Jahnsportpark in Pankow: Wird das Stadion trotz der Widerstände weiter abgerissen?
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, oft einfach Jahnsportpark genannt, ist ein bedeutendes sportliches und kulturelles Erbe in Berlin, insbesondere im Stadtteil Pankow. Seit einigen Monaten steht das Cantianstadion im Zentrum einer kontroversen Diskussion über seinen Abriss und die Pläne für einen Neubau. Trotz erheblicher Widerstände, darunter Umweltproteste und rechtliche Anfechtungen, hat der Berliner Senat erklärt, den Abriss des Stadions voranzutreiben. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe und die aktuelle Situation rund um den Jahnsportpark.
Der Abriss des Cantianstadions: Ein beschleunigter Zeitplan
Der Berliner Senat hat angekündigt, dass der Abriss des in den 1950er Jahren errichteten Cantianstadions bis spätestens Sommer 2025 abgeschlossen sein soll. Das neue Stadion, das anstelle des alten errichtet werden soll, ist für 20.000 Zuschauer konzipiert und soll damit als drittgrößtes Stadion in Berlin fungieren. Diese Pläne wurden in einer parlamentarischen Anfrage von Andreas Otto, einem Abgeordneten der Grünen, bekräftigt.
Die Bauverwaltung unter der Leitung von SPD-Senator Christian Gaebler verfolgt einen straffen Zeitplan. Die ersten Abrissarbeiten begannen bereits am 7. Oktober 2024. Der Senat zeigt sich fest entschlossen, den Rückbau des alten DDR-Stadions ohne Verzögerung abzuschließen. Dies geschieht trotz laufender Klagen von Umwelt- und Bürgerinitiativen, die versuchen, den Prozess rechtlich zu stoppen.
Widerstand gegen den Abriss
Gegner des Abrisses, darunter die Bürgerinitiative Jahnsportpark und verschiedene Anwohner, haben sich in den letzten Monaten lautstark geäußert. Die Initiative kritisiert die Pläne als finanziell und ökologisch unverantwortlich. Besonders bemängeln sie, dass die Kosten für den Abriss und den Neubau, die derzeit auf etwa 188 Millionen Euro geschätzt werden, fast doppelt so hoch sind wie ursprünglich veranschlagt. Die Finanzierung des neuen Stadions wird als unzureichend betrachtet, da die vielfältigen Anpassungen der Baupläne seit der ersten Projektidee im Jahr 2014 zu den hohen Kosten geführt haben.
Ein weiteres Argument der Protestierenden ist, dass der vollständige Abriss des Stadions nicht notwendig sei. Stattdessen könnte das bestehende Gebäude renoviert und an moderne Standards angepasst werden, ohne die Umwelt zusätzlich zu belasten. Dies würde helfen, wertvolle Ressourcen zu sparen und gleichzeitig das kulturelle Erbe des Stadions zu bewahren.
Umweltschutz und rechtliche Herausforderungen
Umweltschützer haben Eilanträge gestellt, um den Abriss vor dem Verwaltungsgericht zu stoppen. Eine endgültige Entscheidung über diese Anträge könnte bald fallen und hätte potenziell weitreichende Konsequenzen für das Projekt. Die Bürgerinitiative hat auch eine Petition gestartet, die bis zu 14.000 Unterschriften gesammelt hat, um auf die Bedeutung des Erhalts des Stadions hinzuweisen.
Die Senatsverwaltung hat jedoch klargemacht, dass der Abriss trotz dieser Widerstände fortgesetzt wird. In der Presse wurde betont, dass einige der historischen Flutlichtmasten erhalten bleiben sollen, was für viele Unterstützer des Erhalts ein kleiner Lichtblick ist. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit die Geschichte des Cantianstadions in den Plänen für den Neubau gewahrt werden kann.
Die Vision für den neuen Inklusionssportpark
Die langfristige Vision für den Jahnsportpark sieht die Schaffung eines modernen, barrierefreien Sportzentrums vor, das nicht nur für den Vereinssport, sondern auch für größere Wettkämpfe ausgelegt ist. Der geplante Neubau soll höchsten Standards für Inklusion und Barrierefreiheit entsprechen. Der Verein Pfeffersport, Berlins größter Inklusionssportverein, hat die Pläne für den Neubau ausdrücklich unterstützt, da sie die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Sportstandorts unterstreichen.
Die Planer und Unterstützer des Projekts argumentieren, dass das neue Stadion eine zentrale Rolle für den Sport in Berlin spielen wird und eine Vielzahl von Angeboten für unterschiedliche Sportarten bereitstellen soll. Diese Argumentation wird jedoch von den Gegnern als ein Versuch gesehen, kommerzielle Interessen über das kulturelle Erbe und die Bedürfnisse der Anwohner zu stellen.
Die Zukunft des Jahnsportparks
Die Zukunft des Jahnsportparks bleibt ungewiss. Während der Senat entschlossen ist, den Abriss und Neubau voranzutreiben, wird der Widerstand der Bürgerinitiativen und Umweltschützer nicht nachlassen. Die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen und das öffentliche Interesse an der Thematik könnten die Entwicklung des Projekts erheblich beeinflussen.
Die Diskussion über den Jahnsportpark ist Teil einer breiteren Debatte über die Stadtentwicklung in Berlin, in der es um die Balance zwischen Fortschritt, Erhalt von historischem Erbe und den Bedürfnissen der Bevölkerung geht. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich die Situation um das Cantianstadion entwickelt und welche Lösungen gefunden werden, um die unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen.
Schlussfolgerung
Der Jahnsportpark in Pankow wird weiterhin ein Brennpunkt für Diskussionen über Stadterneuerung, Umweltschutz und die Wertschätzung von historischem Erbe sein. Während einige auf einen Neubau hoffen, der den Sportmodernisierungen Rechnung trägt, sehen andere in den Abrissplänen eine Gefährdung der kulturellen Identität und des umweltbewussten Bauens. In jedem Fall wird der Ausgang dieser Auseinandersetzung sowohl für Pankow als auch für Berlin insgesamt von Bedeutung sein.
Quellen: Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bürgerinitiative Jahnsportpark.