Berlin: RSV-Schutz für Babys kaum verfügbar

Im Rahmen der aktuellen Gesundheitsversorgung in Deutschland hat die Einführung des neuen Impfstoffs gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) für Säuglinge große Aufmerksamkeit erregt. Trotz der positiven medizinischen Einschätzungen zu den Vorteilen der Impfung berichten Fachärzte aus Berlin von erheblichem Mangel an diesem wichtigen Impfstoff in den Kinderarztpraxen. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sind die verfügbaren Bestände in der Hauptstadt begrenzt, was Besorgnis bei Ärzten und Eltern auslöst.

Der Kinderarzt und BVKJ-Sprecher Jakob Maske äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur und erklärte, dass in vielen Berliner Praxen kaum Impfstoff erhältlich sei. „Einige Arztpraxen haben zwar Importe des Medikaments Nirsevimab aus dem Ausland, aber die Mengen sind unzureichend“, so Maske. Für seine eigene Praxis habe er bislang nur eine Dosis für ein hochriskantes Kind erhalten. Im Gegensatz dazu scheint die Situation in den Krankenhäusern etwas besser zu sein, wo mehr Dosen vorrätig sind.

Hintergrund des RSV

Das Respiratorische Synzytial-Virus ist eine häufige Ursache von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Jährlich werden etwa 25.000 Säuglinge in Deutschland wegen RSV ins Krankenhaus eingeliefert, während rund 200.000 ambulant behandelt werden. Das Virus wird über Tröpfchen übertragen und kann zu ernsthaften Erkrankungen wie Bronchitis und Lungenentzündung führen. Vor allem in den Wintermonaten sind die Infektionsfälle hoch, weshalb die Einführung des Impfstoffs gut getimed scheint, um die gesundheitlichen Risiken für die Kleinsten in der Gesellschaft zu minimieren.

Impfempfehlung und Verfügbarkeit

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat die einmalige Verabreichung des Antikörpers Nirsevimab für Neugeborene und Säuglinge empfohlen. Dieser Wirkstoff wirkt durch die Bindung an ein Virusprotein, wodurch das Eindringen des Erregers in die Körperzellen verhindert wird. Diese Form der Immunisierung wird als passive Immunisierung bezeichnet, da die Antikörper nicht vom eigenen Immunsystem der Kinder produziert werden, sondern direkt verabreicht werden.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat bereits einen Versorgungsmangel für Arzneimittel mit Nirsevimab bekanntgegeben, was den Import von nicht in Deutschland zugelassenen Medikamenten aus dem Ausland erleichtert. Diese Regelung ermöglicht es dem Hersteller Sanofi, bis Ende Oktober Packungen des Medikaments aus Frankreich und Spanien auf den deutschen Markt zu bringen.

Ärzte äußern Bedenken

Die Ärzte äußern Bedenken hinsichtlich der rechtzeitigen Versorgung mit dem Impfstoff, insbesondere da die RSV-Saison bereits begonnen hat. Einige Ärzte befürchten, dass sie nicht in der Lage sein werden, alle benötigten Impfungen vor Beginn der Saison durchzuführen. Maske warnte, dass die durch die Impfungen erreichte Immunität nicht rechtzeitig aufgebaut werden kann, wenn die Impfstoffe erst spät verfügbar sind.

Logistische Herausforderungen

Ein weiteres Problem ist die logistische Durchführung der Impfungen in den Praxen. Viele Kinderärzte berichten von einem Mangel an Zeit, um zusätzliche Impfsprechstunden einzurichten. Dies liegt auch daran, dass viele Kinder aufgrund anderer Erkrankungen in die Praxen kommen, was die Möglichkeiten zur Impfung weiter einschränkt. Die Vergütung für Impfungen von 8,95 Euro pro Dosis wird von vielen Ärzten als unzureichend kritisiert, was die Motivation zur Durchführung zusätzlicher Impfsprechstunden weiter mindert.

Zukünftige Perspektiven

Der Hersteller Sanofi plant, für die gesamte RSV-Saison in Deutschland etwa 500.000 Dosen zur Verfügung zu stellen. Bei einer jährlichen Neugeborenenrate von rund 700.000 in Deutschland wird deutlich, dass dies möglicherweise nicht ausreicht, um alle betroffenen Säuglinge zu impfen. Die Gesundheitsbehörden und Fachärzte fordern eine zügige Klärung der Verfügbarkeit, um den Schutz für die Kleinsten zu gewährleisten.

Insgesamt ist die Situation bezüglich der RSV-Impfung für Babys in Berlin eine komplexe Herausforderung, die sowohl die Verfügbarkeit von Impfstoffen als auch die organisatorischen Rahmenbedingungen in den Praxen betrifft. Der Mangel an Impfstoffen könnte zu einer erhöhten Anzahl von RSV-Infektionen führen, was für die betroffenen Kinder und deren Familien erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringt.

Fazit

Die Einführung des RSV-Schutzes für Säuglinge ist ein bedeutender Schritt in der Prävention von schweren Atemwegserkrankungen. Dennoch bleibt die Verfügbarkeit des Impfstoffs in vielen Teilen Deutschlands, einschließlich Berlin, eine Herausforderung. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und effizient die notwendigen Dosen bereitgestellt werden können, um den Bedürfnissen der betroffenen Familien gerecht zu werden und die Gesundheit der Kleinsten zu schützen.

Quellen

- Der Standard

- dpa

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen