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Friedrichshain-Kreuzberg: Buchhandlung „lesen & lesen lassen“ muss nach 28 Jahren schließen

Die Buchhandlung „lesen & lesen lassen“ im Berliner Stadtteil Friedrichshain steht vor dem Ende ihrer 28-jährigen Geschichte. Am 19. Oktober 2024 wird die kleine, unabhängige Buchhandlung, die sich in der Wühlischstraße 30 befindet, ihre Türen zum letzten Mal öffnen. Die Betreiber haben diese Entscheidung schweren Herzens getroffen und bedauern, die traditionsreiche Buchhandlung aufgeben zu müssen.

„Es war eine lange und schöne Zeit, aber die aktuellen Umstände zwingen uns, diesen Schritt zu gehen“, erklären die Inhaber. Trotz intensiver Bemühungen, Nachfolger für den Laden zu finden, konnten sie keine tragfähige Lösung finden. Zu Beginn des Jahres hatten sie vielversprechende Buchhändler*innen gefunden, doch die Verhandlungen mit den Eigentümern über die Mietkonditionen scheiterten an den geforderten „Marktmieten“. Diese Entwicklung zeigt einen besorgniserregenden Trend im Bereich des unabhängigen Buchhandels, insbesondere in beliebten Stadtteilen wie Friedrichshain und Kreuzberg.

Die Buchhandlung „lesen & lesen lassen“ war nicht nur ein Ort des Buchkaufs, sondern auch ein kulturelles Zentrum, das regelmäßig Lesungen, Veranstaltungen und Diskussionen anbot. Die enge Bindung zur Community war ein Markenzeichen des Ladens. Viele Kunden erinnern sich an die herzliche Atmosphäre und die persönliche Beratung, die sie hier erfahren durften. „Es ist traurig, dass ein solcher Ort verschwinden wird“, sagt eine langjährige Kundin, die regelmäßig Veranstaltungen besucht hat.

Die Schließung der Buchhandlung wirft Fragen über die Zukunft des stationären Buchhandels auf, insbesondere in urbanen Zentren, wo die Mietpreise stetig steigen. Immer mehr unabhängige Buchhandlungen sehen sich in einer ähnlichen Lage und kämpfen um ihre Existenz. Der Online-Handel und große Ketten setzen den kleinen Läden zusätzlich zu. Experten warnen, dass der Verlust von Buchhandlungen nicht nur den Zugang zu Literatur einschränkt, sondern auch die kulturelle Vielfalt in den Stadtteilen gefährdet.

In den letzten Jahren sind zahlreiche andere kleine Buchhandlungen in Berlin geschlossen worden, da die Mieten in beliebten Lagen untragbar geworden sind. Die Stadtregierung hat zwar Initiativen gestartet, um den Einzelhandel zu unterstützen, doch viele sehen diese Maßnahmen als unzureichend an. Die Betreiber der Buchhandlung „lesen & lesen lassen“ hatten gehofft, durch eine gemeinschaftliche Unterstützung von Kunden und lokalen Politikern eine Lösung zu finden, um die Miete zu stemmen. „Wir haben viele Ideen entwickelt und Vorschläge gemacht, aber letztendlich war es nicht genug“, erklärte einer der Inhaber.

Die Schließung trifft nicht nur die Buchhandlung selbst, sondern auch die lokale Kulturszene, die auf solche Orte angewiesen ist. Viele Leserinnen und Leser fühlen sich durch die Schließung von „lesen & lesen lassen“ betroffen. „Es ist ein Verlust für die gesamte Nachbarschaft“, äußert ein ehemaliger Mitarbeiter. „Buchhandlungen sind nicht nur Geschäfte, sie sind Treffpunkte für Menschen, die die Leidenschaft für Bücher teilen.“

Die letzten Wochen vor der Schließung werden für die Buchhandlung besonders bedeutend sein. Die Inhaber planen, ein großes Abschieds-Event zu veranstalten, um sich von ihren Kunden zu verabschieden und die letzten gemeinsamen Momente zu feiern. „Wir möchten, dass unsere Kunden wissen, wie viel sie uns bedeutet haben“, so die Betreiber. „Es wird eine Gelegenheit sein, Danke zu sagen und die Erinnerungen an die schönen Zeiten gemeinsam zu teilen.“

In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie sich die Buchlandschaft in Friedrichshain entwickeln wird. Experten und Unterstützer fordern, dass die Stadt Maßnahmen ergreift, um die Mieten für lokale Einzelhändler zu regulieren und so die Vielfalt des Einzelhandels zu erhalten. Die Schließung der Buchhandlung „lesen & lesen lassen“ könnte ein Weckruf für die Politik sein, um die Herausforderungen des stationären Handels ernst zu nehmen.

Die Buchhandlung hat sich in ihren 28 Jahren nicht nur durch ihr Sortiment, sondern auch durch ihr Engagement in der Community einen Namen gemacht. Die Schließung ist nicht nur das Ende eines Geschäfts, sondern auch das Verschwinden eines kulturellen Erbes, das viele Menschen in der Umgebung geschätzt haben. Es bleibt zu hoffen, dass solche Orte in Berlin auch weiterhin bestehen bleiben können und dass neue Initiativen entstehen, um den unabhängigen Buchhandel zu fördern.

Die Betreiber der Buchhandlung bitten alle Interessierten, in den verbleibenden Wochen vorbeizuschauen und gemeinsam die letzten Tage in der Buchhandlung zu erleben. „Wir freuen uns über jeden Besuch und jedes Gespräch“, sagen sie abschließend.

Der Verlust von „lesen & lesen lassen“ ist symptomatisch für die Herausforderungen, mit denen viele kleine Buchhandlungen in Deutschland konfrontiert sind. Die Schließung könnte einen tiefen Einschnitt in das kulturelle Leben Friedrichshains darstellen und erinnert alle daran, wie wichtig es ist, lokale Geschäfte zu unterstützen und zu erhalten.

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 in Kategorie: 
Kultur

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