Neuköllner Modell soll berlinweit gegen Jugendkriminalität umgesetzt werden

Das Neuköllner Modell, ein innovatives Programm zur Bekämpfung von Jugendkriminalität, soll nun auf ganz Berlin ausgeweitet werden. Dieses Konzept, das ursprünglich 2017 im Bezirk Neukölln ins Leben gerufen wurde, hat sich als effektiv erwiesen, indem es intensiv mit Jugendlichen zusammenarbeitet, die entweder als Intensivtäter bekannt sind oder kurz davor stehen, in die Kriminalität abzurutschen. Laut Berichten hat die „Arbeitsgruppe Jugenddelinquenz“ rund 90 betroffene Kinder und Jugendliche erfolgreich betreut, sodass diese nun bessere schulische, soziale und berufliche Perspektiven haben.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) kündigte an, dass in den Jahren 2024 und 2025 jeweils 2,6 Millionen Euro für die Ausweitung des Projekts bereitgestellt werden. Für das laufende Jahr sind bereits 1,3 Millionen Euro eingeplant. Diese finanzielle Unterstützung soll dazu dienen, die Anzahl der Mitarbeiter in den Jugendämtern zu erhöhen, wobei jedes Amt zwei bis vier neue, unbefristete Stellen erhalten soll.

Hintergrund und Motivation

Die Entscheidung, das Neuköllner Modell auf ganz Berlin auszuweiten, erfolgte im Zuge der Reaktionen auf die Silvesterkrawalle 2022, als die Notwendigkeit für wirksame Maßnahmen zur Gewaltprävention deutlich wurde. Der Jugendgewaltgipfel, der im Februar stattfand, führte zu diesem Schritt. Das Neuköllner Modell ist Teil eines umfassenderen Maßnahmenpakets, das insgesamt 29 Maßnahmen zur Prävention von Jugendgewalt umfasst. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt der Senat in diesem Jahr 20 Millionen Euro zur Verfügung.

Funktionsweise des Modells

Das Neuköllner Modell richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren. Es funktioniert durch eine enge Zusammenarbeit von Sozialarbeitern, Schulen, der Polizei sowie weiteren Institutionen wie der Jugendberufshilfe und der Justiz. Ein zentraler Aspekt des Modells ist das Vertrauen, das die Jugendlichen zu den Sozialarbeitern aufbauen. Diese sind nicht nur während der wöchentlichen Treffen, sondern auch telefonisch erreichbar, um Unterstützung zu bieten.

Erfolgskriterien und -berichte

Ein großes Ziel des Modells ist es, dass die betreuten Jugendlichen ein Jahr lang keine neuen Straftaten verüben. Bislang wurde berichtet, dass nur elf der betreuten Jugendlichen das Programm vorzeitig abgebrochen haben. Die Sozialarbeiter sind in direktem Kontakt mit den Jugendlichen und reagieren schnell auf etwaige Straftaten, um sofortige Gespräche zu führen und eine Auseinandersetzung mit dem Fehlverhalten anzuregen.

Kooperation und Netzwerkarbeit

Die enge Kooperation zwischen den Sozialarbeitern und der Polizei ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg des Neuköllner Modells. Sozialarbeiter werden in der Regel innerhalb eines Tages über Straftaten informiert, die von einem ihrer Schützlinge begangen worden sein könnten. Dieses schnelle Handeln ermöglicht es, schnellstmöglich mit den Jugendlichen zu sprechen und sie dazu zu bringen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Auch die Einbindung der Eltern ist ein wesentlicher Aspekt des Modells.

Ausblick auf die Umsetzung in Berlin

Die Ausweitung des Neuköllner Modells auf ganz Berlin wird in den kommenden Monaten konkretisiert. Im September 2023 ist eine Besprechung mit allen beteiligten Bezirken geplant, in der die konkrete Umsetzung des Projekts besprochen wird. Die Umsetzung wird voraussichtlich zum Beginn des Jahres 2024 starten. Bezirke, die bereits früher mit der Besetzung der neuen Stellen beginnen können, werden mit den notwendigen finanziellen Mitteln unterstützt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Neuköllner Modell als ein vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Jugendkriminalität in Berlin gilt. Die bisherigen Erfolge und die geplante Ausweitung auf die gesamte Stadt sind Schritte in Richtung einer nachhaltigeren und effektiveren Prävention von Jugenddelinquenz.

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