Herausforderungen zu teilen.

Fazit

Die bevorstehenden Änderungen in der Pflegeelternförderung in Berlin könnten einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung der Lebensumstände für viele Kinder darstellen, die dringend ein liebevolles Zuhause benötigen. Durch höhere finanzielle Unterstützung und zusätzliche Angebote soll es mehr Familien ermöglicht werden, Pflegekinder aufzunehmen und ihnen die notwendige Stabilität und Sicherheit zu bieten.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und welche Auswirkungen sie auf die Anzahl der Pflegefamilien in Berlin haben werden. Die Politik und Gesellschaft sind gefordert, die Bedürfnisse dieser Kinder und ihrer Pflegeeltern ernst zu nehmen und weitere Wege zu finden, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Quellen: rbb24, Der Tagesspiegel, dpa

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 in Kategorie: 
Politik

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