Glücksatlas 2024: Dem Westen geht es gut, der Osten leidet
Der neue "Glücksatlas 2024", der in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg veröffentlicht wurde, zeigt deutliche Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen den west- und ostdeutschen Bundesländern. Während die westdeutschen Regionen eine Erholung und eine steigende Lebenszufriedenheit verzeichnen, bleibt der Osten, insbesondere Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, hinter den Erwartungen zurück.
Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland
Die Lebenszufriedenheit der Deutschen hat sich im Jahr 2024 insgesamt verbessert, mit einem Anstieg auf durchschnittlich 7,06 Punkte auf einer Skala von 0 bis 10. Diese Zahl ist ein bemerkenswerter Anstieg von 0,14 Punkten im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg ist jedoch ungleich verteilt; das Glücksniveau der Westdeutschen liegt bei 7,13 Punkten, während Ostdeutsche nur bei 6,79 Punkten landen. Diese Differenz von 0,34 Punkten zeigt, dass die Ost-West-Kluft im Lebensglück wieder zunimmt, nachdem sie während der Corona-Pandemie erheblich geschmolzen war.
Ursachen der Ungleichheit
Ein wesentlicher Faktor für die geringere Lebenszufriedenheit im Osten ist die anhaltende Diskrepanz in den sozioökonomischen Bedingungen. Die Einkommen in Ostdeutschland sind nach wie vor geringer als im Westen, was zu einer allgemein niedrigeren Lebenszufriedenheit führt. Nur ein Drittel der Immobilien in Ostdeutschland gehört ostdeutschen Bürgern, während in Westdeutschland nahezu jede zweite Immobilie in Händen von Westdeutschen ist. Diese wirtschaftlichen Ungleichheiten haben auch Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung.
Die Corona-Pandemie beeinflusste die Lebenszufriedenheit in den beiden Landesteilen unterschiedlich. Während der Pandemie wurden die Unterschiede in der Lebenszufriedenheit vorübergehend überdeckt, da die Westdeutschen stärker betroffen waren. Mit der Rückkehr zur Normalität kehren jedoch auch die alten Ungleichheiten zurück.
Repräsentation und Identität
Ein weiterer entscheidender Faktor, der zur Unzufriedenheit im Osten beiträgt, ist das Gefühl vieler Ostdeutscher, als "Bürger zweiter Klasse" behandelt zu werden. In einer Umfrage gaben 39 Prozent der Ostdeutschen an, mit ihrer politischen Repräsentation unzufrieden zu sein. Diese Wahrnehmung verstärkt das Gefühl der Ungleichheit und trägt zur sinkenden Lebenszufriedenheit bei.
Die glücklichsten und unglücklichsten Regionen
Der Glücksatlas zeigt, dass die glücklichsten Menschen in Deutschland in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern leben. Im Osten schneiden Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen vergleichsweise besser ab, während Berlin und Mecklenburg-Vorpommern die unzufriedensten Regionen sind. In Sachsen-Anhalt sind die Menschen zufriedener als in den Vorjahren, was auf eine leichte Annäherung an den Westen hinweist.
Emotionale Aspekte der Zufriedenheit
Die Ergebnisse des Glücksatlasses zeigen nicht nur eine erhöhte Lebenszufriedenheit, sondern auch einen Anstieg sowohl positiver als auch negativer Emotionen. Im Jahr 2024 geben 27 Prozent der Befragten an, sich häufig zu ärgern, was einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt. Gleichzeitig berichten fast 50 Prozent von häufigen Glücksmomenten.
Fazit
Der "Glücksatlas 2024" hebt die anhaltenden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland hervor und zeigt, dass der Angleichungsprozess, der während der Pandemie stattfand, nicht von Dauer war. Trotz insgesamt gestiegener Lebenszufriedenheit bleiben viele Herausforderungen bestehen, insbesondere im Osten, wo wirtschaftliche, soziale und strukturelle Probleme weiterhin die Lebensqualität und Zufriedenheit der Menschen beeinträchtigen.
Quellen
Die Informationen in diesem Artikel basieren auf dem Glücksatlas 2024 und weiteren Berichten der dpa sowie der Universität Freiburg.