<

Das Haus der Statistik der DDR: Wer baut es zum schmucken Rathaus um?

Das Haus der Statistik in Berlin, ein markantes Gebäude der Nachkriegsmoderne, wurde zwischen 1968 und 1970 erbaut und diente der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Nach der Wiedervereinigung wurde es bis 2008 von verschiedenen deutschen Behörden genutzt, bevor es in einen Zustand des Leerstands überging. In den letzten Jahren hat eine Initiative zur Wiederbelebung des Areals begonnen, die sowohl die Erhaltung des historischen Gebäudes als auch die Entwicklung eines neuen, multifunktionalen Raums anstrebt.

Die Initiative „Haus der Statistik“ wurde 2015 ins Leben gerufen, um den Verkauf und Abriss des Gebäudes zu verhindern. Engagierte Künstlerinnen und Künstler, Architekten und Kulturschaffende haben das Projekt ins Rollen gebracht, indem sie auf die Bedeutung des Hauses für die kulturelle Identität Berlins hinwiesen. Ihre Bemühungen führten dazu, dass das Land Berlin das Gebäude 2017 erwarb und damit den Weg für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung frei machte.

Die Vision für das Haus der Statistik

Die geplante Umnutzung des Hauses der Statistik zielt darauf ab, einen lebendigen Ort für Kunst, Kultur, Bildung und soziale Projekte zu schaffen. Geplant sind unter anderem Verwaltungsflächen für das Bezirksamt Mitte, bezahlbare Wohnungen und ein neues Rathaus. Der gesamte Komplex wird sich über eine Fläche von etwa 65.000 Quadratmetern erstrecken, wobei sowohl das bestehende Gebäude genutzt als auch neue Baukörper errichtet werden sollen.

Ein wesentliches Element des Projekts ist die Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Die fünf Kooperationspartner, die unter dem Namen „Koop5“ agieren, umfassen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, das Bezirksamt Berlin-Mitte, die landeseigenen Gesellschaften WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, BIM Berliner Immobilienmanagement sowie die ZUsammenKUNFT Berlin eG. Diese innovative Partnerschaft ermöglicht eine kooperative und gemeinwohlorientierte Entwicklung des Areals.

Aktuelle Entwicklungen und Mitwirkungsmöglichkeiten

Seit 2018 finden regelmäßige Workshops und Bürgerbeteiligungsverfahren statt, um die Pläne für das Haus der Statistik weiterzuentwickeln. Die öffentliche Beteiligung spielt eine entscheidende Rolle, um den Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer gerecht zu werden. Die Initiative bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Mitwirkung, sodass Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Gestaltung des Projektes teilnehmen können.

In den Werkstätten des Hauses werden verschiedene Themen behandelt, darunter Initialnutzungen, Wohnmodelle und die zukünftige Bebauungsdichte. Die Einbindung der Nachbarschaft und interessierter Gruppen ist ein zentrales Anliegen, um ein nachbarschaftliches Miteinander zu fördern.

Die Bedeutung der denkmalgerechten Sanierung

Ein wichtiger Aspekt der Umgestaltung ist die denkmalgerechte Sanierung des Bestandsgebäudes. Diese umfasst nicht nur die Erhaltung der äußeren Merkmale des Hauses, sondern auch die Berücksichtigung der Innenräume, die für zukünftige Nutzungen angepasst werden müssen. Das Ziel ist es, den Charme und die Geschichte des ehemaligen Verwaltungsgebäudes zu bewahren, während gleichzeitig moderne Standards in Bezug auf Energieeffizienz und Funktionalität erfüllt werden.

In diesem Zusammenhang ist die Diskussion über nachhaltige Stadtentwicklung und den Umgang mit bestehenden Gebäuden von zentraler Bedeutung. Der Erhalt des Hauses der Statistik wird als Beitrag zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks betrachtet, da die Sanierung von Bestandsimmobilien in der Regel ressourcenschonender ist als der Abriss und Neubau.

Der Weg zum neuen Rathaus

Ein entscheidendes Ziel des Projekts ist die Etablierung eines neuen Rathauses für den Bezirk Mitte. Dieses soll nicht nur als Verwaltungszentrum fungieren, sondern auch als Ort der Begegnung für die Bürgerinnen und Bürger dienen. Der Plan sieht vor, dass das neue Rathaus in einem Teil des Areals untergebracht wird, kombiniert mit weiteren sozialen und kulturellen Angeboten.

Bei der Entwicklung des neuen Rathauses wird auf eine Bürgerbeteiligung Wert gelegt. Die Anliegen und Wünsche der Anwohner sollen in die Planungen einfließen, um ein Gebäude zu schaffen, das den Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht wird. Das Rathaus der Zukunft wird somit ein multifunktionaler Raum, der zahlreiche soziale, kulturelle und administrative Aufgaben unter einem Dach vereint.

Fazit: Ein neues Kapitel für das Haus der Statistik

Das Haus der Statistik stellt nicht nur ein wichtiges Relikt der DDR-Geschichte dar, sondern auch eine Chance für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung in Berlin. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und die aktive Einbindung der Bürgerschaft wird ein Modell für kooperative Stadtentwicklung geschaffen, das als Vorbild für ähnliche Projekte in Deutschland und darüber hinaus dienen kann. Die Umgestaltung des Hauses wird voraussichtlich einen bedeutenden Einfluss auf die gesamte Nachbarschaft haben und den kulturellen und sozialen Zusammenhalt fördern.

Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie durch kreative Ideen und gemeinschaftliche Anstrengungen aus einem leer stehenden Gebäude ein lebendiger Ort entstehen kann, der den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft entspricht und gleichzeitig die Geschichte respektiert.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Kultur

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen