Berliner Kind an Diphtherie erkrankt: Waldorfschüler soll ungeimpft gewesen sein

Ein zehnjähriges Kind aus Berlin ist Ende September an Diphtherie erkrankt und befindet sich seitdem in stationärer Behandlung in einer Klinik in Potsdam. Die Erkrankung wurde am 1. Oktober als Verdachtsfall gemeldet, und am 4. Oktober konnte die Diagnose durch einen Toxinnachweis bestätigt werden. Die Meldung über diesen Fall kam zunächst von der „Märkischen Allgemeinen“, und das Gesundheitsministerium Brandenburg bestätigte die Details.

Der Junge, der eine Waldorfschule in Berlin besucht, wurde mit einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in das Klinikum Westbrandenburg in Potsdam eingewiesen. Die behandelnden Ärzte leiteten sofort eine spezifische Therapie mit Antitoxin sowie unterstützende Antibiotikabehandlungen ein. Es wurde ein toxinbildender Stamm der Diphtherie-Bakterien nachgewiesen, was auf eine ernsthafte Infektionsgefahr hinweist.

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die in Deutschland aufgrund der hohen Durchimpfungsraten sehr selten geworden ist. Der Erkrankte war jedoch nicht gegen diese lebensbedrohliche Krankheit geimpft. Diese Situation hat in der Öffentlichkeit und unter Gesundheitsbehörden Besorgnis ausgelöst, insbesondere da die Krankheit in der Vergangenheit als "Würgeengel der Kinder" bezeichnet wurde.

Nach der Diagnosestellung wurden umgehend Maßnahmen zum Schutz der Kontaktpersonen eingeleitet. Das Gesundheitsamt des Landkreises Havelland stellte fest, dass die Diphtherieerreger durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Aus diesem Grund wurden sowohl das Umfeld des Jungen als auch seine Mitschüler auf die Möglichkeit einer Infektion hin untersucht und prophylaktisch mit Antibiotika behandelt.

Das Auftreten der Diphtherie hat auch Auswirkungen auf die Schüler und deren Familien in der Waldorfschule, die der Junge besucht. In den betroffenen Klassenverbänden wurden Laboruntersuchungen durchgeführt, um mögliche Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die familiären Kontaktpersonen mussten ebenfalls getestet und gegebenenfalls behandelt werden.

Diphtherie wird durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht, welches ein starkes Gift, das Diphtherietoxin, absondert. Dieses Toxin kann zu schweren Komplikationen führen, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird. Laut Klinikangaben kann die Krankheit ohne Behandlung eine Sterblichkeit von bis zu 50 Prozent aufweisen, selbst bei rechtzeitiger Behandlung liegt diese immer noch bei etwa 10 Prozent. Die Symptome der Rachendiphtherie beinhalten Halsschmerzen, Fieber und charakteristische grau-braune Beläge im Rachen, die auf eine Entzündung der Mandeln hinweisen.

Der Vorfall wirft Fragen zur Impfpolitik und zur Gesundheitserziehung auf, insbesondere in Schulen, die von Impfgegnern oder impfskeptischen Eltern besucht werden. Impfungen sind wichtig, um die Bevölkerung vor solchen Infektionskrankheiten zu schützen. Die hohe Durchimpfungsrate in Deutschland hat dazu beigetragen, dass solche Krankheiten sehr selten geworden sind. Dennoch zeigen aktuelle Entwicklungen, dass es immer noch gefährliche Lücken im Impfschutz gibt, die durch die Entscheidung einzelner Eltern, ihre Kinder nicht impfen zu lassen, entstehen können.

In den letzten Jahren gab es in Deutschland immer wieder Ausbrüche von Masern und anderen durch Impfungen vermeidbaren Krankheiten, die oft mit nicht geimpften Kindern in Verbindung stehen. Die Impfquote gegen Diphtherie liegt zwar im Durchschnitt bei über 90 Prozent, jedoch ist ein Wert von mindestens 95 Prozent notwendig, um eine Herdenimmunität zu erreichen, die auch diejenigen schützt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.

Die Gesundheitsbehörden betonen die Bedeutung von Impfungen und die Notwendigkeit, Informationen über die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen zu verbreiten. In Ländern mit hohen Durchimpfungsraten ist Diphtherie praktisch nicht mehr verbreitet, was die Wirksamkeit der Impfstrategie unterstreicht.

Der Fall des ungeimpften Jungen könnte als Warnsignal für die Bedeutung von Impfungen und die Notwendigkeit, das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen, interpretiert werden. Experten empfehlen, dass Eltern ihre Kinder impfen lassen, um sie und die Gemeinschaft zu schützen. Ein erneuter Anstieg von Infektionskrankheiten könnte nicht nur die direkte Gesundheit der betroffenen Kinder gefährden, sondern auch das Gesundheitssystem belasten.

Abschließend zeigt dieser Vorfall, wie ernst die Bedrohung durch vermeidbare Krankheiten weiterhin ist und wie wichtig es ist, Impfempfehlungen ernst zu nehmen. Die Behörden werden weiterhin darauf hinwirken, dass alle Kinder, insbesondere die in Gemeinschaftseinrichtungen, adäquat gegen Diphtherie und andere gefährliche Krankheiten geschützt werden.

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