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Kampf gegen Hausärztemangel: Neue KV-Praxis in Köpenick soll Lücke schließen

In Berlin wird die unzureichende hausärztliche Versorgung zunehmend zu einem drängenden Problem. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat nun einen neuen Ansatz gewählt, um dem Hausärztemangel entgegenzutreten. Am 1. Februar 2023 wurde die zweite KV-Praxis im Stadtteil Karlshorst eröffnet, mit dem Ziel, die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu verbessern. Diese Einrichtung ist Teil eines umfassenden Programms zur Schaffung weiterer hausärztlicher Versorgungsangebote in den Berliner Bezirken, die besonders stark unter Fachkräftemangel leiden.

Die neue Praxis in der Rheinpfalzallee 66 steht unter der Leitung von Christiane Vargas, einer Ärztin mit Erfahrung in der Arbeitsmedizin, die sich nun auf die Hausarztmedizin konzentrieren möchte. Im Team der Praxis sind zudem zwei medizinische Fachangestellte tätig. Laut Aussagen von Vargas ist dies eine wertvolle Möglichkeit, an einem neuen Standort aktiv mitzugestalten und den Patienten eine verlässliche medizinische Versorgung zu bieten.

Die Eröffnung der Praxis in Karlshorst folgt auf die Gründung der ersten KV-Praxis im Bezirk Lichtenberg, die bereits positive Resonanz erfahren hat. Der Vorstand der KV Berlin berichtet, dass die Zahl der Bewerbungen für die neuen Praxen ähnlich hoch sei wie bei der ersten Praxis. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Lage im niedergelassenen Bereich angespannt. Der KV-Vorstand hebt hervor, dass das mangelnde Interesse junger Ärzte an der Niederlassung, die zunehmend älter werdenden Praxen sowie der massive Fachkräftemangel zu einer weiteren Verschärfung der Situation führen.

Die KV Berlin hat bereits eine dritte Praxis in Marzahn-Hellersdorf in Planung, um der anhaltenden Unterversorgung entgegenzuwirken. Aktuell sind allein in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick 135 Hausarztsitze unbesetzt. Die KV sieht hier dringenden Handlungsbedarf und fordert von der Politik ein Umdenken, um die ambulante Versorgung der Bevölkerung dauerhaft sicherzustellen.

Ein zentrales Problem ist das anhaltende Desinteresse junger Ärzte an der selbständigen Niederlassung. Viele angehende Ärzte ziehen es vor, in Kliniken zu arbeiten, wo die Arbeitsbedingungen oft als angenehmer angesehen werden. Zudem sind die Rahmenbedingungen in der ambulanten Versorgung, wie beispielsweise die Vergütung und die Bürokratie, oft weniger attraktiv. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass viele Praxen altersbedingt schließen müssen, während gleichzeitig die Nachfrage nach hausärztlicher Versorgung steigt.

Die KV Berlin verfolgt daher das Ziel, diese Lücke durch eigene Praxen zu schließen. Die Schaffung von KV-Praxen soll nicht nur die Anzahl der verfügbaren Hausärzte erhöhen, sondern auch die Qualität der medizinischen Versorgung sichern. Diese Praxen sind speziell darauf ausgelegt, die Bedürfnisse der Patienten vor Ort zu erfüllen und sollen eine wohnortnahe Versorgung ermöglichen.

Die Einführung dieser neuen Einrichtungen ist jedoch nur ein Anfang. Der Vorstand der KV warnt, dass dies lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein sei und dass umfassendere Lösungen erforderlich sind, um den Hausärztemangel nachhaltig zu bekämpfen. Die Politik wird aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die die Attraktivität des Berufsstands steigern und sicherstellen, dass ausreichende Anreize für die Niederlassung gesetzt werden.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Kassenärztliche Vereinigung Berlin mit ihren neuen Praxen einen wichtigen Schritt unternimmt, um die Versorgungslücken im Gesundheitswesen zu schließen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Herausforderungen des Hausärztemangels in Berlin nachhaltig zu bewältigen und ob die Bevölkerung von einer verbesserten medizinischen Grundversorgung profitieren kann.

Diese Informationen basieren auf Berichten der Ärzte Zeitung und des Tagesspiegels, die die Entwicklungen im Bereich der hausärztlichen Versorgung in Berlin und die Maßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigung detailliert thematisieren.

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 in Kategorie: 
Politik

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