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498.000 Euro im Jahr: So machen sich die Berlin-Chefs die Taschen voll

In Berlin sorgt die Diskussion um die hohen Gehälter der Führungskräfte städtischer Unternehmen für Aufsehen. Die Bezüge einiger Geschäftsführer und Vorstände übertreffen nicht nur die Gehälter vieler Arbeitnehmer, sondern erreichen teils auch das Sechsfache von durchschnittlichen Einkommen in der Stadt. Ein besonders beachtlicher Fall ist das Gehalt der Chefin der Berliner Stadtreinigung (BSR), Stephanie Otto, deren Gesamteinkommen im Jahr 2021 bei beeindruckenden 426.000 Euro lag, wovon allein 168.000 Euro als Bonus gezahlt wurden.

Laut einem Bericht der B.Z. zeigen die Analysen der städtischen Unternehmen, dass die Chefgehälter in Berlin im Durchschnitt 8,5-mal höher sind als die der regulären Angestellten. Diese enormen Einkünfte sind nicht nur auf die Basisgehälter zurückzuführen, sondern auch auf variable Vergütungen, die an bestimmte Leistungsziele gekoppelt sind. Diese Leistungsziele umfassen etwa die Verbesserung der Stadtsauberkeit oder die Steigerung der Kundenzufriedenheit.

Üppige Bonuszahlungen und ihre Hintergründe

Die Bonuszahlungen sind in vielen städtischen Unternehmen wie der BVG, den Berliner Wasserbetrieben und der Investitionsbank üblich. Beispielsweise erhielt der Vorstand der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Rolf Erfurt, im Jahr 2021 ein Gehalt von 401.400 Euro, einschließlich eines Bonus von 110.000 Euro. Diese Vergütungsstruktur wirft Fragen auf, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass diese Unternehmen häufig von öffentlichen Geldern abhängig sind.

Einige Experten, darunter der SPD-Wirtschaftsexperte Jörg Stroedter, kritisieren die hohen Vergütungen. Stroedter äußerte, dass es unethisch sei, wenn der Chef einer Messe dreimal so viel verdiene wie der Regierende Bürgermeister. Kritiker argumentieren, dass diese hohen Gehälter und Boni dazu dienen könnten, die Kosten an anderer Stelle zu drücken, etwa durch Outsourcing von Dienstleistungen oder Einsparungen im Personalbereich.

Die Zielvereinbarungen und ihre Auswirkungen

Die Bonuszahlungen sind oft an spezifische Zielvereinbarungen gebunden. Diese Vereinbarungen können von der Erhöhung der Anzahl elektrischer Fahrzeuge im Fuhrpark bis zu Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes reichen. Im Fall von Frank Bruckmann, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, sind die nächsten Erfolgsprämien an die Umsetzung von Menschenrechtsanalysen bei Lieferanten gekoppelt. Solche Anforderungen sollen sicherstellen, dass die Unternehmen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.

Ein weiteres Beispiel ist die Gesobau, wo der Vorstand Jörg Franzen für die Vermietung an benachteiligte Gruppen und den Baubeginn bei Neubauprojekten belohnt wird. Solche Maßnahmen zielen darauf ab, soziale Gerechtigkeit zu fördern und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, während gleichzeitig die hohen Vergütungen der Führungskräfte gerechtfertigt werden.

Öffentliche Reaktionen und Forderungen nach Reformen

Die öffentliche Diskussion über die Gehälter der Berliner Unternehmenschefs hat deutlich gemacht, dass viele Bürger eine Reform der Vergütungsstrukturen fordern. Laut Stroedter sollten neue Verträge für Führungskräfte keine Boni mehr enthalten oder die Grundgehälter sollten entsprechend gesenkt werden. Dies könnte ein Schritt in Richtung einer gerechteren Verteilung der Mittel in städtischen Unternehmen sein und die Kluft zwischen den Gehältern der Führungskräfte und den ihrer Mitarbeiter verringern.

Die Debatte um die hohen Gehälter wird durch den gesellschaftlichen Druck verstärkt, welcher durch die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen viele Bürger konfrontiert sind, entstanden ist. In Zeiten, in denen viele Menschen mit den steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, erscheinen die Gehälter von Führungskräften in städtischen Unternehmen überzogen und ungerechtfertigt.

Vergleich mit anderen Ländern

Im internationalen Vergleich schneiden die Gehälter der Berliner Chefs im Kontext der öffentlichen Verwaltung weiterhin schlecht ab. Beispielsweise verdienen Parlamentarier in der Schweiz deutlich weniger als ihre deutschen Kollegen, obwohl die Lebenshaltungskosten dort ähnlich hoch sein können. Ein Vergleich der Ausgaben pro Parlamentarier zeigt, dass die Kosten in Deutschland überproportional hoch sind, was die Diskussion um die hohe Vergütung von Führungskräften im öffentlichen Sektor weiter anheizt.

Die Abgeordnetenentschädigung in Deutschland liegt seit Juli 2023 bei 10.592 Euro monatlich, was eine jährliche Summe von etwa 184.000 Euro ergibt. Im Vergleich dazu verdienen Schweizer Parlamentarier etwa 140.000 bis 150.000 Euro jährlich, was die Diskrepanz in der Bezahlung zwischen den beiden Ländern verdeutlicht.

Fazit

Die Gehälter von Führungskräften in Berliner Stadtunternehmen sind ein kritisches Thema, das zentrale Fragen zur Gerechtigkeit und Transparenz im Umgang mit öffentlichen Geldern aufwirft. Das öffentliche Interesse an dieser Thematik zeigt, dass eine Reform der Vergütungsstrukturen notwendig ist, um eine fairere und gerechtere Verteilung der Ressourcen zu gewährleisten. Die Diskussion über die hohen Boni und Gehälter könnte zu einem Wendepunkt für die Politik in Berlin werden, während sich die Stadt auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

Die Entwicklungen in diesem Bereich werden weiterhin verfolgt, um zu sehen, ob die Forderungen nach Transparenz und Gerechtigkeit in der öffentlichen Verwaltung tatsächlich in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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