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Wenn der Inspektor kommt: Berlin reguliert das Geschäft mit Ferienwohnungen – aber da geht noch mehr

In Berlin wird das Geschäft mit Ferienwohnungen zunehmend reguliert, um den Wohnungsmarkt zu schützen und negative Auswirkungen durch übermäßigen Tourismus zu minimieren. Das Zweckentfremdungsverbot von Wohnungen, das in der Stadt eingeführt wurde, zeigt erste Erfolge, doch die Herausforderungen bleiben groß. Die jüngsten Entwicklungen und der Vergleich mit anderen internationalen Städten werfen ein Licht auf die Notwendigkeit einer schärferen Regulierung.

Aktuelle Schätzungen belaufen sich auf etwa 30.000 Ferienwohnungen in Berlin, von denen ein erheblicher Teil möglicherweise illegal vermietet wird. Besonders der Bezirk Mitte steht im Fokus, da hier alleine etwa 10.000 Ferienwohnungen registriert sein sollen. Dies führt zu der Frage, wie viele dieser Wohnungen tatsächlich den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.

Das Thema „Overtourism“ wird weltweit diskutiert. Städte wie Barcelona und Venedig kämpfen mit den Auswirkungen des massiven Tourismus, der die lokale Infrastruktur überlastet und die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung beeinträchtigt. In diesen Städten sind bereits drastische Maßnahmen ergriffen worden, um die Anzahl privater Ferienunterkünfte drastisch zu reduzieren. So plant Barcelona, ab 2029 keine privaten Ferienunterkünfte mehr zuzulassen, während in Palma de Mallorca hohe Bußgelder gegen illegale Vermieter verhängt werden.

Berlin hingegen hat das Problem anders angepackt. Ein bedeutendes Zeichen setzte das Oberverwaltungsgericht, als es einen Bezirk unterstützte, der gegen die Besitzerin von 37 illegalen Ferienwohnungen vorgegangen war. Das Gericht entschied, dass diese Wohnungen als schützenswerter Wohnraum gelten und daher unter das Zweckentfremdungsverbot fallen. Diese rechtlichen Erfolge verdeutlichen, dass es einen Bedarf an klaren Regelungen gibt, aber auch, dass viele Schlupflöcher bestehen bleiben.

Die Diskussion um die Regulierung des Ferienwohnungsmarktes in Berlin ist notwendig, um einerseits den Bedürfnissen der Touristen gerecht zu werden, andererseits aber auch den Ansprüchen der Anwohner und der städtischen Infrastruktur Rechnung zu tragen. Viele Berliner sind auf Einkommen aus dem Tourismus angewiesen, sei es als Kellner, Köche oder in anderen Berufen, die eng mit der Tourismusindustrie verbunden sind. Doch die Auswirkungen des Tourismus auf die Stadtteile sind nicht zu unterschätzen.

Die Stadtverwaltung von New York hat in diesem Zusammenhang bereits weitreichende Schritte unternommen. Im September 2023 gab es Berichte darüber, dass Airbnb die meisten seiner Angebote für die Stadt aus der Plattform entfernt hat, um den neuen Vorschriften für Vermieter zu entsprechen. Diese Vorschriften verlangen, dass Vermieter für kürzere Zeiträume anwesend sein müssen und die Wohnung selbst bewohnen. Solche Maßnahmen könnten auch für Berlin als Modell dienen.

Die Notwendigkeit für Inspektoren oder Aufsichtsbehörden, ähnlich wie in Mallorca, wird in Berlin immer deutlicher. Durch eine intensivere Kontrolle und eine klare Regelung der Ferienwohnungen könnte der Markt transparenter gestaltet und illegalen Vermietungen ein Riegel vorgeschoben werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik in Berlin die richtigen Schlüsse zieht und entsprechende Maßnahmen umsetzt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Berlin im Hinblick auf die Regulierung des Ferienwohnungsmarktes zwar erste Schritte unternommen hat, jedoch noch viel Raum für Verbesserungen besteht. Die Erfahrungen anderer Städte sollten als wertvolle Lektionen dienen, um die Herausforderungen des „Overtourism“ zu bewältigen und gleichzeitig die Interessen der Anwohner zu wahren. Eine nachhaltige Lösung erfordert sowohl eine effektive Regulierung als auch die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten, um eine lebenswerte und lebendige Stadt für Einheimische und Touristen gleichermaßen zu fördern.

Quellen: Der Standard, Tagesspiegel, dpa

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Politik

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