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Hintergedanke neues Hertha-Stadion?: Senat bootet Bezirk im Olympiapark aus

Die Diskussion um ein neues Stadion für Hertha BSC im Berliner Olympiapark gewinnt an Dynamik. Der Senat von Berlin hat beschlossen, die Planungshoheit für das Gelände zu übernehmen, was den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf aus dem Entscheidungsprozess ausschließt. Dies wirft Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der Absichten des Senats und der möglichen Auswirkungen auf die vorhandenen Strukturen und die lokale Gemeinschaft.

Aus Informationen des rbb geht hervor, dass sich die Koalitionspartner CDU und SPD darauf geeinigt haben, Bausenator Christian Gaebler (SPD) mit der Verantwortung für die Entwicklung des Olympiaparks zu betrauen. Diese Entscheidung wurde mit der übergeordneten Bedeutung des Geländes für die Stadt begründet. Ein entsprechender Beschluss wird in den kommenden Wochen im Senat vorbereitet.

Die Übernahme der Planungsrechte hat im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf auf Kritik gestoßen. Baustadtrat Christoph Brzezinski (CDU) äußerte Bedenken, dass der Senat damit den Widerstand des Bezirks gegen ein neues Hertha-Stadion im Olympiapark umgehen wolle. Zudem wird befürchtet, dass der Senat „inflationär“ von seinem Recht Gebrauch macht, Flächen an sich zu ziehen, was langfristige Folgen für die Planung und Entwicklung des Gebiets haben könnte.

Aktuell diskutiert eine Expertenkommission, die von der Sportverwaltung unter Senatorin Iris Spranger (SPD) eingesetzt wurde, zwei mögliche Standorte für das neue Stadion. Der bereits bekannte Standort „Lindeneck“, nördlich des Maifelds, sieht vor, dass ein Reitverein weichen müsste. Der zweite Standort, der bisher nicht öffentlich kommuniziert wurde, befindet sich am alten Reiterstadion südlich des Maifelds, an der Jesse-Owens-Allee. Auch in diesem Fall müsste ein Reitverein Platz machen, der jedoch über ein Areal außerhalb des Olympiaparks verfügt.

Die Kommission wird voraussichtlich Anfang Mai wieder zusammentreten, was die erste Sitzung seit der Wiederholungswahl 2023 darstellt. Eine vorherige Sitzung wurde nach dem unerwarteten Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein abgesagt. Es bleibt abzuwarten, welche Empfehlungen die Kommission aussprechen wird und ob eine endgültige Entscheidung über den Standort des neuen Stadions zeitnah getroffen werden kann.

Vision 2030 und Olympiapark

Die Diskussion um das neue Stadion für Hertha BSC ist eng mit der sogenannten „Vision 2030“ verknüpft, einem umfassenden Entwicklungskonzept für den Olympiapark. Dieses Konzept sieht umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen vor, um das Gelände nicht nur für Sportveranstaltungen, sondern auch für kulturelle Events attraktiv zu machen. Geplant sind unter anderem die Sanierung der Maifeldtribünen und die Schaffung von Ausstellungsflächen für das Sportmuseum Berlin. Auch neue Kunstrasenplätze für verschiedene Sportarten sind vorgesehen.

Die Gesamtausgaben für diese Maßnahmen belaufen sich auf etwa 140 Millionen Euro, wobei allein die Renovierung des Olympia-Sommerbades geschätzte 61 Millionen Euro kosten wird. Der gesamte Investitionsbedarf für den Olympiapark wird auf rund 380 Millionen Euro geschätzt. Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Finanzierung eines neuen Stadions in dieses Gesamtbild passt und ob die Stadt Berlin bereit ist, zusätzliche Mittel bereitzustellen.

Die „Vision 2030“ ist nicht nur für die Stadtentwicklung von Bedeutung, sondern spielt auch eine zentrale Rolle für eine mögliche Bewerbung Berlins um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036 oder 2040. Die Stadt hofft, durch die Modernisierung des Olympiaparks die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung zu erhöhen.

Die Herausforderungen eines neuen Stadions

Die Schwierigkeiten, die mit dem Bau eines neuen Stadions verbunden sind, sind vielfältig. Neben den finanziellen Aspekten müssen auch rechtliche und denkmalpflegerische Fragen geklärt werden. Das gesamte Olympiagelände ist denkmalgeschützt, was bedeutet, dass jede bauliche Veränderung strengen Auflagen unterliegt. Das Landesdenkmalamt hat klargemacht, dass der Denkmalschutz nicht ohne Weiteres aufgehoben werden kann und dass alle neuen Bauvorhaben in Einklang mit den bestehenden denkmalgeschützten Strukturen stehen müssen.

Der Entwurf für das geplante Stadion von Hertha BSC zeigt eine moderne Architektur mit vielen Glaselementen. Doch die Umsetzung dieses Designs könnte auf Hindernisse stoßen, da die Gestaltung des Stadions die Umgebung des Olympiaparks nicht stören darf. Ob ein solcher Entwurf genehmigt werden kann, hängt letztlich von den Bewertungen des Landesdenkmalamtes ab.

Die finanziellen Rahmenbedingungen für den Stadionbau sind ebenfalls kritisch. Hertha BSC wird mit den Kosten eines neuen Stadions von mehreren hundert Millionen Euro rechnen müssen. Beispiele anderer Vereine zeigen, dass die Baupreise für vergleichbare Stadien in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Der SC Freiburg beispielsweise investierte 76,5 Millionen Euro in den Bau seines Europa-Park Stadions, während das neue Wildparkstadion in Karlsruhe über 160 Millionen Euro kostete.

Zusätzlich zu den Baukosten müssen auch die Betriebskosten und die langfristige Finanzierung des Stadions in Betracht gezogen werden. In Anbetracht der finanziellen Lage von Hertha BSC und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird es eine Herausforderung sein, Sponsoren zu finden und geeignete Finanzierungsmodelle zu entwickeln.

Ausblick

Die Situation rund um das neue Stadion von Hertha BSC im Olympiapark bleibt angespannt. Der Senat hat klare Schritte unternommen, um die Planungshoheit zu übernehmen und die Weichen für ein neues Stadion zu stellen, doch die Reaktionen aus dem Bezirk deuten auf eine tiefere Auseinandersetzung über die Zukunft des Geländes hin. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, ob und wie sich die Pläne konkretisieren lassen und ob die verschiedenen Interessen miteinander in Einklang gebracht werden können.

Die Frage bleibt: Welche Zukunft hat der Olympiapark, und wie passt das neue Stadionkonzept in die langfristige Entwicklung Berlins als Sport- und Kulturstadt? Der Verlauf der Diskussionen und die Entscheidungen der Expertenkommission werden maßgeblich darüber bestimmen, wie sich die Perspektiven für Hertha BSC und den Olympiapark entwickeln.

Quellen: rbb, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Hertha BSC

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Sport

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