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Krise im Berliner Nahverkehr

Krise im Berliner Nahverkehr: BVG hat immer weniger Fahrer bei U-Bahn und Bus

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sehen sich mit einer zunehmenden Krise konfrontiert, die sowohl den U-Bahn- als auch den Busverkehr betrifft. Ein zentraler Faktor dieser Krise ist der akute Personalmangel, der sich negativ auf die Zuverlässigkeit und Frequenz der angebotenen Dienste auswirkt. Die Situation hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschärft, was in den Ausfällen und Verspätungen der Verkehrsmittel deutlich wird.

U-Bahn-Ausfälle und Taktverlängerungen

In den letzten Monaten wurde die Zuverlässigkeit der U-Bahn-Dienste stark beeinträchtigt. Laut einem Bericht der BVG betrug die Ausfallrate im August etwa 7 Prozent, was bedeutet, dass jede fünfzehnte U-Bahnfahrt ausfiel. Dies ist ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu 2022, als noch 99,2 Prozent der Fahrten wie geplant durchgeführt wurden. Die BVG hatte bereits als Maßnahme zur Stabilisierung der Dienste die Frequenzen auf einigen Linien reduziert, um eine verlässlichere Planung zu ermöglichen.

Rückgang des Busangebots

Ähnlich verhält es sich im Busverkehr, wo die BVG in diesem Jahr voraussichtlich nur 90,2 Millionen Fahrkilometer leisten wird – ein Wert, der dem Niveau von 2016 entspricht. Dies steht im direkten Widerspruch zu den vertraglich vereinbarten 97,9 Millionen Fahrkilometern, die das Land Berlin bestellt hat. Eine Analyse des Centers Nahverkehr Berlin hat gezeigt, dass der Rückgang seit 2021 kontinuierlich anhält, und ohne entsprechende Maßnahmen droht bis 2030 eine Angebotslücke von über 11 Millionen Buskilometern.

Personalmangel als Hauptursache

Die Verkehrsplaner führen den dramatischen Rückgang des Angebots hauptsächlich auf den Personalmangel zurück. Trotz diverser Personalgewinnungsmaßnahmen konnte die BVG nicht signifikant zur Stabilisierung der Dienste beitragen. Experten und der Fahrgastverband IGEB äußern sich besorgt über die Situation und fordern, dass die BVG die Arbeitsbedingungen für Busfahrer verbessern müsse, um den Beruf attraktiver zu gestalten.

Die Auswirkungen auf das Fahrpersonal

Die Krise hat nicht nur Auswirkungen auf die Fahrgäste, sondern auch auf die Mitarbeiter. Viele Bus- und U-Bahnfahrer berichten von einer erhöhten Arbeitsbelastung und einer sinkenden Motivation innerhalb der Belegschaft. Ein Busfahrer, der anonym bleiben möchte, schildert seine Erfahrungen mit überfüllten Bussen und dem Druck, Pünktlichkeit zu gewährleisten, obwohl die Rahmenbedingungen dies kaum zulassen. Ein weiteres Problem, das viele Mitarbeiter ansprechen, ist der steigende Respektlosigkeit gegenüber dem Fahrpersonal von Seiten der Fahrgäste, was die Arbeit zusätzlich belastet.

Schritte zur Verbesserung der Situation

Die BVG hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern. Dazu zählt unter anderem die Kontaktaufnahme zu ehemaligen Mitarbeitern, um diese für eine Rückkehr zu gewinnen. Des Weiteren wurden geplante Dienstplananpassungen zurückgenommen, um die Attraktivität des Jobs zu erhöhen. Dennoch wird darauf hingewiesen, dass es erst eine signifikante Verbesserung geben kann, wenn die personelle Ausstattung und die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessert werden.

Die Rolle der Politik

Die aktuelle Krise im Berliner Nahverkehr hat auch politische Dimensionen. Es wird argumentiert, dass die Verkehrspolitik der Stadt und die finanziellen Mittel, die der BVG zur Verfügung stehen, nicht ausreichen, um den Anforderungen des öffentlichen Nahverkehrs gerecht zu werden. Der Personalrat der BVG fordert mehr Geld und Unterstützung von der Politik, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Druck auf die Mitarbeitenden zu verringern.

Fazit

Die Krise im Berliner Nahverkehr zeigt sich in einer Vielzahl von Faktoren, die sowohl die Servicequalität als auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter betreffen. Der akute Personalmangel, die zunehmenden Ausfälle und die wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Belegschaft stellen ernsthafte Herausforderungen dar, die ohne angemessene Maßnahmen nicht gelöst werden können. Eine Zusammenarbeit zwischen der BVG, der Politik und den Mitarbeitern ist unerlässlich, um die Situation zu verbessern und die Zuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin wiederherzustellen.

Quellen

Der Artikel stützt sich auf Informationen aus verschiedenen Berichten und Analysen, unter anderem von rbb24, dem Tagesspiegel und dem Center Nahverkehr Berlin.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Wirtschaft

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