D
Der Mann, der Hertha einte Der plötzliche Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein hat den Berliner Fußballverein in tiefe Trauer versetzt. Bernstein, der erst seit Sommer 2022 an der Spitze von Hertha BSC stand, hat in seiner kurzen Amtszeit viel bewegt und stand für einen Berliner Weg, der die Fans hinter der Fahne des Klubs vereinen sollte. Die außerordentliche Mitgliederversammlung am 26. Juni 2022 im CityCube auf dem Berliner Messegelände wird vielen Hertha-Fans noch lange in Erinnerung bleiben. Die Rufe nach "Hertha BSC heißt unser Verein, Hertha BSC wird es immer sein" hallten durch die Halle, als der Versammlungsleiter das Ergebnis der Wahl zum neuen Vereinspräsidenten verkündete: Kay Bernstein war der Sieger. Ein Mann, der selbst in der Ostkurve groß geworden ist, stand nun an der Spitze des Klubs. Und mit ihm kam neue Hoffnung und Aufbruchstimmung zurück in den Verein. Bernstein trat sein Amt in einer turbulenten Phase der Vereinsgeschichte an. Seit dem Einstieg des Investors Lars Windhorst im Jahr 2019 hatte Hertha BSC sieben verschiedene Trainer und einen Wechsel in der Sport-Geschäftsführung erlebt. Die Presse war voll von Vereinsinterna und persönlichen Eitelkeiten, anstatt sich auf das Wohl des Vereins zu konzentrieren. Bereits in seiner Antrittsrede zeigte Bernstein, dass er es anders machen wollte. Er appellierte an alle, auf die Leute zuzugehen und mit ihnen zu reden, um den Verein wieder auf Kurs zu bringen. Als ehemaliger Vorsänger vor der Ostkurve und Mitglied der Hertha-Ultra-Gruppe Harlekins stand Bernstein für eine moderne Hertha, die ganz Berlin repräsentieren wollte. Seine Zeit als Präsident war geprägt von seinem Einsatz für die Werte der Fanszene. Er setzte sich für das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik ein und war gegen Investoren in der Deutschen Fußball-Liga. Diese klare Haltung für Faninteressen brachte Bernstein großen Respekt bei Herthas Anhängern ein. Aber auch Fanszenen in ganz Deutschland werteten seine Wahl und seine Arbeit als Signal für einen anderen Profifußball, in dem es weniger um Geld und mehr um Werte wie ausgeglichenen Wettbewerb, Gemeinschaft und Zusammenhalt gehen könnte. Bernsteins Wirken als Präsident war aber weit mehr als nur symbolisch. Im Januar 2023 entließ er nach einer Derby-Niederlage gegen Union den damaligen Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic und setzte stattdessen auf Benjamin Weber und Zecke Neuendorf. Diese Personalentscheidung war Teil eines "Berliner Wegs", mit dem Hertha zurück zum Erfolg kommen sollte. Mitarbeiter und junge Spieler aus der eigenen Stadt sollten Hertha wieder nach oben führen und den finanziell angeschlagenen Verein stabilisieren. Trotz des Abstiegs in die 2. Bundesliga im Sommer 2023 und der Unsicherheit um die Zweitliga-Lizenz blieb die Stimmung bei Hertha in der Hinrunde positiv. Bernstein betonte immer wieder den Zusammenhalt innerhalb der Hertha-Familie und konnte insgesamt gut 10.000 neue Vereinsmitglieder für sich gewinnen. Bernsteins Vermächtnis wird dem Hauptstadtklub bleiben, der auch in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen steht. Die finanzielle Sanierung, der Umgang mit dem Investor 777 Sports und ein vereinseigenes Stadion sind nur einige der Projekte, die Bernstein gerne angegangen wäre. Kay Bernstein verstarb im Alter von 43 Jahren und hinterlässt eine Frau und eine Tochter. Sein Tod ist ein großer Verlust für Hertha BSC und den gesamten deutschen Fußball. Die Trauer um den Mann, der Hertha einte, ist groß. Aber sein Erbe und seine Vision für einen anderen Fußball werden weiterleben.
Veröffentlich
 in Kategorie: 
Sport

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen